Mobilnutzung

Mobilfunkanbieter: Neuer Preiskampf droht

25.04.2022 - Jeder fünfte Mobilfunknutzer nutzt bereits Verträge ohne Datenlimit. Zukünftig wollen mehr als 40 Prozent der Kunden einen solchen Tarif wählen. Mobilfunk-Anbieter sehen sich mit einem Preiskampf konfrontiert, neue Bezahlmodelle müssen her. Das wahrscheinlichste Szenario: Tarife basierend auf Speed und Zusatzservices.

von Christina Rose

Eine Studie der Strategieberatung Simon-Kucher & Partners   hat untersucht, wie die Zukunft der Telekommunikationsservices aussieht. Die wichtigste Erkenntnis: Immer mehr Kunden (20 Prozent) nutzen Verträge ohne Datenlimit. Und das Interesse an solchen Bezahlmodellen wächst weiter. Ganze 53 Prozent der Mobilfunknutzer finden derartige Angebote attraktiv. Ein Großteil (41 Prozent) äußert sogar eine konkrete Kaufabsicht.

Neue Bezahlmodelle müssen sich an der Kaufmotivation ausrichten

"Immer mehr Kunden fordern unbegrenztes Internet, dieser Entwicklung können sich Anbieter nicht entziehen. Schon bald wird ein solches Angebot Standard sein. Monetarisierung muss daher auf anderen Wegen erfolgen. Beispielsweise über Speed. Dies ist schließlich mit die größte Kaufmotivation", sagt Alexander Zimm , Senior Manager bei Simon-Kucher. Das belegen auch die Zahlen. So ist Geschwindigkeit (48 Prozent) nach Netzstabilität (62 Prozent) und Preis (52 Prozent) aktuell das wichtigste Kriterium für Mobilfunkkunden in Deutschland.

"Mobilfunkanbieter sollten jetzt genau zwei Themen priorisieren: Erstens muss auf Basis verlässlicher Preismodelle präzise ermittelt werden, was die Zahlungsbereitschaft für ein Angebot ohne Datenlimit abhängig von Geschwindigkeit oder anderen Preismetriken ist. Zweitens muss gegenüber Kunden schnellstmöglich ein neues Preismodell etabliert werden", erklärt Kajetan Zwirglmaier , Partner bei Simon-Kucher & Partners.

Investitionen in Mobilfunktarife steigen

Laut Studie sei jetzt der beste Zeitpunkt für eine Umstellung der Tarife. Der Grund: Für Kunden hat die Wichtigkeit des Mobiltelefons weiter zugenommen, ist zu einem noch integraleren Bestandteil geworden. So planen Konsumenten aktuell vor allem neue Mobilfunk-Verträge abzuschließen (42 Prozent). Auf Grund der andauernden hybriden Arbeitssituation, sind aber auch neue Breitband (16 Prozent) und TV (22 Prozent) Verträge weiterhin im Kundenfokus.

Gleichzeitig steigt die Zahlungsbereitschaft der Kunden. Bewerteten vor Covid noch 59 Prozent Telekommunikations-Services als teuer, stimmen mittlerweile nur 47 Prozent dieser Aussage zu. Und das, obwohl für 80 Prozent die Kosten vollkommen transparent sind. "Dass das wahrgenommene Preis-Leistungsverhältnis für Telko-Services steigt, kann und sollte jetzt zur Monetarisierung genutzt werden", sagt Ziga Lesnik, Director bei Simon-Kucher & Partners. "Denn auch wenn die Aggressivität der Player im Kampf um die Kunden steigt, müssen die Spielregeln schnell geändert werden, wenn die Anbieter einem dramatischen ARPU-Verfall, also einem signifikant geringeren Erlös pro Kunde, entgegenwirken wollen."

Jede und jeder Vierte plant den Mobilfunkanbieter zu wechseln

Eine Möglichkeit für stabile Einnahmen: Neukundengewinnung. Die Studienergebnisse bestätigen das Potenzial: 63 Prozent der KundInnen ist bewusst, dass ihre Vertragslaufzeit abgelaufen ist, und sie jederzeit den Anbieter wechseln könnten. 39 Prozent geben an, dass sie dies bei einem guten Angebot der Konkurrenz auch tun würden. Konkret plant jeder vierte (24 Prozent) sich in den nächsten 12 Monaten von seinem bisherigen Anbieter trennen zu wollen.

Wie aber können Anbieter für wechselbereite Kunden attraktiv werden? Speed ist sowohl bei Mobilfunk-Angeboten (39 Prozent) als auch für Festnetzlösungen das Hauptargument. Der Preis (24 Prozent) liegt auf Platz 2, gefolgt von 5G (20 Prozent) und dem Wunsch nach einem höheren/unlimitierten Datenvolumen (17 Prozent). Locken lassen sich Kunden aber auch mit Extras wie einer zusätzlichen SIM-Karte für beispielsweise Tablets oder Smart-Watches (Data only), die mit 35 Prozent bereits doppelt so viele Verbraucher interessiert wie im Vorjahr.

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