02.01.2024 - Wie vielfältig WhatsApp, Telegram & Co. von Unternehmen bereits heute genutzt werden und warum Messenger bald zum Standardinstrumentarium in der B2C-Kommunikation gehören könnten.
von Christian Gehl
Früher, in den 1980er Jahren, da konnte ein einziger Werbeclip auf MTV
eine Marke noch für Jahre an die Spitze katapultieren. Ein guter Song wie "First Time, First Love", dazu ein schnell geschnittener, optimistischer Clip voller Teenager und schon war Coca-Cola
im Gespräch. Robin Beck, die Sängerin, hatte mit dem Lied danach sogar ihren ganz eigenen Welthit - mit einem Werbesong! Jahrelang war die zuckrige Brausemarke danach Kult. Schließlich es gab ja auch nicht viel, was diesen positiven Eindruck verdrängen konnte. Kino, drei Fernsehsender, Print, ein bisschen Außenwerbung - mehr gab es nicht an Werbereizen und alles in geringer Dosis. Aufmerksamkeit war da noch verhältnismäßig leicht zu erringen.
Die Mühlheimer Zahnarztpraxis Dr. Hintze
setzt auf Messenger-Kommunikation für Anfragen und das gesamte Termin-Handling. Statt dafür ständig das Telefon besetzt zu halten, werden diese Zeitfresser zentral über einen WhatsApp-Kanal organisiert. Um das notwendige Einverständnis der PatientInnen für das Einstellen des Messenger-Chats zu erhalten, stellt die Praxis QR-Codes zur Verfügung. Nachdem diese eingescannt wurden, öffnet sich ein Chatfenster in WhatsApp und die PatientInnen können sich mithilfe eines Schlüsselworts anmelden. Den Newsletter muss man dabei nicht bis in alle Ewigkeiten bzw. bis zu dem Tag, an dem er genervt gelöscht wird, abonnieren, sondern er kann von Beginn an ein Haltbarkeitsdatum erhalten, also zum Beispiel: Benachrichtigungen nur im Monat November bitte. Lösungsanbieter ist der Berliner Kommunikationsdienstleister Superchat. ?Wir haben uns zum Ziel gesetzt, ein System einzurichten, mit dem frei gewordene Termine schnell wieder vergeben werden können?, erklärt Dr. Jendrik Hintze. ?Damit möchten wir Honorarausfälle minimieren und unsere verfügbare Zeit besser nutzen.?
Die Praxis nutzt den Messenger aber nicht nur zur Terminvergabe. PatientInnen von Dr. Hintze finden die WhatsApp-Nummer ganz oben auf der Homepage der Zahnarztpraxis. Ein Klick und sie landen im Chat mit der Praxis und können dort Fragen stellen. Alle Nachrichten landen in einer Inbox für WhatsApp, SMS und E-Mails, auf die mehrere Mitarbeitende Zugriff haben können ? Kommunikation im Überblick.
Nachdem der Farbenhändler Miss Pompadour
seinen Verkauf vor einiger Zeit vollständig ins Internet verlagerte, stand er vor der Herausforderung, die Beratung auf demselben Level wie im Ladengeschäft zu halten. WhatsApp schien perfekt, doch erst nach mehreren Anläufen fand Miss Pompadour den richtigen Kanal: Nach dem Start mit einer privaten Nummer, stellte sich schnell heraus, dass die etwa 500 täglichen Anfragen und Bestellungen damit nicht zu bewältigen waren. Über den Business-Account von WhatsApp ließ sich die Kundenkommunikation ebenfalls nicht skalieren. Doch der Messenger hat ja noch eine Business-Plattform, die allerdings von einem externen Dienstleister gemanagt werden muss. Der fand sich mit dem Münchner Spezialisten Sinch Engage. Über dessen Plattform laufen nun alle Chat-Nachrichten und werden über ein Ticketsystem an die zuständigen AgentInnen weitergeleitet. Während der Beratung per Chat werden Links zu Produkten geschickt, WhatsApp-Newsletter informieren über besondere Angebote.
Das Resultat: Heute enden 90 Prozent aller Beratungsgespräche über den Messenger in einem Verkauf. Nur zwei andere Verkaufskanäle generieren mehr Umsatz für Miss Pompadour.
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Edeka Dirnberger
erhält an seinen fünf Standorten rund um Regensburg täglich Nachrichten über WhatsApp Business, Facebook, E-Mail und Instagram. Jeder Kanal wird einzeln verwaltet, was es für die Mitarbeitenden schwierig macht, den Überblick zu behalten. Schnelle Antworten sind aber notwendig, um die VerbraucherInnen nicht zu verlieren. Keine oder eine zu späte Reaktion führen meist dazu, dass KundInnen den Supermarkt wechseln. Ähnlich sieht das Bild im Personalmarketing und bei Online-Bewertungen aus. Eine schlechte Kommunikationskultur wirkt sich auch hier sofort negativ aus. Auf der Suche nach einer Lösung stieß Kaufmann Raphael Dirnberger im Internet auf die Messaging-Plattform der Firma Superchat und ließ sie implementieren. Seither laufen alle Nachrichten, gleich, ob sie über WhatsApp, Facebook, E-Mail, Telegram oder SMS hereinkommen, auf einer Plattform ein. Während der WhatsApp Business-Account vorher nur auf einem Handy laufen konnte, das also ständig von einer Person kontrolliert werden musste, können nun mehrere Mitarbeitende auf die Superchat-Oberfläche zugreifen und die eingehenden Nachrichten direkt an die zuständige Person am richtigen Standort weiterleiten. Edeka Dirnberger konnte so seine Antwortquote deutlich steigern und den Frust auf Seiten der KundInnen reduzieren.
Der Münchner Zahnbürstenhersteller Happybrush
setzt auf ein komplexes Kommunikationssystem, um mit seinen KundInnen in Kontakt zu treten und zu bleiben. Da gibt es die Telefon-Hotline, Newsletter per E-Mail, Social-Media-Präsenz und -Marketing, dazu Influencer-Marketing. Doch Service-Tickets innerhalb weniger Minuten zu beantworten, wurde dem Start-up mit zunehmendem Erfolg unmöglich. Mit der WhatsApp-Integration durch den Messenger-Dienstleister Charles konnte die Kommunikation in den täglichen Arbeitsablauf des Unternehmens integriert und der Chatverlauf leicht auffindbar gespeichert werden. Mithilfe eines zusätzlich installierten Chats gelang es zudem, den Datenverkehr weg vom Telefon und der E-Mail hin zum Live-Chat zu führen ? was der Kommunikation mit der jungen Zielgruppe, meist unter 40 Jahren, nur entgegen kommt. Dazu können per WhatsApp nun auch Fotos, Videos und Sprachnotizen an das Unternehmen gesendet werden. Links hinter QR-Codes und Buttons verbinden HappyBrush mit WhatsApp und zeigen VerbraucherInnen dort per Text an, welche Möglichkeiten sich ihm über den Kontakt bieten. Insgesamt sank die Reaktionszeit bei technischen Problemen mit den Produkten nach der Integration von WhatsApp und Live-Chat um die Hälfte und der Traffic zu HappyBrush erhöhte sich um das Sechsfache.
Über die Anbindung an die Programmierschnittstellen von Messaging-Dienstleistern wie Superchat, Brevo oder Sinch Engage lässt sich auf einer Plattform auch die Kommunikation über andere Messenger verfolgen, Telegram oder Facebook Messenger etwa. Doch auch dafür muss stets erst einmal die Hürde Opt-in genommen werden. Links auf der Website, QR-Codes im stationären Handel oder auf gedruckten Werbesendungen, aber wie geht es von da ab möglichst elegant und ohne Stolperfallen weiter? Jeder Dienstleister hat hier im Detail eine etwas andere Lösung, aber im Prinzip funktionieren sie so: Wer den QR-Code/WhatsApp-Link anklickt, kommt in den Chat des Messengers, wo ein vorbereiteter kurzer Text zum Anklicken bereit steht. Wird der abgeschickt, ist die Newsletter/Chat-Kommunikation genehmigt und aktiviert. "Die Newsletter, die Unternehmen über unsere Plattform an VerbraucherInnen schicken, haben eine Öffnungsrate von bis zu 95 Prozent", sagt Jonas Südfels, Chief Revenue Officer bei Superchat
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"Die Antwortrate liegt meist bei rund 40 bis 50 Prozent." Das ist der Zauber von WhatsApp: ein Kanal, der von der Nutzerschaft als sehr persönlich angesehen wird, weit mehr noch als ihr E-Mail-Postfach, erhält die entsprechend bevorzugte Behandlung. Solange er nicht überquillt vor Werbung und ebenso unsinnigen wie unerwünschten Postings wie der Newsfeed von Facebook. Wofür wiederum der Sperrblock namens Opt-in durchaus auch auf längere Sicht sorgen könnte. Während die bisherigen API-Lösungen auf eine mittelständische Kundschaft abzielen, sind große Softwareunternehmen auch schon dabei, Skalierungen für die Bedürfnisse von Global Playern zu implementieren. Jüngster Deal: Das Beratungsunternehmen Publicis Sapient arbeitet mit bisher ungenannten Marken daran, Salesforce-Daten mit WhatsApp zu verbinden. Nigel Vaz, CEO von Publicis Sapient
, hofft auf den Durchbruch von Messenger Marketing auch in der Konzernkommunikation: "Wir ermöglichen es unseren Klienten, mit Salesforce ein einheitliches, konversationelles Messaging in großem Umfang zu realisieren, um ihr Geschäftswachstum zu fördern." Geht der Plan auch nur halbwegs auf, dürfte der WhatsApp-Link in den Kontaktangaben der Unternehmen bald so geläufig sein wie Hotline und E-Mail. Unter den mittelständischen Superchat-Kunden jedenfalls hat sich WhatsApp inzwischen als wichtigster Kommunikationskanal überhaupt etabliert. Drei Viertel aller Nachrichten an die Kundschaft verschicken diese Firmen heute über WhatsApp und auch in der anderen Richtung ist die Nutzung hoch: 65 Prozent aller Fragen, die VerbraucherInnen Unternehmen stellen, gehen per WhatsApp raus.
Der Energieanbieter E wie einfach
, Tochtergesellschaft von E.on, kam mit seinem Live-Chat an Grenzen, was die Möglichkeit für stete Echtzeit-Antworten angeht. Das Unternehmen installierte daher in seiner App neben den Service-Kanälen Telefon, E-Mail und Webchat auch WhatsApp. Eingesetzt wurde das individualisierbare Chat-Widget des Münchner Messenger-Spezialisten Sinch Engage. DSGVO-konform lassen sich jetzt in der App des Energieanbieters Fragen zum Vertrag über WhatsApp klären oder die Zählerstandmessung übermitteln. Alle Chatverläufe werden gespeichert und sind von den Mitarbeitenden bei Nachfragen stets wieder auffindbar. Die Lösung von Sinch Engage ermöglicht es zudem, Informationen aus dem Chat in das CRM-System von E wie einfach zu übertragen. Heute findet die digitale Kundenkommunikation des Energieanbieters vor allem über den entlasteten Live-Chat sowie WhatsApp statt. Anfragen über den Messenger werden innerhalb von fünf Minuten beantwortet.
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