Zu einer der großen Versprechen der Digitalisierung gehört, dass Arbeitsabläufe effizienter und einfacher ablaufen. Arbeitskräfte sollen entlastet werden, um mehr Zeit für wirklich wichtige Tätigkeiten zu haben. Doch 40 Prozent der Beschäftigten in Deutschland fühlen sich durch die Digitalisierung in ihrer Arbeitswelt nicht entlastet, sondern stärker belastet. Für Yasmin Fahimi
, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB)
, sind die Ergebnisse der repräsentativen DGB-Umfrage 'Index Gute Arbeit 2022'
deshalb ein "Alarmsignal". 6.689 Personen wurden dafür befragt.
Anforderungen sind stark gewachsen
83 Prozent der Beschäftigten nutzen bei ihrer Arbeit digitale Arbeitsmittel - am häufigsten verbreitet ist die digitale Kommunikation (79 Prozent). Ein Fünftel (21 Prozent) arbeitet mit Künstlicher Intelligenz.
46 Prozent der Befragten gaben an, dass durch Multitasking Anforderungen im Arbeitsalltag gewachsen sind. Mehr als ein Drittel (33 Prozent) sehen sich bei der Arbeit stärker überwacht. Zudem steigen für zwei Drittel der Beschäftigten die Anforderungen an ihre Qualifikation. Über bessere Arbeitsbedingungen durch Digitalisierung berichten hingegen nur wenige Beschäftigten. Für knapp ein Viertel (23 Prozent) der Befragten vergrößert sich durch digitale Arbeitsmittel der Entscheidungsspielraum bei der eigenen Tätigkeit.
Digitalisierung führt zu Arbeitsverdichtung
"Die Potenziale der Digitalisierung werden viel zu wenig genutzt", kritisiert DGB-Chefin Yasmin Fahimi.
"Digitalisierung soll Unterstützung und Erleichterung sein, statt Beschäftigte zu belasten, Stress zu erzeugen und so das Risiko für psychische Erkrankungen zu erhöhen." In Zeiten des Fachkräftemangels könne sich Deutschland das nicht leisten. Der DGB fordert deshalb mehr Mitbestimmung und eine stärkere Beteiligung der ArbeitnehmerInnen,
"um die Arbeitswelt nachhaltig, gesund und transparent zu digitalisieren", so Fahimi.
Die Corona-Pandemie löste einen Digitalisierungsschub aus, entsprechend weit verbreitet ist mobile Arbeit. Die Mehrheit der Beschäftigten (56 Prozent) nutzen inzwischen regelmäßig Videokonferenzen. Dabei zeigt sich, dass die neuen Kommunikationsmöglichkeiten im Homeoffice oder bei mobiler Arbeit zwar effizient sind, aber für viele Beschäftigte mit Arbeitsverdichtung einhergehen: Wenn Videokonferenzen intensiv genutzt werden, berichten drei Viertel (74 Prozent) von einer wachsenden Zahl an Besprechungen, 26 Prozent sind (sehr) häufig mit mehreren pausenlos aufeinanderfolgenden Videokonferenzen konfrontiert.