"Wir müssen emotionaler werden&#8220

18.03.1999 - Ob Offset- oder Flexodruck, Lagerware oder individuelle Anfertigung, große Mengen oder kleine Auflagen - das Hamburger Familienunternehmen alfred ahlers liefert alles, was man aus Papier und Pappe herstellen kann.

1924 gegründet, hat das Unternehmen heute rund 200 Mitarbeiter an drei Standorten unter Vertrag. In der Hamburger Zentrale produzieren 130 Beschäftigte pro Tag zwischen sechs und sieben Millionen Umschläge. In der Berliner Niederlassung stehen die Rollenmaschinen. Die Außenstelle Trappenkamp bei Bad Segeberg ist auf Großformate spezialisiert.

"Wir verstehen uns nicht als Produzent, sondern als Dienstleister", erläutert Geschäftsführer Karl-Ludwig von Wendt die Unternehmensphilosophie. Deren Kern ist ahlers-express, ein kurzfristiger Service, für den eine spezielle Maschine bereitsteht. Der Kunde erhält das Angebot in weniger als vier Stunden. Generell müssen bei der Herstellung lange Vorlaufzeiten für die Einrichtung der Maschinen in Kauf genommen werden.

"Es wird häufig vergessen, daß der Umschlag zwar mit das Billigste, aber auch das Komplizierteste ist", betont von Wendt. 1.000 Stanzmesser, die pro Stück einen Anschaffungswert zwischen1.500 und3.000 Mark haben, harren der Verwendung. "Bei einem Mailing ist der Umschlag der erste Kontakt, den man hat. Es lohnt sich, Aufmerksamkeit darauf zu verwenden. Wenn der Umschlag langweilig ist, wird er nicht geöffnet. Bei der emotionalen Gestaltung sind Amerikaner und Engländer viel weiter als wir. Wir müssen emotionaler werden", appelliert von Wendt, der neben seiner Tätigkeit bei ahlers die Hamburger Multimedia-Agentur Kiwi betreibt.

ahlers befindet sich auf Wachstums- und Modernisierungskurs. Der Trend geht zu kleineren Auflagen und häufigeren Mailingkontakten. Die Qualität der Dienstleistung soll weiter verbessert werden. "In zehn Jahren wird die Herstellung wesentlich schneller ablaufen, die Umstellzeit nicht mehr Stunden, sondern nur noch Minuten betragen", so von Wendts Prognose. Außerdem muß Service und Beratung intensiviert werden.

Das derzeit größte Problem der Hersteller in Deutschland sieht von Wendt im "Verdrängungswettbewerb, der zu Lasten des Kunden geht". Billiganbieter leiden unter ihren eigenen Sparzwängen und schaden dem Renommee der Branche. Am Markt gibt es zwei Großunternehmen, die kleinere Firmen aufkaufen. "Dagegen können wir nur bestehen, wenn wir flexibel und nah am Kunden arbeiten", meint der Marketingprofi. Daß dieses Konzept aufgehen kann, beweist ein Blick nach Skandinavien. Hier hat die Konzentration bereinigende Wirkung gehabt und Platz für kleinere, flexiblere und schnellere Anbieter geschaffen. Wenig Angst hat von Wendt vor ausländischer Konkurrenz. Ein Joint-venture mit Ungarn habe gezeigt, daß Globalisierung nur begrenzten Nutzen hat. Der Lohnkostenvorteil sei durch Papiereinfuhrzoll und Logistikkosten aufgefressen worden. "Die Nähe zum Kunden ist wichtig. Ein Hersteller muß greifbar sein. Unsere Branche ist keine globale Industrie.“

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