15.05.2000 - Vom 8. bis 9. Mai lud der hamburger dialog, Kongress für die Werbebranche, zum zweiten Mal Branchen-Insider im Hamburger Congress Centrum zur Diskussion ein.
Motto in diesem Jahr: "Effizienz der Kommunikation: Neue Vielfalt - neue Chancen". Gezählt wurden 950 Teilnehmer aus verschiedenen Kommunikationsbranchen und der Industrie, die sich in 35 Vorträgen und Workshops über Trends in der Werbung informieren konnten. Die Themenvielfalt des zweitägigen Kongresses versprach schon im Vorwege interessante Eindrücke, die durch die praxisnahen Darstellungen und Workshops bestätigt wurden.
Die Themenvielfalt war es auch, die die unterschiedlichen Genres in Marketing und Werbung in den Dialog brachte und dafür sorgte, dass neben Neuem und Wissenswertem auch der Kontakt zu Kollegen und Konkurrenten nicht zu kurz kam. Getreu dem Aufruf, den Elephant Seven-Geschäftsführer Götz Teege formulierte: "Die einzelnen Medien müssen mehr und mehr zusammenspielen." Die Veranstalterin Hamburg Messe und Congress GmbH verbuchte den hamburger dialog denn auch als vollen Erfolg - er soll von nun an in jedem Frühjahr stattfinden.
Die Trends
One day, all marketing will be direct marketing - das untermauern die aktuellen Zahlen zur Verteilung der Werbe-Budgets und die Verschiebungen von der klassischen Werbung zum Direktmarketing. DDV-Präsident Prof. Bernd Kracke formulierte im Rahmen der Diskussionsrunde "Dialog versus Masse" drei Thesen:
1. Jegliche Werbung wird künftig mit Dialogelementen versehen sein.
2. Gewinnen wird derjenige, der sich den Zugriff auf die Kundenprofile sichert.
3. Daten- und Verbraucherschutz werden zu entscheidenden Themen.
Die Kommunikationsstrategien ändern sich ebenso wie die Anforderungen der Verbraucher. Eine wichtige Zielgruppe sind nach wie vor die Jugendlichen. Die Jugend wolle sich mehr denn je von der "Welt der Erwachsenen" abgrenzen. "Durch den derzeitigen Jugendkult der Mediengesellschaft fällt es ihr aber zunehmend schwerer", so Tim Renner, Präsident Music Group bei Universal Music. "Durch die Adaption der Jugendkultur auf die Älteren wird diese natürliche Grenze verwischt, das Produkt für die Jugend uninteressant. Die Wirtschaft muss im Jugendmarketing neue Wege suchen."
Gleiches gilt im Bereich Unternehmensentwicklungen: Reichte es in der Vergangenheit bei einer übersichtlichen Anzahl von Neu-Emissionen, entsprechende Anzeigen in entsprechenden Zeitungen zu schalten, kann man heute, bei rund 250 geplanten Börsengängen allein in diesem Jahr, nicht mehr von einem vorprogrammierten Erfolg ausgehen. Johannes Röhr, Mitglied der Geschäftsführung bei KNSK Slagman: "Wer heute sein Unternehmen erfolg-reich an die Börse bringen möchte, muss sich wesentlich genauer als früher überlegen, welche Zielgruppe er mit seinen Aktien ansprechen möchte und über welche Kommunikationsstrategie er sie am effektivsten erreichen kann."
Die Highlights
Natürlich gab es sie auch, die grundtiefe Langeweile bei langatmigen Vorträgen. Aber auch absolute Highlights bot der hamburger dialog, wie zum Beispiel die Podiumsdiskussion mit Dr. Thomas Middelhoff, Vorstandvorsitzender Bertelsmann, ZDF-Moderatorin Petra Gerster und Manfred Bissinger, Chefredakteur Die Woche. Middelhoff gab zum Beispiel zum Besten, dass man den Fernsehzuschauer nicht unterschätzen dürfe, er selbst bestimme, was er sehen möchte und was nicht. Schlechtes und Langweiliges habe keine Chance. Oder: Wäre das Kartellamt nicht davor, könne man sich eine Übernahme des ZDF vorstellen. Man habe bei Bertelsmann entsprechende Planspiele betrieben.
Ein Höhepunkt war auch die Verleihung des "Goldenen Hirschen in Gold". Der Preisträger dieses Jahres ist - wie kann es anders sein - "Der unbekannte Inder". Stellvertretend für alle indischen Green-Card-Anwärter hatte man zumindest einen Hamburger indischer Abstammung aufgetrieben. Bernd Heusinger, Chef der Hamburger Agentur Zum goldenen Hirschen, hielt auch dieses Jahr wieder eine seiner bekannt polemischen Reden, in der es u.a. hieß: "Der Inder ist nichts anderes als ein vorgeschobenes, liebenswertes, wunderschönes Symbol für die neuartigen gesellschaftlichen Probleme, die wir hier bei uns zu Hause haben." Und weiter wetterte er gegen die gesellschaftspolitische Visionslosigkeit sowohl der Old- als auch der New-Economy-Profiteure.
Der Flop
Bemerkenswert war, dass die Veranstalter eines internationalen Kommunikationskongresses es mit der eigenen Kommunikation anscheinend nicht so genau nahmen - jedenfalls scheiterte das Fest der Hamburger Medienwirtschaft in der Handelskammer offenbar an fehlender PR. Organisiert wurde das Fest in Konkurrenz zur Spiegel-TV-Party, und leider zog die Kommunikationsbranche den Kürzeren. Schade, es hätte lustig werden können.
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