27.11.2023 - Die österreichische Post hat einen Großauftrag des chinesischen Billigstmarktplatz Temu an Land gezogen und will dessen Päckchenflut nun in großem Stil an die Kundschaft in Österreich transportieren. Auch in Deutschland gibt es einen neuen Temu-Partner.
von Joachim Graf
"Für chinesische Dumping-Händler wird es wohl noch einfacher, in Österreich zu verkaufen", klagt beispielsweise Markus Miklautsch
, Eigner des Haushaltswarens-Shops Stilmelange
und seit Jahren umtriebiger ECommerce-Evangelist in der Alpenrepublik. Hintergrund seiner Klage: Temu
hat eine Kooperation mit der Österreichischen Post geschlossen
. Post.at wird danach als Dienstleistungsunternehmen für Temu in Österreich agieren. Die Zusammenarbeit sei "geprägt von einer gemeinsamen Vision für Nachhaltigkeit, Qualität und pünktliche Zustellung", jubelt der KEP-Dienstleister.
Es ist aber nicht nur einfach ein Volumendeal: So warnt beispielsweise sogar Österreichs Bundesministeriums für Finanzen vor den "problematischen Angeboten"
von Temu. Auf der Strecke blieben "die Qualität, konsumentenschutzrechtliche Vorgaben und Zufriedenheit der Kundschaft - von ethischen Grundsätzen oder Umweltschutzgedanken ganz zu schweigen."
Tatsächlich ist - wie beim Konkurrenten Wish
- das Kerngeschäft von Temu vor allem, Billigstwaren zu niedrigsten Preisen vor allem per App an eine wachsende globale Kundschaft auszuliefern. Die Waren werden meist ohne Versandkosten direkt aus China nach Österreich versendet. Post.at will den Weg beschleunigen. Die Österreichische Post helfe Temu "den österreichischen Markt effizient und zuverlässig zu bedienen", schreibt das Unternehmen. Und Peter Umundum
, Vorstandsdirektor für Paket & Logistik, Österreichische Post AG jubelt: "Mit Temu konnten wir einen weiteren maßgeblichen globalen ECommerce-Player für die Services der Österreichischen Post gewinnen". Dass das Temu-Geschäftsmodell alles andere als nachhaltig ist, konterkariert die PR-Botschaft der "nachhaltigen Zustellung" ein wenig.
Gravierender erscheint die Empörung bei Österreichs Onlinehändlerinnen und Onlinehändlern: Die Kommentare reichen von "Wenn man bedenkt, was die Österreichische Post für Kleinunternehmer an Preisen berechnet, weiß man ja, wo sie sich das Geld reinholt" bis zu "die Aussendung von Post.at ist extrem irritierend: Die heimischen Händler, die ohnehin unter Druck stehen, werden durch diese Plattform noch mehr geschwächt", wie es Iris Thalbauer
, Geschäftsführer bei der Wirtschaftskammer Österreich
formuliert.
Post.at ist außerdem Betreiber von Shöpping.at
, ein Angebot, das vor allem Österreichs Onlineshopbetreiber eine Verkaufsplattform bieten soll und in den vergangenen Jahren mangels umfassendem Marketing eher überschaubar erfolgreich war. Auf Nachfrage erklärte Post-Sprecher Markus Leitgeb, man sei nur Transportunternehmen. Es sei ist allen KonsumentInnen "selbst überlassen, wo er oder sie einkaufen möchte. Wer bewusst den heimischen Handel unterstützen und auf kurze Transportwege setzen möchte, kann das mit Shöpping tun". Und: "Im Jahr 2023 sind Teuerung und Inflation nach wie vor spürbar. Wer zu Weihnachten also bewusst auf günstige Preise achten muss, soll auch sichergehen können, dass seine Bestellung von Plattformen wie Temu sicher ankommt."
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