M&A-Report 2022

Digital Commerce: Übernahmen gehen auf Sinkflug

14.10.2022 - Der Scheitelpunkt scheint erreicht: Während die Merger & Acquisitions (M&As) zwischen 2020 und 2022 im Bereich Digital Commerce von einem Rekord zum nächsten jagten, scheint dieser Trend nun gebrochen. Ds erste Quartal 2022 markierte wohl einen letzten Anstieg, im zweiten und dritten Quartal 2022 nahmen die Aktivitäten stetig ab. Der Markt wird sich verändern.

von Dominik Grollmann

Zwischen 2020 und 2022 jagte im Bereich Digital Commerce ein Rekord den nächsten. Der aktuelle Digital Commerce M&A-Report   von Hampleton Partners   zeigt nun, dass das erste Quartal 2022 wohl den letzten Anstieg markierte. Im zweiten und dritten Quartal 2022 nahmen die Aktivitäten stetig ab.



Zwischen 2020 und Anfang 2022 - angetrieben durch Covid-19 und einen außergewöhnlichen Investitionsboom - brach das Transaktionsvolumen in jedem neuen Quartal Rekorde. Der Digital Commerce Sektor verzeichnete 2021 mehr als 2.300 Deals, was einem Anstieg von 38 Prozent gegenüber den Zahlen für 2020 (1.722 Deals) und 70 Prozent gegenüber den Zahlen für 2019 (1.397 Deals) entsprach. Doch laut jüngster Analyse von Hampleton Partners ist die Zahl der weltweiten M&A-Deals im ersten Quartal zwar auf 699 gestiegen, im zweiten Quartal 2022 hat sich mit 544 Deals aber ein deutlicher Rückgang um 22 Prozent gegenüber dem Vorquartal abgezeichnet. Im dritten Quartal gab es einen weiteren Rückgang von 41 Prozent gegenüber dem ersten Quartal auf 410 Transaktionen.

Ralph Hübner , Sector Principal bei Hampleton Partners, ordnet die Lage im Digital Commerce-Umfeld ein: "Die M&A-Transaktionsvolumen im Digital Commerce sind wieder auf ein normales, vorpandemisches Niveau zurückgegangen. Die Covid-19-Beschränkungen wurden gelockert und das Kaufverhalten hat sich weg vom Online-Handel und zurück zu stationären Geschäften und Dienstleistungen verlagert. Der Markt erlebt auch den Inflationsdruck nach der Pandemie, den Konflikt in der Ukraine, unterbrochene Lieferketten und die Erhöhung der Zinssätze durch die Zentralbanken. Im Mai 2022 stürzte der Wert von E-Commerce-Aktien ab. In einem negativen Sog erlebten dann viele andere Branchen, die mit dem Online-Einzelhandel und dem E-Commerce verbunden sind, einen starken Rückgang der Kurswerte oder der Bewertung."

Ralph Hübner prognostiziert dem Digital Commerce Markt deutliche Veränderungen: Er glaubt an eine eine Evolution und eine Transformation des Digital Commerce M&A-Marktes. Die Käufer würden zwar weiterhin kaufen, aber mit anderen Beweggründen, zu überlegteren Bewertungen und mit anderen Investitionskriterien. Deswegen werde in der M&A-Deal-Pipeline weniger los sein. "Unternehmen, die verkaufen oder Kapital aufnehmen wollen, werden es die insgesamt weniger vorkommende Fundraising-Versuche ermöglichen, sich abzuheben. Das war ein fast unmögliches Unterfangen in den letzten zwei Jahren, in denen der Markt überfüllt war" meint Hübner.

Außerdem werden Geldgeber weiterhin viele Transaktionen vorantreiben, da sie immer noch über viele Ressourcen verfügen, sie aber auf die Auswirkungen von breiteren Markteinbüchen und Zinserhöhungen achten werden. All diese Faktoren deuten darauf hin, dass sowohl Finanzinvestoren als auch strategische Käufer bei ihren Einschätzungen konservativer und bei ihren Investitionen selektiver vorgehen werden.

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