Vereinigung an der Elbe

17.02.2001 - Die beiden frisch fusionierten Hamburger Agenturen Fritsch Heine Rapp Collins und Direct Friends vollziehen in gewisser Weise eine Wiedervereinigung.

Es wächst zusammen, was schon mal zusammen gehörte. Die beiden frisch fusionierten Hamburger Agenturen Fritsch Heine Rapp Collins und Direct Friends vollziehen in gewisser Weise eine Wiedervereinigung. Schließlich war der heutige Direct-Friends-Chef Michael Klein (44) von 1984 bis 1989 Mitarbeiter bei einer Agentur namens Drescher, Heine, Rapp + Collins. Aus der ist - nach dem Abgang des damaligen Mit-Namensgebers Uwe H. Drescher - letztlich die heutige Fritsch Heine Rapp Collins hervorgegangen. Michael Klein indes ist damals mit Drescher aufgebrochen, um 1990 Direct Friends zu gründen.
Im Jahr 2001 ist Drescher ebenso wie Michael C. Heine aus dem aktiven Agenturgeschäft ausgestiegen, die Direct Friends hat eine ebenso flüchtige wie unschöne Network-Liaison mit Bozell hinter sich gebracht und FHRC ist unter der Führung von Otfried A. Fritsch (51) eine der Top-DM-Agenturen Deutschlands. Irgendwie sind also alle erwachsen geworden. Und deshalb kann man davon ausgehen, dass dies eine der Fusionen sein könnte, die funktionieren. Schließlich passen sogar noch die Büromöbel zusammen, wie langjährige Mitarbeiter frotzeln.
Gemeinsam erwirtschaften die beiden Agenturen mit insgesamt 233 Mitarbeitern ein Gross Income von rund 42 Millionen Mark. Künftig werden beide Agenturen unter Fritsch Heine Rapp Collins firmieren, Direct Friends soll aber als Marke erhalten bleiben.
Mehrheitsgesellschafter ist die DDB-Holding COM Communi-cation Management, die geschäfts- führenden Gesellschafter Otfried A. Fritsch, der auch die Funktion des CEO inne hat, Michael Klein, Georg Schumacher (45), Jürgen Fechner (55) und Group CFO Frank Kluge (39) verfügen gemeinsam über "substantielle Anteile", es handele sich nicht um "Renten"-Shares, wie die Führungsriege betont.
Kundenverluste sind durch den Merger nicht zu erwarten, denn die Agenturen sind unterschiedlich positioniert - während FHRC integrierte Dialogkonzepte entwickelt, konzentriert sich Direct Friends mehr auf das traditionelle Direktmarketing. Während FHRC Sony Europe, DHL oder Dresdner Bank betreut, kümmert sich Kleins Mannschaft um Etats von Bertelsmann Buchclub, Great Universal Stores oder Westfalia.
Generell hat der eine, was der andere nicht hat. Direct Friends verfügt über die Fulfillment-Töchter Productions 32 (ehemals meditel) und Improof, deren Dienste nun auch FHRC zukommen, die Truppe um Fritsch verfügt hingegen über eine Interactive-Tochter - ein Feld, das Direct Friends bislang nicht besetzte. Auch die Dienste der Schumacher Werbeagentur, bislang eine Tochter der Direct Friends, sollen der neuen Agentur zugute kommen. Schumacher will zusammen mit Fechner auch den Bereich der klassischen Werbung ausbauen.
Überhaupt verfolgt man nun den "Total Communications Approach", zu Deutsch: Die Agentur will künftig ein "Komplettanbieter" sein. "Im Prinzip bauen wir ein neues Kommunikationsunternehmen", sagt Klein. Dafür werden nun zunächst mal 6.000 Quadratmeter Bürofläche gesucht, denn spätestens bis zum Sommer wollen beide Agenturen zusammenziehen, Arbeitsgruppen sollen zuvor den Merger aufbereiten, um einen "Kulturschock" zu vermeiden. Ist das erstmal gewuppt, will FHRC weiter expandieren - mittelfristig sollen neue Standorte in Deutschland eröffnet werden, auch "Zukäufe von Spezialdisziplinen" sind, so Fritsch, nicht auszuschließen. vh

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