In ganz Europa sind aufgrund des dynamischen Infektionsgeschehens die durchschnittlichen gesundheitlichen und finanziellen Sorgen im Vergleich zum Vormonat gestiegen. In Italien und Großbritannien ist beispielsweise ein Anstieg der gesundheitlichen Bedenken um jeweils sechs Prozentpunkte zu verzeichnen. Die negative Stimmungslage in Deutschland liegt allerdings unter dem europäischen Durchschnitt. In Ländern wie Italien, Frankreich oder Spanien ist die allgemeine Besorgnis um bis zu 20 Prozentpunkte höher als in Deutschland. Das zeigt der Global Consumer Pulse Tracker
von Deloitte.
Deutsche halten ihr Geld zusammen
Die Studie zeigt zudem, dass nur wenige Deutsche in den letzten Monaten in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind: Bei lediglich 14 Prozent lagen die monatlichen Haushaltsausgaben über dem Einkommen. Außerdem macht sich nur einer von fünf Befragten Gedanken darüber, dass anstehende Zahlungen wie etwa die Miete nicht beglichen werden können. Doch auch wenn mehrheitlich bislang keine spürbaren finanziellen Engpässe bestehen, bleiben die deutschen Konsumenten zurückhaltend: Die Sparquote steigt seit Juni stetig an. Grundsätzlich aber bleiben sie weitgehend dem Prinzip treu, mehr Geld für den Grundbedarf auszugeben, dafür aber den weniger notwendigen Konsum zu reduzieren. Zudem planen sie höhere Ausgaben für Medikamente ein, um für die Erkältungs- und Grippesaison gewappnet zu sein.
Größere Anschaffungen werden verschoben
Im Vergleich zu den vorherigen Monaten lässt sich erkennen, dass viele deutsche Verbraucher größere Anschaffungen häufiger auf einen späteren Zeitpunkt verschieben wollen. Das betrifft beispielsweise das Autosegment: Knapp die Hälfte der Befragten will das eigene Fahrzeug länger nutzen als geplant. Dabei spielen verschiedene Gründe eine Rolle, angefangen bei der unveränderten Alltagstauglichkeit des jetzigen Autos (trifft bei 50 Prozent zu) bis hin zur reinen Kostenfrage, die für immerhin 27 Prozent ausschlaggebend ist. Ein knappes Drittel gibt eine Prioritätenverschiebung bei größeren Ausgaben an und 19 Prozent warten auf bessere Angebote der Autohersteller.
Unsicherheit beim stationären Einkauf
Die Hälfte der deutschen Befragten fühlt sich beim Einkauf vor Ort unsicher. Aus diesem Grund werden bei Anschaffungen wie Unterhaltungselektronik, Möbel oder Kleidung häufig Online-Anbieter bevorzugt. Produkte des täglichen Bedarfs wie Haushaltswaren, Körperpflegeprodukte und Lebensmittel werden hingegen weiterhin vor Ort gekauft. Dies zeigt: Der Lebensmittelkauf im Internet konnte sich in Deutschland bislang nicht durchsetzen. Lediglich ein Drittel der Befragten ist bereit, für Lebensmittellieferungen oder Abo-Modelle einen Aufpreis zu zahlen, um die Anzahl an Einkaufsgängen zu reduzieren und die eigene Gesundheit zu schützen.
Zunehmende Zurückhaltung bei Bürobesuchen, Restaurantaufenthalten und Reisen
In der Alltagsgestaltung ist eine zunehmende Beunruhigung erkennbar: Obwohl knapp zwei Drittel der Deutschen kaum Bedenken bei einer Rückkehr zum Arbeitsplatz hätten, arbeiten 52 Prozent der Befragten mindestens gelegentlich von zu Hause aus, davon 16 Prozent sogar täglich. Remote-Working scheint sich in Deutschland also zu etablieren. Bei Freizeitaktivitäten schwindet das sichere Gefühl teilweise. Dies ist auf die sinkenden Temperaturen im Herbst zurückzuführen, da sich die Konsumenten wieder vermehrt in Innenräumen mit erhöhtem Infektionsrisiko aufhalten müssten. Lediglich 40 Prozent fühlen sich sicher, in ein Restaurant oder in eine Bar zu gehen. Im Vormonat lag der Wert noch bei 43 Prozent.
Geht es um die Urlaubsplanung, zeigt sich ebenfalls eine erneute Zurückhaltung: Die Bereitschaft, mit Zug oder Flugzeug zu reisen, ist seit dem Sommer kontinuierlich zurückgegangen und hat im Herbst wieder das Frühjahrsniveau erreicht. Immerhin 37 Prozent wollen lieber mit ihrem nächsten Urlaub warten, bis sich die Lage beruhigt.