Digital Employee Experience

IT im Spagat zwischen Troubleshooting und Wohlbefinden

18.10.2022 - Hybrid und Remote Working verschieben die Anforderungen in der Unternehmens-IT. So zeigt die aktuelle Studie "Die IT im Wandel der Arbeitswelt": Der Blick rückt Richtung Mitarbeiter - nicht nur aus funktionalen Gründen, sondern auch im Hinblick auf die Personalstrategie. Digital Employee Experience (DEX) wird zum kritischen Thema.

von Dominik Grollmann

Die Unternehmens-IT richtet ihren Fokus stärker auf Mitarbeiter - dies bestätigen 94 Prozent der im Auftrag von Nexthink insgesamt 1.000 befragten IT-Experten. Rund ein Viertel ihrer Arbeitszeit konzentrieren sie sich aktuell auf Anforderungen, die den Komplex Digital Employee Experience (DEX) betreffen. Ein Drittel der Arbeitszeit ist strategischer Natur - wozu auch die Zusammenarbeit mit HR gehört, 40 Prozent entfallen auf den allgemeinen IT-Betrieb.

Aus den Ergebnissen der vom unabhängigen Marktforschungsinstitut Vanson Bourne   erhobenen Nexthink   -Studie "Die IT im Wandel der Arbeitswelt   "wird deutlich: Wichtig ist die Schaffung von Lösungen, um die Zusammenarbeit und Produktivität von Mitarbeitern zu unterstützen - das heißt auf das IT-Erlebnis beziehungsweise die Digital Employee Experience insgesamt kommt es an. Lediglich IT-Ausrüstung bereitzustellen, genügt nicht mehr. Eine Entwicklung, die sich bereits vor der Pandemie gezeigt hat. Faktisch alle Studienteilnehmer sind der Ansicht, dass die IT eine kritische bzw. wichtige Rolle dabei spielt, den "Flow" am Arbeitsplatz, das heißt einen produktiven, störungsfreien Arbeitsfluss sicherzustellen.

Arbeitsplatz wird zur Technikfrage

Auch die Verantwortungsbereiche verschieben sich deutlich, IT und HR greifen stärker ineinander. Laut den befragten IT-Experten aus Deutschland lag vor der Pandemie vornehmlich bei HR (40 Prozent) die Verantwortung für Arbeitsplätze, oder HR und IT in Kombination (39 Prozent). Mittlerweile hat die IT in diesem Bereich erheblich an Bedeutung gewonnen. Heute sehen nur noch zwölf Prozent HR hier in der alleinigen Verantwortung. In fünf Jahren, also in 2027, sinkt dieser Wert auf vier Prozent. 43 Prozent gehen davon aus, dass die Unternehmens-IT dann die führende Rolle bei der Gestaltung und Bereitstellung von Arbeitsplätzen übernehmen wird, 53 Prozent erwarten ein gemeinsames Agieren von IT und HR. Denn, so die Überzeugung von 94 Prozent der Befragten aus Deutschland, eine ortsunabhängige Arbeitsumgebung ist effizienter, wenn sie im Kern von der IT gestaltet wurde.

IT als Schlüssel zur Mitarbeiterbindung

Selbst bislang ausschließlich HR zugeordnete Anforderungen wie das Wohlbefinden und die Zufriedenheit von Mitarbeitern sind heute Themen, die verstärkt bei der IT angesiedelt werden: 20 Prozent sehen dafür die IT in der führenden Rolle, 38 Prozent IT und HR gemeinsam. Zudem hat die IT - so die Ansicht von 92 Prozent der Befragten aus Deutschland - eine Schlüsselposition, um qualifizierte Mitarbeiter zu binden und dem kritischen Thema der "Great Resignation" beziehungsweise der "großen Kündigungswelle" entgegenzuwirken. 98 Prozent sagen, dass eine komfortable Remote-Arbeitsumgebung die Mitarbeiterbindung verbessert. Im Ländervergleich ist in UK mit 89 Prozent die Zustimmung dafür am niedrigsten.

Das heißt, HR und IT werden Wege finden müssen, um eng zu kooperieren - auch in der Kommunikation mit Mitarbeitern. Diese Zusammenarbeit entwickelt sich schon seit geraumer Zeit auf mehreren Ebenen, neue Aufgabenfelder kamen in den vergangenen fünf Jahren auf die IT zu: So sagten 27 Prozent aus Deutschland, dass sie als IT-Experten HR-bezogene Projekte durchgeführt haben, 44 Prozent unterstützen Kommunikationsplattformen für Mitarbeiter.

Bei diesem Thema zeigen sich in den untersuchten Ländern durchaus Unterschiede: In Frankreich gaben mit 33 Prozent deutlich mehr IT-Experten an, dass sie HR-bezogene Projekte durchgeführt haben, USA und UK liegen mit 18 Prozent deutlich darunter.

Sicher und störungsfrei ist die Devise

Klar scheint auch der IT zu sein: Reine Büroarbeitsplätze sind weitgehend Vergangenheit. 48 Prozent gaben an, dass in fünf Jahren Arbeitsplätze vorwiegend virtuell sein werden für ortsunabhängiges Arbeiten. Nur acht Prozent sehen in Zukunft noch Arbeitsplätze rein vor Ort im Unternehmen.

Zwar spielt das Thema Sicherheit bei Remote Working mit 26 Prozent erwartungsgemäß noch die wichtigste Rolle (Frankreich 29 Prozent, UK 23 Prozent), doch fast gleichauf ist mit 22 Prozent die Herausforderung, die nötigen Tools für ortsunabhängiges Arbeiten zu entwickeln (USA und UK 17 Prozent, Frankreich 19 Prozent). Jeder fünfte IT-Experte sieht sich insbesondere gefordert, Mitarbeitern eine störungsfreie Arbeitsumgebung zu gewährleisten. Denn, so mit 83 Prozent Zustimmung die einhellige Meinung, werden IT-Störungen bei Remote Working als schwerwiegender empfunden als im Büro.

IT fordert mehr Unterstützung

Dass laut der befragten Studienteilnehmer das Management von Remote und Hybrid Working heute und in Zukunft eine immer wichtigere Rolle bei der Unternehmens-IT spielen wird, überrascht nicht. IT-Experten werden für Unternehmen, die flexible Arbeitsumgebungen bieten, immer wichtiger. Doch - und dies überrascht allerdings - ist diese Erkenntnis noch nicht bei allen Unternehmen angekommen. Auf die Frage, was ihnen als IT-Experten bei ihren Herausforderungen für flexible Arbeitsplatzumgebungen helfen würde, nannten mit 57 Prozent die meisten diesen Aspekt: Mehr Anerkennung und Bewusstsein für ihre Rolle und Verantwortlichkeiten. Dies gilt für alle untersuchten Länder. An zweiter Stelle (51 Prozent) rangiert der Wunsch, dass in zusätzliche Tools und Software investiert wird, dicht gefolgt von besserer Unterstützung durch Führungskräfte (49 Prozent), mehr Zeit für diese Aufgaben (48 Prozent) und Schulungen (45 Prozent).

IT-Experten in Unternehmen sind sich ihrer deutlich erweiterten Rolle für strategische HR-Anforderungen bewusst. Sie sehen sich als proaktive Gestalter der Zukunft der Arbeit und damit einen ihrer zentralen Verantwortungsbereiche darin, mit einem optimalen IT-Erlebnis der digitalen Arbeitsumgebung die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung zu unterstützen und weiterzuentwickeln. Dafür benötigen sie aber auch neben zusätzlichen technischen Tools und zeitlichen Freiräumen die Rückendeckung aus dem Management - die vielfach noch zu fehlen scheint.

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