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Die #StopFundingHate-Liste: Welche deutschen Unternehmen Hass- und Fake-Portale mitfinanzieren

13.04.2021 - Außen hui, innen pfui: Mit der Aktion #StopFundingHate haben die beiden Werbeexperten Thomas Koch und Michael Maurantonio aufgedeckt, welche Unternehmen offenbar unwissentlich mit ihren Werbeschaltungen Seiten finanzieren, die Hatespeech und rassistische Inhalte verbreiten. Es sind namhafte Konzerne aus allen Branchen - mittlerweile weit über 100 (aktualisiert am 15.04.).

von Christina Rose

Michael Maurantonio ist Auditor und lebt davon, dass er die Auslieferungsqualität von Kampagnen überprüft, unter anderem, ob mit Kampagnen die richtigen Zielgruppen erreicht wurden und zu welchem Anteil sie an Bots gegangen sind. Bei dieser Gelegenheit stieß er auf eine Anzeige der Süddeutschen Zeitung (SZ) auf dem US-Portal Breitbart. Darauf angesprochen, warum eine eher linksliberale Tageszeitung auf einem rechtspopulistischen Portal um Leser wirbt, reagierte die Süddeutsche auch prompt, wie Thomas Koch schildert   . Man sei dankbar für den Hinweis, prüfe das sofort und stelle die Werbung dort ab.

Michael Maurantonio (Bild: maurantonio.ch)
Michael Maurantonio


Beileibe kein Einzelfall. Und die SZ werde wohl als "das Glanzlicht" aus der Geschichte hervor gehen, sobald die beiden Medienexperten mit ihrer Dokumentation fertig sind. Denn mittlerweile haben Maurantonio und Koch, die beiden Initiatoren der Aktion StopFundingHate   , eine Liste von weiteren 90 namhaften Unternehmen identifiziert, die auf Portalen wie American Thinker, Bearing Arms, Breitbart, EpochTimes, GatewayPundit, PJMedia, Redstate, WayneDupree und ZeroHedge werben - also Seiten, die rechtpopulistische, rassistische und gewaltverherrlichende Inhalte verbreiten.

Thomas Koch (Bild: Clap Bruchhaus & Ingenweyen)
Thomas Koch


Auf diese Tatsache aufmerksam gemacht, haben laut Koch und Maurantonio bislang nur 29 Unternehmen reagiert, also gerade einmal 24 Prozent, "davon vier, nachdem der CEO interveniert hatte und sieben nach Anfrage des Stern, der ebenfalls darüber berichtet hat   ".

ONEtoONE liegt nun die Liste der Unternehmen vor, die auf rechten Seiten werben und wie sie auf diesen Umstand aufmerksam gemacht bislang reagiert haben (Stand: 15.04.21; Reihenfolge der Unternehmen nach Auftreten seit Aktionsstart am 12.02.21):

Werbendes Unternehmen*Werbung beiHat das Unternehmen daraufhin angesprochen **reagiert?*Die Werbung/Kampagne wurde nach Ansprache durch Koch/Maurantonio wiederentdeckt bei
1. Süddeutsche ZeitungBBjaWD, ZH
2. VW FinanceBBja
3. CondorBBja
4. JaguarBB, BAja
5. AmplifonBB, ATneinBB
6. PostbankWDjaRS, PJ, ET
7. CongstarWD, ZHja
8. LenovoWDnein
9. Bett1.deBBja
10. O2 (AT)ATjaZH (reagiert)
11. DeloitteZHnein
12. LGZHnein
13. FiatGPja
14. KaDeWeGPnein
15. HellofreshGPjaZH, PJ, ET, WD
16. eBay (AT)ETneinET
17. AdobeWDnein
18. DanoneETnein
19. IllyBB, GPja
20. Hannover MesseETneinZH, BA, BB
21. AdidasETja
22. BMWiETja
23. Amazon PrimeETnein
24. SuperRTLETja
25. NissanETnein
26. SamsungETneinET
27. Marc O'PoloETneinZH
28. FraportETjaWD
29. SonyWDnein
30. TUIETja
31. HyundaiETnein
32. Klarmobil.deZHnein
33. TÜV RheinlandZHnein
34. SwarowskiETnein
35. MDM MünzeETnein
36. Volvo TrucksETneinBB
37. NKLETja
38. BrotherZHja
39. SaltMobile.deWDnein
40. 1&1ZHnein
41. P&CBBja
42. MediaMarktZH, ATnein
43. UnicefRSnein
44. Mey & EdlichBAnein
45. HaweskoBAneinBA
46. WalbuschBBnein
47. LidlETja
48. SaturnBAnein
49. Alfa RomeoETnein
50. XXXLutzETja
51. ToyotaBBnein
52. NovartisETnein
53. Ministerium für Schule und Bildung NRWETja
54. AbarthETnein
55. De'LonghiETja
56. EprimoETnein
57. ZwieselETnein
58. OpelETjaHändler auf BB
59. Weber GrillBBja
60. WolfordETneinET
61. MeinAuto.deWDnein
62. Estée LauderETnein
63. ZalandoETnein
64. ZansibarETnein
65. Iberia.deETnein
66. Junge WeltETnein
67. GiessweinETneinET
68. Stadtwerke DuisburgETnein
69. ExpertETnein
70. HitchcockETnein
71. Focus.deET, Link BBnein
72. Shopapotheke.deETnein
73. VictorinoxETnein
74. WeltsparenETnein
75. AviraETneinBB
76. LloydETnein
77. ToomETnein
78. HS St. GallenETnein
79. Bruno BananiETnein
80. KalaydoETnein
81. HuaweiETnein
82. Ansons'sWD, BAneinBA
83. Bundesregierung/GesundheitsministeriumETja
84. TeufelETnein
85. PSD BankETnein
86. BonprixWD, ETnein
87. NürnbergerETnein
88. C&AETnein
89. HertieETnein
90. EuroEyesETnein
91. VattenfallETnein
92. VerivoxETnein
93. Stadtwerke DüsseldorfETnein
94. DA DirektETnein
95. AudibleETnein
96. SageETnein
97. ABBETnein
98. LeicaETnein
99. Die BayerischeETja
100. EuronicsETja
101. AldianaETnein
102. Stadtwerke EssenETnein
103. ADAC CampingETnein
104. R+VETja
105. HessnaturETnein
106. Villeroy + BochBBnein
107. NettoBBnein
108. PhilipsETnein
109. dtvETnein
110. MaseratiBAnein
111. GlossyboxETnein
112. FujitsuETnein
113. National GeographicETnein
114. Disney+ETnein
115. Mercedes Benz DüsseldorfETnein
116. Freistaat ThüringenETnein
117. ShimanoETnein
118. MakitaETnein
119. Blackwood SevenBBnein
120. PryntadETnein
*Legende: American Thinker (AM), Bearing Arms (BA), Breitbart (BB), EpochTimes (ET), GatewayPundit (GP), PJMedia (PJ), Redstate (RS), WayneDupree (WD), ZeroHedge (ZH)
** Die Unternehmen haben auf den Umstand angesprochen, dass sie auf diesen Seiten werben, sehr unterschiedlich reagiert: Das reichte von "Danke für den Hinweis, haben wir sofort abgestellt" bis zu "Werden wir weitergeben" (und wurden von den beiden Werbexperten ein paar Tage später wieder entdeckt). Abgewiegelt hat definitiv keines der Unternehmen. Sofern der Hinweis endlich an der richtigen Stelle angekommen ist, wird er offenbar ernstgenommen und - zumindest in den meisten Fällen - auch abgestellt.

Betroffen von derartigen Fehlauslieferungen sind programmatisch ausgelieferte Display-Anzeigen, erklärt Thomas Koch: "Zwar verfügt die Agentur über Blacklists, die eine Auslieferung an Breitbart & Co verhindern sollen. Beim Einsatz des Google Display Networks wird dies jedoch umgangen, wenn Google nicht selbst solche Seiten ausschließt. Hinzu kommt das sogenannte 'Darkpooling', das viele Agenturen nicht beachten oder technologisch nicht beherrschen. Hierbei geben sich fragwürdige Websites - einfach ausgedrückt - falsche URL-Kennungen, so dass sie von der eigenen DSP nicht erkannt werden."

Als Lösungsmöglichkeiten sieht der Experte eine sorgfältigere Kontrolle insbesondere des Google Display Networks, eine mediaplanerische Vor-Auswahl von Zielgruppen-geeigneten und vertrauenswürdigen Publishern. Und eine Abkehr von der Konzentration auf den geringstmöglichen Preis: "Je tiefer der TKP sinkt, desto sicherer kann man sein, dass die Kampagne von brand saftey issues betroffen ist."

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