06.06.2024 - Klasse statt nur Masse: Um den Publikumsverkehr in seinen 127 Filialen zu erhöhen, hat sich POCO erstmals für eine One-to-One-Kampagne an BestandskundInnen entschieden.
von Irmela Schwab
Jeder Kunde, der den Markt betritt, ist für Sabine Rittmeyer
ein Erfolg. "Ob der Besucher auch zum Käufer wird, kann ich nicht mehr beeinflussen, aber ich sorge dafür, dass die Menschen POCO
kennen und gerne in unsere bundesweit 127 Filialen kommen", beschreibt die Marketingleiterin des Einrichtungsmarktes ihre Aufgabe. Die stellt sie jetzt allerdings vor ganz neue Herausforderungen: Im vergangenen April hat die Deutsche Post ihre Prospektwerbesendung "Einkaufaktuell" eingestellt
. Mit gravierenden Folgen für POCO
.
Gedruckt wird bei der Digitaldruckerei DPG
aus Nürnberg, das Start-up AutLay
aus Köln ermöglicht die automatisierte und kundenindividualisierte Produktempfehlung auf Basis der jeweiligen Kaufhistorie. Eine funktionierende Partnerschaft: "Es ist weniger die Technologie selbst, es sind die Menschen hinter der Technologie, die sie gewinnbringend einzusetzen wissen", findet Rittmeyer. "Es war ursprünglich gar nicht unser Wunsch, eine One-to-One-Strategie zu verfolgen, unsere Entscheidung fiel für die überzeugenden Anbieter."
Das Kölner Technologie-Startup AutLay startete 2019 als eine Ausgründung aus der Universität Köln, die Gründer und Geschäftsführer sind Sven Müller und David Schölgens. Seit 2022 bietet Autlay eine SaaS-Lösung an, die Händlern die Gestaltung und den Versand von vollautomatisierten Printmailings "auf Knopfdruck" im eigenen Corporate Design ermöglichen soll - "ohne lange Vorläufe, aufwändige Designprozesse und mit einer transparenten Kostenstruktur", so das Versprechen des jungen Unternehmens. Herzstück der Print-Mailing-Software ist die innovative Layout Engine. Durch den Einsatz von weißraum-minimierenden Algorithmen in Kombination mit rund 50 Metriken zur Quantifizierung der Ästhetik, Typografie und Wirtschaftlichkeit können in Sekunden individualisierte Printmailings erstellt werden - und das ganz ohne Templates. Mehr Informationen unter: https://www.autlay.com/
Die Digital Print Group mit Hauptsitz in Nürnberg ist seit mehr als 20 Jahren am Markt tätig und ein Wegbereiter des Digitaldrucks. Das Unternehmen investierte unter Leitung von Geschäftsführer Oliver Schimek schon 2012 in Highspeed-Inkjetdruck - die erste Anlage von Hersteller Canon in Deutschland - und hat sich damals sogar den Namen "Inkjet-Pionier" schützen lassen. Heute hat das Unternehmen gleich zwei Highspeed-Inkjetdrucksysteme im Einsatz - die Canon ProStream 1000 und die Canon ColorStream3500. Der Print Service Provider druckt unter anderem Bücher, Loseblattwerke, Kataloge, technische Dokumentationen, Magazine, Gutscheine und bietet zudem Print on Demand und Großformatdruck an. Seit 2023 setzt die Digital Print Group auch Programmatic-Printing-Projekte für Kunden um, denn so können Druckprozesse automatisiert und optimiert werden, um eine schnellere, kosteneffizientere und personalisierte Produktion von Druckmaterialien zu ermöglichen. Mehr Informationen unter: https://digital-print-group.de/
Seit Anfang April erhalten nun rund 11.000 ausgewählte Bestandskunden im Testgebiet Bayern Post vom Möbelhändler. Ergänzend zum Prospekt, in dem Produkte aus dem umfangreichen Sortiment auf vielen Seiten für die breite anonyme Masse angeboten werden, setzt POCO auf eine personalisierte Postkarte: Auf der Karte im DIN Lang-Format stehen Namen und Adresse des jeweiligen Empfängers sowie drei bis fünf Produkte, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind.
"Da gibt es etwa den Großstadt-Single und Hobby-Handwerker Boris oder Susanne, die nicht unbedingt bei einem Discounter einkaufen würde, aber Qualität und Individualität schätzt", so Rittmeyer. "Mit einem eher bescheidenen Familieneinkommen ist das Persona-Duo Mandy und Dennis hingegen vor allem an Schnäppchen interessiert, um nur einige Beispiele zu nennen."
Dass ihr Cluster greift, davon ist Rittmeyer überzeugt. "Die Statistik zeigt, dass wir Menschen gar nicht so individuell sind, wie wir es von uns selbst glauben." Massenmedien von Prospektwerbung bis hin zu Funk und TV waren bis dato daher auch die erste Wahl für die POCO-Managerin. "'One size fits all' hat über viele Jahre bestens funktioniert."
Mit dem Schritt zum One-to-One-Marketing betritt der Discounter Neuland. Ausprobieren gehört jedoch auch ein bisschen zur Tradition der Möbelkette, so Rittmeyer: "Wir sind offen für Innovationen und gespannt darauf, was passieren wird, wenn wir das Beste aus den Welten Print und Digital geschickt zusammenführen." Auf der weltgrößten Messe der Printmedien Drupa
in Düsseldorf zeigt der Möbelhändler gemeinsam mit Canon eine Instore-Experience, bei der gedruckte Werbemittel mit digitalen Screens interagieren. "Über neuartige, moderne Marketing- Tools möchten wir unsere Kunden auch langfristig begeistern und uns ihre Treue sichern", wünscht sich Rittmeyer.
Der deutsche Einrichtungsmarkt POCO mit Sitz im nord-rhein-westfälischen Bergkamen ist seit 2018 Teil der österreichischen MW Holding, zu der auch XXXLutz gehört. Der Firmenname geht auf den Einzelhandelskaufmann Peter Pohlmann zurück, der den Discounter 1989 unter dem Motto "Schönes Wohnen für weniger Geld" gründete: POCO ist ein Akronym für "Pohlmann & Co". 2008 schloss sich POCO mit den ehemaligen Domäne-Einrichtungsmärkten zusammen. Es gibt daher zwei Zentralen für die Verwaltung der Filialen: die ehemalige POCO-Zentrale in Bergkamen und die ehemalige Domäne-Zentrale in Hardegsen. Das Unternehmen betreibt heute 127 Einrichtungsmärkte mit sechs Regionallagern und hat eine breite Palette an Produkten im Angebot. Darunter: Möbel, Küchen, Haushaltswaren, Geschenkartikel, Teppiche, Bodenbeläge, Elektrogeräte, Tapeten und Farben.
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