T-Online: Börsengang und Kundenfang

20.03.2000 - Telekom-Chef Ron Sommer bleibt dabei: Er will bei der Zeichnung der T-Online-Aktien, voraussichtlich in den ersten beiden April-Wochen, weiterhin T-Online-Kunden bevorzugen, die bis zum 31. März an einer Befragung zur Kundenzufriedenheit auf dem T-Online-Portal teilnehmen.

Trotz Androhung einer Einstweiligen Verfügung seitens der Wettbewerbszentrale in Bad Homburg, die das Vorgehen der Telekom als wettbewerbsverzerrend empfindet. Leider war kein persönliches Telefonat mit Hauptgeschäftsführer Dr. Reiner Münker von der Wettbewerbszentrale möglich, hier erhält man zur Zeit nur schriftliche Stellungnahmen per Fax. Das Frageaufkommen hatte offenbar übertriebene Ausmaße angenommen, wie die Begrüßung des Sekretariats von Annette Groner erahnen lässt: "Geht es um die Telekom?" Das Fax legt es dann offen: "Das Landgericht Hamburg hat in Form eines Beschlusses gegenüber der Deutschen Telekom AG und der T-Online International AG festgestellt, dass die Bewerbung und Gewährung einer bevorzugten Zuteilung der T-Online-Aktien für Teilnehmer einer Kundenbefragung unzulässig ist. Die Entscheidung des Landgerichts Hamburg ist nicht rechtskräftig, das Verfahren ist nicht abgeschlossen." Dafür stand Telekom-Sprecher Stefan Brosio ONEtoONE Rede und Antwort.

Telekom-Sprecher Stefan Brosio stellte zunächst einmal klar: "Wir bleiben bei der berechtigten Bevorzugung der T-Online-Kunden. Wer sich 20 bis 30 Minuten Zeit genommen hat, um den Fragebogen auf der T-Online-Site auszufüllen, der hat auch ein kleines Dankeschön verdient." Die Bevorzugung bei der Aktienzeichnung sei lediglich eine kundenfreundliche Maßnahme, und die Einstweilige Verfügung unverständlich. Auch die Börsenaufsicht in Frankfurt habe die Legitimität der Maßnahme bestätigt. Die Befragung dient der Telekom laut Stefan Brosio dazu, die Interessen und Wünsche der Kunden besser kennen zu lernen. Werden Navigationshilfen gewünscht? Oder neue Themenbereiche? Ist der Internet-Zugang zu langsam? Hier könnte T-Online dem Kunden neue Technologien empfehlen. Die Flatrate kommt laut Brosio Mitte des Jahres, die Kunden werden auf der T-Online-Homepage nun zu ihren Preisvorstellungen für den günstigen Internetzugang befragt. Auch zu Werbemaßnahmen können die Kunden ihre Meinung abgeben. Welche Leistungen der Telekom sind dem Markt bekannter als andere und warum? Durch die Befragung erhält die Telekom zweifellos wertvolle Kundendaten, die laut Brosio dazu genutzt werden sollen, die Leistungen besser auf den Markt zuzuschneiden und die Kundenzufriedenheit zu steigern.

Es stellt sich allerdings die Frage, ob nicht viele Menschen auf die Schnelle T-Online-Kunden werden, um bei der Zeichnung der Aktien bevorzugt zu werden. Das würde der Telekom eine Neukundenwelle bescheren, die Kundenzufriedenheit geriete in den Hintergrund, da ja Neukunden gar keine konstruktive Kritik an einem bis dato unbekannten Online-Dienst üben können. Brosio: "Es geht uns im Wesentlichen um die bestehenden Kunden, die T-Online kennen und uns über ihre Nutzungserfahrungen berichten können. Nehmen neue Kunden an der Befragung teil, so gehen wir davon aus, dass sie T-Online bereits kennen und beurteilen können. Wir können nicht bestätigen, dass durch die einmonatige Kundenbefragung in Verbindung mit der Aktienzeichnung besonders viele Neukunden gewonnen werden. Unabhängig von der Befragung, die am 1. März begonnen hat, konnten wir einen enormen Anstieg der Kundenzahlen verzeichnen, 1999 haben wir 1,5 Millionen Neukunden gewonnen. Die Resonanz auf die Befragung ist zweifellos sehr gut, wir haben aber keine Wochenzahlen und müssen die Auswertung abwarten." Und was, wenn die Wettbewerbszentrale die Telekom weiter des unlauteren Wettbewerbs beschuldigen sollte? Brosio: "Wir schließen den Rechtsweg nicht aus.“

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