Business-Operations-Studie

Kaufzurückhaltung: Mittlere Unternehmen leiden besonders

25.11.2022 - Die Inflation und gedämpfte Konsumlaune sind spürbar: Die Warenkörbe der VerbraucherInnen sind kleiner in Warenanzahl und Umsatz. Die kontinuierlich steigenden Bezugspreise werden hingegen oft nur zurückhaltend an die EndverbraucherInnen weitergegeben. Mittlere Unternehmen stehen daher aktuell vor Wachstumsschwierigkeiten.

von Dominik Grollmann

Die anhaltend steigende Inflation und die gleichzeitig sinkende Kauflaune ließen die Gewinnmargen im E-Commerce im 3. Quartal schmelzen. Ebenso rückläufig ist die Größe der Warenkörbe sowie deren Umsatzwerte. Doch es gibt auch gute Nachrichten: So konnten einige Branchen trotz der schwierigen Lage ein positives Umsatzwachstum verzeichnen. Dies geht aus dem aktuellen ECommerce-Barometer von Xentral   , Anbieter von Business Operations Software für Startups und KMU, hervor. Das vierteljährliche Barometer gibt Einblicke in die Leistungsfähigkeit und aktuelle Entwicklungen im Onlinehandel, gegliedert nach Größe, Performance und Branche.

Warenkörbe werden kleiner


Aufgrund des steigenden Inflationsdrucks bestellten die VerbraucherInnen im 3. Quartal weniger Waren bei den untersuchten Unternehmen. So nahm zwischen Juli und September im Vorjahresvergleich die Größe der Warenkörbe ab, sowohl was die Anzahl der bestellten Waren (-10 Prozent) als auch den Umsatz pro Warenkorb (-11 Prozent) anbelangt.

Unterschiede: "Haus und Garten" wächst am stärksten

Beim Blick auf einzelne Branchen ergibt sich ein differenziertes Bild: So kristallisieren sich Bereiche heraus, die trotz der aktuell angespannten Situation im 3. Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Umsatzwachstum verbuchen konnten. Das Modesegment beispielsweise verzeichnete ein Plus von 5 Prozent. Der Umsatz in der Lebensmittelbranche wuchs um 24 Prozent. Das relativ größte Wachstum zeigte sich im Bereich Haus und Garten mit 44 Prozent. Die Umsätze in den Feldern Produktion und Unterhaltungselektronik hingegen stagnierten.

Bezugspreise verteuern sich unterschiedlich

Bemerkenswert ist, dass sich für die HändlerInnen der Anstieg der Bezugspreise insgesamt verlangsamte: Stiegen diese im 2. Quartal noch um 13,7 Prozent, sank die Teuerungsrate der Einkaufspreise im 3. Quartal auf 9,7 Prozent. Generell zeigt das aktuelle Barometer bei den Ein- und Verkaufspreisen im Vergleich zum Vorjahr große Branchenunterschiede: In der Modebranche sanken die Einkaufspreise um 10 Prozent und die Verkaufspreise um 9 Prozent. Im Lebensmittelbereich blieben die Preise beim Wareneinkauf gleich, die Verkaufspreise stiegen um ein Prozent. Im Gegensatz dazu wurden in der Unterhaltungselektronik im Einkauf 7 Prozent mehr bezahlt, die Verkaufspreise stiegen nur um 5 Prozent. Im Segment Haus und Garten verteuerte sich der Einkauf zum Vorjahr um 10 Prozent, der Verkaufspreis um 9 Prozent. Am massivsten traf es beim Wareneinkauf die produzierenden Unternehmen: Sie mussten 35 Prozent mehr bezahlen, erhöhten ihre Verkaufspreise aber lediglich um 4 Prozent.

"Trotz des aktuellen Einflusses von Inflationsraten von über 10 Prozent auf viele Waren in der Beschaffung zeigen die aktuellen Zahlen, dass die Unternehmen noch immer zögern, die gestiegenen Bezugspreise vollständig an ihre KundInnen weiterzugeben", erklärt Benedikt Sauter Co-Founder und CEO von Xentral. "Im Durchschnitt erhöhten sie ihre Verkaufspreise lediglich um 2,8 Prozent. Um ihre KundInnen nicht zu sehr zu belasten oder gar zu verlieren, nehmen sie somit rückläufige Gewinnmargen in Kauf."

Nettogewinnmargen sinken

Insgesamt sanken die Nettogewinnmargen im 3. Quartal im Vorjahresvergleich durchschnittlich um 6,7 Prozent. Auch hier zeichnet sich in den einzelnen Branchen ein differenziertes Bild: Die Bekleidungs- (+0,8 Prozent) und die Lebensmittelbranche (+1,0 Prozent) konnten ein leichtes Plus erreichen, während Haus und Garten (-0,9 Prozent) und die Unterhaltungselektronik (-4 Prozent) einen Rückgang verzeichneten. Der Produktionsbereich musste mit minus 16 Prozent den größten Einbruch verkraften.

Sauter rät daher den herstellenden Unternehmen, einen Fokus auf die Optimierungspotenziale in den Produktionsprozessen zu setzen: "Für Produzenten und Hersteller ist es besonders wichtig, den gesamten Prozess der Produktionsplanung - von der Beschaffung über die Herstellung bis hin zur Qualitätssicherung - zu automatisieren. Damit stehen die nötigen Daten zur Verfügung, um Workflows nachvollziehbar darzustellen und einen Echtzeit-Überblick über relevante Informationen wie Durchlaufzeiten, Ausschuss oder aktive Maschinen zu bekommen. Hier steckt enormes Potenzial für Produktivitätssteigerungen und Kostensenkungen, die insbesondere jetzt eine essenzielle Rolle für die Verbesserung der Nettogewinnmargen spielen."

Kleine und große Unternehmen wachsen, die mittleren stocken

Während das Viertel mit den umsatzschwächsten Unternehmen eine rückläufige Performance zu verkraften hatte, gab es bei den leistungsstärksten Unternehmen gute Zuwächse. Bezüglich der Unternehmensgröße ist im Vergleich zum zweiten Quartal 2022 festzustellen: Die kleinsten Unternehmen mit weniger als 20.000 Euro Umsatz pro Monat konnten ihren Umsatz um 10 Prozentpunkte steigern, Mini-Unternehmen (20.0000 bis 40.000 Euro/Monat) um 13 Prozentpunkte. Bei den großen Unternehmen (> 500.000 Euro/Monat) waren es sogar 24 Prozentpunkte. Für Unternehmen im mittleren Bereich (zwischen 40.000 und 500.000 Euro/Monat) verlangsamte sich das Wachstum hingegen.

Die Ergebnisse verdeutlichen: Leistungsstark bedeutet nicht gleich groß. Gerade im E-Commerce gibt es viele Startups und kleine Unternehmen, die zunächst rasant wachsen und sich sehr schnell in der mittleren Wachstumsphase wiederfinden. "Für sie ist es in der aktuellen Flaute wichtig, die Skalierung und Unternehmensentwicklung immer fest im Blick zu haben", empfiehlt Benedikt Sauter. "Wachsen heißt, neue Kunden gewinnen, mehr Waren managen und mehr Bestellungen und Rechnungsstellungen abwickeln. Sich hier noch immer in Excel-Listen oder inkompatiblen Teillösungen zu verheddern, kostet Zeit und Energie. Wer hingegen auf bereichsübergreifende und automatisierte Prozesse setzt, spart Zeit, behält den Überblick und schafft die Rahmenbedingungen für Wachstum."

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