17.10.2023 - Drei Viertel der BundesbürgerInnen halten Unternehmen, die von sich behaupten, nachhaltig und sozial verantwortlich zu wirtschaften, für glaubwürdig. Negativbeispiele kennen nur 26 Prozent.
von Christian Gehl
Laut einer Umfrage des Outdoor-Ausrüsters Vaude
, die von dem Hamburger Marktforschungsinstitut Appinio
unter 1002 Menschen in Deutschland durchgeführt wurde, haben nur 56 Prozent der Befragten überhaupt schon einmal von Greenwashing gehört. Noch überraschender ist, dass lediglich 26 Prozent bereits von einem Greenwashing-Fall gehört haben, obwohl das Thema in den Medien und in öffentlichen Diskussionen präsent ist. Diejenigen, die sich des Problems bewusst sind, scheinen hingegen gut informiert zu sein.
Der Kern der Umfrage beleuchtet die Herausforderungen genauer. Knapp 75 Prozent der Befragten halten Unternehmen, die nach eigenen Angaben umweltfreundlich und sozial verantwortungsvoll nachhaltig handeln, für eher bis sehr glaubwürdig. Nur 10 Prozent der Befragten schenken Unternehmen, die von unabhängigen Organisationen zertifiziert sind, eine noch höhere Glaubwürdigkeit (85 Prozent). Dabei informieren sie sich über die Unternehmensseite (28,5 Prozent), über die Produktbeschreibung (48 Prozent) und anhand von Kundenerfahrungen/-bewertungen (40,3 Prozent). Zertifikate (25,3 Prozent) und Medienrecherche (33,7 Prozent) werden eher weniger im Vergleich dazu genutzt.
Die Umfrage testete zudem einige veröffentlichte Nachhaltigkeitsaussagen von Unternehmen (anonymisiert) aus verschiedenen Branchen, die sich erheblich in ihren Nachhaltigkeitsmaßnahmen voneinander unterscheiden. Einige sind echte Vorreiter in punkto Nachhaltigkeit, andere waren aufgrund von Greenwashing-Skandalen in den Medien. Dennoch performen ihre Statements bei den Befragten ähnlich gut. Es gibt kaum Unterschiede in der Bewertung der Authentizität der jeweiligen Nachhaltigkeitsaussage.
"Diese Umfrage zeigt, dass VerbraucherInnen klare Informationen zur nachhaltigen Ausrichtung eines Unternehmens erwarten und diesen auch Glauben schenken. Dieser Vertrauensvorschuss ist an sich ein positives Signal und sollte von den Unternehmen wertgeschätzt werden. Die Gefahr ist hierbei, dass Firmen ihren Kunden auch das Blaue vom Himmel erzählen können. Es ist an der Zeit, verbindliche Vorgaben einzuführen, um alle Unternehmen dazu zu bringen, ehrliche und transparente Nachhaltigkeitsaussagen zu machen, so dass sich die KundInnen weiterhin auf die Aussagen der Unternehmen verlassen können", sagt Manfred Meindl
, Marketingleitung bei VAUDE.
Die EU-Kommission hat diesbezüglich mit der Green Claims Directive (GCD) schon mal vorgelegt und will irreführende umweltbezogene Werbeaussagen verhindern. Sie muss nur noch final durchgewunken werden, dann sind die Staaten dran
.
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