29.06.2020 - Die zunehmende Aggressivität im Internet veranlasst Nutzer, eigene Online-Beiträge vorsichtiger zu formulieren oder gleich ganz darauf zu verzichten etwas zu posten.
von Christina Rose
Der Bundestag hat dem von Justizministerin Christine Lambrecht eingebrachten Gesetzespaket gegen Hasskriminalität im Internet am 18. Juni zugestimmt. Das Gesetz enthält ein Maßnahmenpaket, das darauf abzielt, Hetzer im Netz leichter identifizieren und Klagen besser durchsetzen zu können. Dazu gehört eine Verpflichtung sozialer Netzwerke, dem Bundeskriminalamt bestimmte strafbare Inhalte, wie Morddrohungen oder Volksverhetzungen, die ihnen bekannt wurden, zu melden und die IP-Adresse an die Strafverfolgungsbehörden weiterzugeben. Öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften getätigte Beleidigungen würden zukünftig einer höheren Strafandrohung unterliegen.
In welchem Ausmaß nehmen die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland Hassreden oder "Hate Speech" in Kommentaren im Internet wahr? Sollten Beleidigungen im Netz ihrer Meinung nach ähnlich oder anders bestraft werden als persönliche Beleidigungen? Zu diesen Themen führte die Forschungsgruppe g/d/p im Auftrag von Prof. Elisa Hoven (Universität Leipzig
) eine repräsentative Befragung durch. Hoven leitet das durch das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz geförderte, auf drei Jahre angelegte Forschungsprojekt 'Der strafrechtliche Umgang mit Hate Speech im Internet'. Darin soll das Phänomen Hate Speech aus kriminologischer, strafrechtlicher und strafprozessualer Perspektive beleuchtet werden. Im Rahmen des ersten Projektteils widmet sie sich zurzeit dem besseren Verständnis von Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen von Hate Speech im Internet. An der Befragung der Forschungsgruppe g/d/p nahmen mehr als 1.000 Bürgerinnen und Bürger teil, die häufig und regelmäßig das Internet nutzen.
18 Prozent aller Befragten waren selbst schon einmal von "Hassreden" im Internet betroffen, häufig im öffentlichen Raum oder auch in privaten Nachrichten. Je jünger die Befragten sind, desto höher ist der Anteil der Betroffenen: unter den 16- bis 30-Jährigen liegt der Anteil bei 32 Prozent, in der sogenannten "Generation" Z" sogar bei 37 Prozent.
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