Was deutsche Unternehmen aktuell im E-Commerce planen

Bild: S_L_shutterstock

30.11.2023 - Was im Handelsmarketing in den kommenden Monaten auf der Agenda der Unternehmen steht, das haben Expertinnen und Experten verraten.

von Joachim Graf

Welche technologischen und strategischen Herausforderungen und Trends aktuell und in naher Zukunft bei den Unternehmen in Sachen E-Commerce und Marketing im (digitalen) Fokus stehen, das haben wir bei deutschsprachigen Expertinnen und Experten abgefragt.

"Die sp�rbare Kaufzur�ckhaltung der Verbraucher ist das aktuelle Hauptproblem im E-Commerce."

Bild: Akeneo

Kristin Naragon, Omnichannel-Strategin bei Akeneo , beispielsweise h�lt die "sp�rbare Kaufzur�ckhaltung seitens der VerbraucherInnen" f�r das aktuelle Hauptproblem im deutschsprachigen E-Commerce, bei dem die Verantwortlichen im Handelsmarketing gegensteuern m�ssen. F�r Josephine Wick Frona, Head of Marketing DACH bei HubSpot ist darum die gr��te strategische Herausforderung das "Halten der Bestandskundschaft".

Laut Kristin Naragon kommt daher "der kontinuierlichen Diversifizierung im Rahmen von Omnichannel-Strategien eine entscheidende Bedeutung" zu. Deren operative Umsetzung erfordere Technologien und Systeme, die "jederzeit �ber alle Touchpoints und Kan�le hinweg sowohl maximale Flexibilit�t als auch h�chs�te Konsistenz gew�hrleisten". Denn: "Damit lassen sich binnen k�rzester Zeit konsistente Produktinformationen bereitstellen." Das er�ffne in der aktuell schwierigen Marktsituation kurzfristige Diversifizierungschancen und steigere die Verkaufswahrscheinlichkeit durch Personalisierung.

Eine Einsch�tzung, die Ralf Gladis, CEO und Gr�nder des deutschen Payment-Serviceproviders Computop teilt: "Aktuell und wahrscheinlich l�nger als sechs Monate besch�ftigt viele unserer H�ndler das Thema Omnichannel. Hier sind noch lange nicht alle Prozesse vereinheitlicht. Sich fit zu machen f�r sich �ndernde Kundenw�nsche, durchgreifende Digitalisierung und neue Kan�le wie Shopping-Apps oder Social Commerce ist die aktuelle Herausforderung."

"Der Vertrieb im station�ren Handel birgt das gr��te Digitalisierungspotenzial."

Bild: Solute GmbH

Auch Bernd Vermaaten, Gesch�ftsf�hrer von Adtech-Anbieter Solute GmbH sieht in seinen Kundenprojekten kurzfristig vor allem die weitere digitale Transformation im Vordergrund: "Der Vertrieb im station�ren Handel birgt aus unserer Sicht das gr��te Digitalisierungspotenzial". Um dieses Digitalisierungspotenzial voll auszusch�pfen, m�ssten Produkte und Services noch st�rker auf die Kundin oder den Kunden zugeschnitten werden. Hier nennt Thomas L. R�dding, CEO von Narravero auch rechtliche Anforderungen als eine aktuelle Herausforderung f�r das Handelsmarketing und h�lt die Einf�hrung des digitalen Produktpasses dabei f�r eine Herausforderung, die dringend im E-Commerce angegangen werden sollte.

In den kommenden Monaten steht auch das Thema Daten ganz oben auf der Agenda im Handelsmarketing. Davon ist unter anderem Barbara Stadler �berzeugt. Die Head of Business Development & Sales bei der Agentur Recordbay sieht Ma�nahmen zur Kundenbindung im Fokus: "Aktuell ist das Interesse der Unternehmen gr��er denn je, ihre KundInnen kennenzulernen und Informationen zu ihnen zu sammeln, um sie zielgerichteter ansprechen zu k�nnen."

David Laux, wiederum, Group CEO von CRM- und KI-Dienstleister Digitall stellt in seinen Projekten fest, "dass viele Unternehmen koh�rente Systeme zur Zentralisierung ihrer Daten einrichten, um sich auf k�nftige KI-Strategien f�r personalisiertes Marketing und entsprechende Prozesse vorzubereiten - vor allem da, wo der E-Commerce bereits einen gro�en Teil des Gesch�fts ausmacht, aber noch mehr mit den Erfahrungen aus den lokalen Gesch�ften verbunden werden muss, um ein nahtloses Erlebnis zu schaffen." Das bedeute, dass Unternehmen Multi-Cloud-Systeme einrichten m�ssen, um Instore-Daten mit den Daten des Online-Shops und der gesamten Kundenhistorie im Marketing zu verbinden.

"Retail Media wird vom Trend zum Must-Have."

Bild: Criteo

Mit dem Wegfall von Cookies erlebe Retail Media eine Renaissance, sagt Paco Panconcell, Gesch�ftsf�hrer DACH bei Channel Factory und Corinna Hohenleitner, Director Activation Central Europe, Criteo ist sich sicher: Retail Media wird vom Trend zum Must-have. Immer mehr Shops setzten auf Onsite-Monetarisierung, Retail Media Offsite erfreuten sich ebenfalls immer gr��erer Beliebtheit. Doch so einfach geht es wohl nicht: Das von Google f�r Mitte 2024 angek�ndigte Cookie-Ende betrifft im Offsite-Bereich auch den Dmexco-Megatrend Retail Media.

Wie sich hier das Tracking entlang der gesamten Customer Journey und die Attribution bis zum Kaufabschluss am besten l�sen l�sst und wie bereits implementierte Technologien angepasst werden m�ssen, "sind wohl die h�ufigsten Fragen, die Unternehmen derzeit und auch in den n�chsten sechs Monaten umtreiben", argumentiert Armin Nusser, Director Sales & Partner Management von Laya Media .

"In den kommenden Monaten steht die Modernisierung von MarTech-Stacks im Fokus", sagt David Berger, Senior Managing Consultant bei Elaboratum . Hierzu geh�rt seiner �berzeugung nach, dass sich Unternehmen hinsichtlich der Integration von Customer Data Platforms (CDPs) entscheiden m�ssen. Zudem sollten Shop-System, PIM, CRM usw. k�nftig besser und automatisiert integriert werden. Dass Unternehmen aktuell "alles daran setzen, die zur Verf�gung stehende technologische Power in ihre Gesch�ftsabl�ufe zu implementieren", sagt auch Asbj�rn Rosenberg, Consulting- und Strategiechef bei Smarketer : "PIM-Systeme verkn�pfen sich mit Marketingautomation-Tools, um eine aufschluss- sowie erfolgreiche Verbindung zwischen Produktinfos und Marketingaktionen zu erzeugen." "Automated CRM" wiederum ist f�r Christof Braun, Gesch�ftsf�hrer House of Commerce der Trend "inmitten sich versch�rfender Herausforderungen im E-Commerce", um in einer nahtlosen Omnichannel-Umgebung ein durchg�ngiges Einkaufserlebnis zu bieten.

Hier sieht Markus Rohmeyer, CPO von Novomind viele Chancen mit Composable Commerce. Es sei "ein viel diskutiertes Buzzword, zu dem uns Anfragen erreichen: Bei jedem Unternehmen gilt es, individuell die Kosten, den Nutzen und die Risiken im Vergleich zum Best-of-Breed-Ansatz abzuw�gen."

ONEtoONE 6/2023 - Handelsmarketing im Fokus

Der Artikel "Digitale Trends im E-Commerce - Was deutsche Unternehmen aktuell im E-Commerce planen" ist Teil der ONEtoONE Printausgabe 6/2023 mit dem Schwerpunktthema Handelsmarketing. Wenn Sie in Zukunft keine Ausgabe mehr verpassen wollen, k�nnen Sie sich ganz einfach registrieren und erhalten die n�chsten Ausgaben kostenlos nach Hause geschickt. Jetzt f�r ONEtoONE Free registrieren

K�nstliche Intelligenz wird nach der Meinung der Mehrheit auch im Onlinehandel eine wichtige Rolle spielen. Das sagte so gut wie jeder, den wir befragt haben. Coach Marcel Kaffenberge�r beispielsweise erf�hrt das st�ndig in seinen Kundengespr�chen. Er sieht die Einf�hrung von personalisierten KI-Systemen in ECommerce-Plattformen zur Verbesserung der Kundenerfahrung sowie die Integration von PIM-Systemen in Marketingautomatisierungsl�sungen f�r eine konsistente Produktinformationen f�r zwei wesentliche Aspekte.

Dem pflichtet Marketingmanagerin Leona Schl�nzen von Atlantis dx zu. Bei dem Digitalisierungsdienstleister erwarten sie im n�chsten halben Jahr vor allem die verst�rkte Integration abgegrenzter generativer KI-L�sungen in bestehende Systeme und Workflows, so beispielsweise die Einbindung von KI-Chatbots im Online-Shop: "Dar�ber hinaus wird eine vielf�ltigere Personalisierung von Inhalten und Produktpr�sentationen immer wichtiger. Basierend auf gesammelten Daten und KI-Modellen k�nnen diese zielgerichtet und verhaltenserratend eingesetzt werden." Mona Philippi, Head of Marketing von Trbo warnt allerdings: "Auch wenn der Hype um k�nstliche Intelligenz anh�lt, sollten KI-Systeme mit Bedacht ausgew�hlt werden."

F�r Dr. Beatrice Eiring, Head of Content Creation, Eology sind "die M�glichkeiten von Chatbots wie ChatGPT, Google Bard oder Bing Chat" ein wichtiges, aber zu diskutierendes Thema. �ber alle Branchen hinweg w�rden die Einsatzm�glichkeiten von KI diskutiert - sei es im Produktdatenmanagement, in der Content-Erstellung, im Vertrieb oder auch in der Kundenkommunikation. Sie ist sich sicher: Die n�chsten sechs Monate werden daher davon gepr�gt sein, dass Unternehmen die Einsatzm�glichkeiten ausloten. "Denn KI bietet nicht nur Vorteile, sondern ebenso Risiken wie Daten- und Urheberschutz, Verl�sslichkeit und Abh�ngigkeit von Technologie."

Auch Maximilian Balbach, Co-CEO der Crossvertise GmbH erwartet einen Chatbot-Boom: "In den kommenden sechs Monaten werden immer mehr Unternehmen Chatbots und KI-getriebene Assistenten f�r Kundensupport, Sales und Marketing einsetzen, um Nutzenden eine unmittelbare, personalisierte Interaktion zu bieten." Die Herausforderung liegt seiner Meinung nach vor allem darin, die Bots mit den bestehenden Support- und Shopsystemen so zu verkn�pfen, dass sie auf APIs zugreifen und ihre Aufgaben vollst�ndig erledigen k�nnen.

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Michael Sahlender
(Mirakl)

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