Weltweit spenden Konzerne und Markenhersteller gewaltige Geldsummen für Hilfsorganisationen, die sich um die Opfer des Ukraine-Krieges kümmern (siehe auch unsere Übersicht Zum Mithelfen: So hilft die Branche der Ukraine
). Viele - auch kleinere Unternehmen - nutzen ihre Kommunikationskanäle seit Wochen für Spendenaufrufe, unterstützen mit Hilfslieferungen, Sachspenden und logistischen Dienstleistungen. Laut der UN sollen sich derzeit mehr als 3,5 Millionen Menschen auf der Flucht befinden, deshalb rücken Hilfsangebote für die Integration zunehmend in den Fokus. Sprachlernplattformen wie Mondly
oder Elsa
bieten etwa ihre Dienste BürgerInnen aus der Ukraine kostenlos an. Etliche Unternehmen stellen Geflüchteten in Deutschland zudem Wohnraum zur Verfügung. Viele unterstützen Spenden-Aktionen ihrer Mitarbeitenden oder ermöglichen diesen, sich stundenweise oder tageweise während ihrer Arbeitszeit für Hilfsprojekte zu engagieren. Auch bei Jobsuche helfen Initiativen. Wir stellen eine Auswahl der Hilfsprojekte vor:
Edding: Peace Marker und digitale Wall of Peace
Der Erlös aus dem Verkauf des Peacer Markers kommt der Ukraine-Hilfe zugute.
Bild: Edding
Der Stiftehersteller Edding
möchte mit einer speziellen Version seines Permanentmarkers seine Solidarität mit den Menschen in der Ukraine bekunden. Der Erlös aus dem Verkauf des "Peace Markers" kommt den Hilfsorganisationen 'Ärzte ohne Grenzen'
, 'Unicef'
, 'Bündnis Entwicklung Hilft'
sowie 'Aktion Deutschland Hilft'
zugute. Der Stift ist im Edding Online Shop
erhältlich. Alle Edding- Repräsentanzen in Europa stellen zudem kostenlose Kontingente des Peace Markers zur Verteilung an Friedens- und Protestinitiativen, Hilfsorganisationen und andere NGOs zur Verfügung. Edding hat außerdem die "Wall of Peace"
ins Leben gerufen, die als globale digitale Kommunikationsplattform fungieren soll, auf der jeder Mensch zeichnen, schreiben und mitteilen kann, wie er über die Krise in der Ukraine denkt.
Retarus: 100.000 Euro und Freistellungen für ehrenamtliche Arbeit
Der Münchner Enterprise-Cloud-Dienstleister
Retarus
stellt über 100.000 Euro für Hilfsprojekte zur Verfügung. Alle 13 Landesgesellschaften von Retarus, darunter Rumänien, Frankreich, Italien, die Schweiz und die Vereinigten Staaten, erhalten proportional zu Anzahl der Mitarbeiter einen Teil der Summe, um damit lokale Projekte zu unterstützen oder Hilfstransporte an die Grenze zur Ukraine zu finanzieren. In München, dem Sitz des Retarus Headquarters, stellt das Unternehmen zudem seine Firmenwohnung einer geflüchteten ukrainischen Familie zur Verfügung. Retarus-Mitarbeiter engagieren sich in diversen Ukraine-Hilfsprojekten weltweit. So transportierten sie Sachspenden an die rumänische Grenze zur Ukraine und brachten auf dem Rückweg Flüchtlinge in Sicherheit nach Deutschland. Andere Mitarbeiter nehmen Geflüchtete zuhause auf oder unterstützen die Kriegsopfer mit Geld-, Sach- oder Zeitspenden. Schon seit Jahren bietet Retarus seiner Belegschaft die Möglichkeit, sich ehrenamtlich bei sozialen Projekten zu engagieren. Dafür stellte Retarus seine rund 500 Mitarbeiter bisher an zwei Tagen pro Jahr frei. Diese "Retarus-hilft"-Tage werden nun verdoppelt.
Avenga: Hilfe für 1200 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Ukraine
Die globale
Avenga Gruppe
ist von dem Krieg direkt betroffen, denn rund 1200 Menschen arbeiten in der Ukraine für das IT-Unternehmen. Die Belegschaft und das Managment haben deshalb den gemeinnützigen Verein
Avenga hilft e.V.
gegründet, der Geld- und Sachspenden für humanitäre Hilfsprojekte in der Ukraine und für Geflüchtete sammelt. Der Verein organisiert außerdem Logistik und Transport von Hilfsgütern und nutzt die Kontakte der Avenga Gruppe in die Ukraine, um die Unterstützung dorthin zu lenken, wo sie benötigt werden. Die Kosten für Verwaltung und Organisation werden nicht aus dem Spendenkonto des Vereins gedeckt, sondern von Avenga und seinen Partnern getragen.
Der Verein 'Avenga hilft' sammelt Spenden.
Bild: Avenga
"Als Unternehmen haben wir uns seit Monaten auf diese Situation vorbereitet. Die Sicherheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deren Familien in der Ukraine war dabei unsere erste Sorge. Von ihnen erfahren wir auch täglich und ungefiltert, wie die Lage vor Ort ist", berichtet Avenga-Group CEO Jan Webering. Überall im Land wachse die Not. "Die Menschen kämpfen dabei nicht nur für sich selbst, sondern für die Werte unseres geeinten Europas, das uns seit Jahrzehnten Demokratie, Wohlstand und Sicherheit geboten hat. Es gibt da keine zwei Meinungen: Wir müssen die Menschen in der Ukraine unterstützen." Geschäftsführer Marcel Kappestein ergänzt: "Unser Geschäft ist krisensicher aufgestellt. Auch jetzt arbeiten viele unserer Fachkräfte vor Ort in der Ukraine an denselben Projekten wie vor dem Krieg. Doch wir wollen mehr tun, als unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wirtschaftliche Sicherheit zu geben. Deshalb nutzen wir jetzt gezielt unsere Flexibilität und Umsetzungsstärke, um auch darüber hinaus Menschen in Not zu helfen." Der Verein 'Avenga hilft' sei offen für weitere Partnerunternehmen, die sich in der Ukraine und für Kriegsflüchtlinge engagieren wollen.
Bredex: Wohnraum, Freistellung und mentale Hilfe
Das Braunschweiger Software-Unternehmen
Bredex
unterstützt lokale Hilfsorganisationen und die
i3systems-Kooperation
, die Gelder direkt an die ukrainische Grenze bringt, mit insgesamt 5000 Euro. Das Unternehmen stellt außerdem zwei Firmenwohnungen ukrainischen Familien zur Verfügung. Das Unternehmen unterstützt außerdem einen Mitarbeiter mit ukrainischen Wurzeln, der als Dolmetscher tätig ist und hierzu von Bredex bezahlt freigestellt wird. Weitere MitarbeiterInnen organisieren und teilen Spendenaufrufe und organisieren Wohnraum für ukrainische Flüchtende. Zur vereinfachten Kommunikation hat Bredex dabei einen eigenen MS Teams Kanal eingerichtet. Für seine MitarbeiterInnen bietet das Unternehmen außerdem psychologische Hilfe im Rahmen seines Programms zur mentalen Gesundheit in Zusammenarbeit mit ICAS Webinare sowie ein online Beratungsangebot an.
Volkswagen-Stiftung: Ukraine-Hilfe für WissenschaftlerInnen wird aufgestockt
Noch bis zum 5. April 2022 können deutsche Hochschulen und Forschungsinstitute
Fördermittel beantragen
, um geflohenen WissenschaftlerInnen aus der Ukraine die Fortsetzung ihrer Arbeit zu ermöglichen. Aufgrund der hohen Nachfrage seit Start des Programms am 4. März hat die Volkswagen-Stiftung das Budget für die Förderung auf nun insgesamt 7,5 Mio. Euro aufgestockt. Das Akut-Hilfsangebot soll geflohenen Forschenden aus der Ukraine eine Perspektive in Deutschland zu bieten - mit einem monatlichen Stipendium von 1.700 Euro (für Promovierende) bzw. 2.300 Euro (für Promovierte) sowie einem monatlichen Familienzuschlag von bis zu 500 Euro. 25 Tage nach dem Start lagen der Stiftung bereits 127 Anträge für 150 Stipendien vor.
Weitere Hilfsaktionen:
- Gustavo Gusto: Spende aus Lagerverkauf und Unterkünfte: Die gesamten Einnahmen in Höhe von 22.560 Euro aus zwei durchgeführten Lagerverkäufen von Gustavo Gusto
-Tiefkühlpizzen hat das Unternehmen mehr als verdoppelt und spendet insgesamt 50.000 Euro an die Nothilfe Ukraine der 'Aktion Deutschland Hilft'". An zwei Samstagen im März konnten KundInnen im sogenannten 'Pizza-Drive-In' auf dem Werksgelände von Gustavo Gusto in Geretsried kartonweise Tiefkühlpizzen zum Preis von je 15 Euro kaufen. Den Verkauf organisierten MitarbeiterInnen, freiwillig und ohne Bezahlung. Darüber hinaus hat das Unternehmen eine Betriebswohnung für zwei Frauen und drei Kinder, die aus der Ukraine geflohen sind, zur Verfügung gestellt. Weitere Räume des Unternehmens werden derzeit für Ukraine-Flüchtlinge vorbereitet.
- Hellweg: Wohncontainer für Flüchtlinge: Die Unternehmensgruppe Hellweg Die Profi-Baumärkte
errichtet und spendet zusammen mit der Immobiliengesellschaft der Familie Semer 60 Wohncontainer sowie Sanitär- und Küchen-Container für über eine Million Euro in Berlin Tempelhof-Schöneberg. Die Container sollen für mindestens zwei Jahre zur Verfügung gestellt werden. Außerdem hat das Unternehmen bundesweit an allen Filialen die ukrainische Flagge gehisst, um ein Zeichen zu setzen für Freiheit und Demokratie.
- BioMarkt Verbund lässt aufrunden: Noch bis zum 30 April können KundInnen in allen teilnehmenden Bio-Märkten des BioMarkt Verbundes
über das Aufrunden ihres Kassenbetrages für Betroffene des Ukraine-Krieges spenden. Empfänger des gesammelten Geldes sind die 'Aktion Deutschland Hilft' und die 'Caritas Österreich'. Hilfe leistet der Verbund auch mit Sachspenden: Im März wurden Lebensmittel- und Sachspenden im Wert von 200.000 Euro an die ukrainische Grenze transportiert und von dort aus durch lokale Hilfsorganisationen weiterverteilt. Der BioMarkt Verbund ist ein Zusammenschluss von rund 500 selbstständigen BioMärkten und Denns BioMärkten aus Deutschland und Österreich unter der gemeinsamen Dachmarke "BioMarkt".
- Handelsallianz: Spenden für medizinische Hilfsmittel: Die Handelsallianz 'Das Leben gehört ins Zentrum'
hat gemeinsam mit dem German Council of Shopping Places
eine breit angelegte Ukraine-Spendenaktion ins Leben gerufen. Die Spenden werden für medizinische Hilfsmittel eingesetzt, in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Zahlreiche Unternehmen aus Handel und Handelsimmobilienwirtschaft werden den Spendenaufruf in ihren Geschäften und Shopping-Centern ausstrahlen sowie ihre Websites und Social-Media-Kanäle hierfür zur Verfügung stellen. Viele unterstützen außerdem finanziell und mit Sachspenden Hilfsaktionen oder stellen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dafür frei.
- JobAidUkraine: 14.000 Stellen im Angebot: Am 1. März 2022 ging JobAidUkraine
als kostenloses und branchenübergreifendes Job-Portal live. Initiator ist die Pro-Bono-Initiative "Händler helfen Händlern"
. Die erste Bilanz nach rund einem Monat
: Mehr als 14.000 angebotene Stellen, rund 1.500 Bewerbungsgespräche und nahezu eine Million Seitenzugriffe. Im Angebot sind tausende Stellen aus der Digitalwirtschaft, aber auch Gastronomie, Landwirtschaft, Handel, Dienstleistungsgewerbe sowie Medizin und Pflege.
- McDonalds: 2000 Jobs und Engagement für Geflüchtete: Um Geflüchtete bei der Integration zu unterstützen, bietet McDonald's Deutschland
über den Sprachanbieter EF Education First
kostenlose Deutschkurse und gemeinsam mit seinen Franchise-Nehmern bis zu 2000 Stellen in seinen Restaurants. Die Fast-Food-Kette arbeitet außerdem daran, für seine ukrainischen McDonald's MitarbeiterInnen eine sichere Ausreise sowie Job- und Wohnmöglichkeiten zu realisieren. Für die Betroffenen und ihre Familien wurde vom Unternehmen eine Hotline in ihrer Muttersprache eingerichtet. McDonald's arbeitet mit Partnern außerdem an einer Website, die den Bewerbungsprozess für ukrainische Geflüchtete deutlich vereinfachen soll. Franchise-Nehmer helfen außerdem mit lokalen Sammelaktionen, Spendenkonvois an die Grenze und kostenlose Mahlzeiten für gestrandete Lkw-FahrerInnen. Informationen zu allen Hilfsaktionen stellt das Unternehmen auf seiner Better M-Plattform
zur Verfügung.
- LichtBlick und NaturStrom spenden: Der Ökostrom-Anbieter LichtBlick
spendet 50.000 Euro an die Ukraine-Nothilfe des Deutschen Roten Kreuzes und ruft KundInnen und MitarbeiterInnen zu Spenden auf. Das Unternehmen hat auf seiner Website, auf Social Media Kanälen und im Firmen-Intranet entsprechende Aufrufe gestartet. LichtBlick verweist zudem auf die Möglichkeit, Geflüchteten aus der Ukraine über das Elinor-Netzwerk
eine Unterkunft anzubieten. Die Naturstrom AG
und ihre Belegschaft haben zusammen 64.000 Euro an das Bündnis 'Aktion Deutschland Hilft' gespendet. Für jeden Euro, der innerhalb von einer Woche aus der Belegschaft überwiesen wurde, hat das Unternehmen weitere zwei Euro gespendet.
- Der Versicherungskonzern Provinzial
spendet eine Million Euro: Die Hälfte davon wird unmittelbar zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus verdoppelt der öffentliche Versicherer Spenden aus der Belegschaft sowie aus seinem Agenturvertrieb bis zu einem Volumen von weiteren 500.000 Euro. Bedacht werden sollen gemeinnützige und karitative Initiativen im Provinzial-Geschäftsgebiet in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, die sich für die Geflüchteten einsetzen.
- Luxus-Modemarken zeigen Haltung: Auch die Modebranche engagiert sich für die Ukraine-Hilfe. Viele Modemarken verkaufen Solidaritäts-Shirts für den guten Zweck. Luxushäuser wie Hermès, LVMH, Kering und Chanel haben ihre Shops in Russland geschlossen. Marken wie Balenciaga, Armani, Prada oder Gucci spenden an UN-Hilfsorganisationen. Weitere Hilfsaktionen aus der Modebranche hat das GQ-Magazin
zusammengetragen.
Steuer-Erleichterungen für spendende Unternehmen
Neue Steuer-Regeln erleichtern Sachspenden.
Bild: VLH
Das Bundesfinanzministerium (BMF)
hat Steuer-Erleichterungen für alle Personen, Vereine und Unternehmen festgelegt, die notleidende Menschen in und aus der Ukraine unterstützen. Was jetzt gilt für Helferinnen und Helfer, hat der Lohnsteuerhilfeverein Vereinigte Lohnsteuerhilfe
(VLH) zusammengefasst. So habe das BMF Steuer-Erleichterungen für Unternehmen und Vereine ermöglicht, die ukrainische Flüchtlinge in den Firmen- und Vereinsräumen beherbergen. Neben bestehendem Vorsteuerabzug auf Sachspenden wird auch auf die Umsatzsteuerpflicht verzichtet.
Auch der ECommerce-Verband bevh
begrüßt die neuen Steuer-Regelungen. Diese gelten jedoch nur vom 24. Februar 2022 bis zum 31. Dezember 2022. Der bevh fordert deshalb, dass diese temporäre Lösung dauerhaft gelten soll. "Mit einer dauerhaften Umsatzsteuererleichterung würden sich viel mehr Unternehmen für Sachspenden entscheiden. Das merken wir gerade jetzt besonders. Umso schöner ist es, dass die Bundesregierung dieses Ziel im Koalitionsvertag verankert hat. Jetzt kommt es dringend darauf an, dass dieses Vorhaben auch angepackt wird", sagt Dr. Juliane Kronen, Mitglied im Vorstand des bevh und Geschäftsführerin der Innatura gGmbH. Mehr Informationen zur Umsatzsteuerproblematik um Sachspenden finden sich im Paper "Spenden statt Entsorgen"
auf der Website des bevh.
EU: Neues System für Sachspenden von privaten Unternehmen
Im Rahmen der Kampagne
"Stand Up For Ukraine"
hat die Europäische Kommission am Dienstag
ein neues System
vorgestellt, mit dem Sachspenden aus dem Privatsektor in die Ukraine, die Republik Moldau und benachbarte EU-Mitgliedstaaten geleitet werden können. Dies solle dazu beitragen, Binnenvertriebene und Flüchtlinge mit dem Nötigsten zu versorgen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen:
"Mit der Initiative 'Stand Up For Ukraine' sollen Mittel für die Flüchtlingshilfe mobilisiert werden. Sie zielt aber auch darauf ab, Flüchtlinge mit Gütern zu versorgen, die in diesen schwierigen Zeiten so dringend benötigt werden - z. B. Impfstoffe für Kinder, Medikamente und Zelte. Die internationale Gemeinschaft steht der Ukraine zur Seite." Die EU werde die Bereitstellung umfangreicher Sachspenden koordinieren.