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Schwankungen bei Marktinggehältern unterliegen vielen Variablen - auch danach, wo der/die MarketingexpertIn nach neuen ArbeitgeberInnen sucht.
Dass stagnierende Gehälter im digitalen Marketing mal eine gute Nachricht sein würden, hätte vor Corona wohl kein Experte zu sagen gewagt. Nun, eineinhalb Jahre nach Beginn der Pandemie, hat sich einiges relativiert. "Auf die Fixgehälter hatte die Coronakrise bisher keinen Einfluss", sagt Cihan Gülbas
, Senior Director bei der Personalberatung Michael Page
. Anders sehe es im Vertrieb aus: Hier seien die Bonuszahlungen - ein nicht unerheblicher Anteil der Gehälter von VertrieblerInnen - zum Teil sehr stark eingebrochen, so das Ergebnis der Gehaltsübersicht 'Sales & Marketing' von Michael Page.
Auch wenn die Gehaltsentwicklung stagniere, schätzt der Personalexperte dies nur als eine Momentaufnahme ein. Kompetente VertrieblerInnen werden auch in den nächsten Monaten und Jahren stark gefragt sein. Aktuell trauen KandidatInnen sich wieder vermehrt den Job zu wechseln. Der Bedarf auf Seiten der Unternehmen steige gleichzeitig. In Zukunft gilt laut Report für VertrieblerInnen im Hinblick auf ihre Kernkompetenzen, agil und wandelbar zu sein. Diese haben das heftig in den vergangenen Monaten zu spüren bekommen, wenn traditionelle Vertriebswege, wie Vor-Ort-Kundenbesuche und Messen wegfallen (vgl. Digitalisierung im B2B-Vertrieb: Zwangsehe statt Liebesheirat
).
Auch im Marketing, in dem die Digitalisierung schon deutlich stärker vorangeschritten ist (vgl. B2B: Wie sich Marketing- und Sales-Funnel wandeln
), sind zunehmend IT-Kompetenzen gefragt. Personaler berichten, dass Jobprofile mit digitalem Fokus bei der Suche dominieren, darunter Digital Marketing Manager, SEM- und SEO-Spezialisten, Programmatic Executives, Social Media Manager oder auch ECommerce-Spezialisten. Gute Karrierechancen haben Marketer, die fundierte Kenntnisse in Data Analytics, Content- und Videoerstellung sowie nutzerzentriertem Design Thinking vorweisen können.
Grundgehälter in Jobbörsen niedriger als bei Personalberatungen
Es entscheiden aber nicht nur Faktoren wie Spezialkenntnisse, Firmenstandort und -größe, Berufserfahrung, Abschluss und Personalverantwortung über die Höhe des Gehalts, sondern auch, über welche Quelle Mann/Frau nach der nächsten Stelle sucht. iBusiness hat zur Höhe von Marketinggehältern diverse Quellen durchsucht, unter anderem
Dabei stellte sich eine gewisse Tendenz heraus: Die Grundgehälter (ohne Sonderzahlungen, Boni u.ä.) liegen in den Studien der Jobbörsen wie Stepstone deutlich niedriger als bei denen der Personalvermittlungen wie Michael Page. So veranschlagt die Personalberatung Michael Page beispielsweise für einen Marketing Manager ein durchschnittliches Fixgehalt von 68.300 Euro (Brutto-Jahresgehalt). Im Stepstone-Gehaltsreport liegt das Jahresgehalt gut 8.000 Euro darunter.
Zu dem Durchschnittsgehalt eines Marketing Managers von gut 60.000 Euro kommen Zuschläge, die sich nach Variablen wie Standort, Personalverantwortung oder Unternehmensgröße richten.
Grafik: Stepstone/HighText Verlag
Dass die Grundgehälter (ohne Sonderzahlungen, Boni u.ä.) in den Studien der Jobbörsen wie Stepstone deutlich niedriger liegen als bei denen der Personalvermittlungen wie Michael Page, beschäftigt auch Harald Fortmann
, Executive Partner der Personalberatung
Five14
:
"Unsere Kunden werfen auch einen Blick auf diese Reports und gehen dann mit recht skurrilen Vorstellungen in den Hiring Prozess. Wir verlassen uns hier ausschließlich auf die Bandbreiten, die wir unserer Datenbank entnehmen können. Diese sind aktuell und breit über Branchen und zudem durch unser Tagging weg vom reinen Titel - der ja z.B. bei einem CDO von bis bedeuten kann."
Auf Portalen sind auch die "Unfähigen" unterwegs
Eine Differenz zwischen Daten von Jobportalen und Personalvermittlungen oder gar Personalberatungen werde es laut Fortmann immer aufgrund der Zielgruppe der Befragten geben:
"Während die Jobportale (vor allem) KandidatInnen bedienen und befragen, die aktiv auf der Suche sind, handelt es sich bei Personalvermittlungen (mehr) und bei -beratungen (nahezu ausschließlich) um KandidatInnen, die gar nicht aktiv auf der Suche waren. Hier herrscht also ein anderes Selbstverständnis zur eigenen Qualifikation vor. Die Berücksichtigung einer Person durch eine Personalvermittlung oder -beratung ist zudem oftmals auch schon ein Qualitätskriterium, während auf den Portalen ja auch die "Unfähigen" unterwegs sind." Oder freundlich formuliert: Stepstone bildet den Median ab, die Personalberater eher das obere Quartil.
Fortmann beobachtet einen deutlichen Anstieg der Gehälter vor allem im Bereich Midlevel und Senior, während diese sich im Führungssektor stabilisiert haben.
"Die Nachfrage nach Fachkräften im digitalen Marketing ist durch Covid nochmal angestiegen und führt zu einem nochmals verstärkten Wettbewerb, zumal viele Mittelständler nun offen für Remote oder hybride Lösungen sind", erklärt er. Erfreulicherweise sei der Blick auf die Qualität der MitarbeiterInnen wieder im Fokus. Fortmann:
"Vor der Pandemie haben wir den ein oder anderen Kandidaten wechseln sehen, einfach damit ein Unternehmen eine Position besetzt. Das hat sich vollständig geändert. Die Hiring Manager warten lieber ab und besetzen mit der richtigen Person. Gerade auf Führungsebene ist dies stark im Fokus. Das Verständnis von Führungskräfte- vs. Fachkräftekarriere ist zudem auch endlich in DE angekommen."
Gender Gap bleibt
Leider immer noch nicht angekommen ist dagegen die Gleichstellung. Frauen verdienen im Marketing im Vergleich zu männlichen Kollegen etwa ein Fünftel weniger.
Im Durchschnitt verdienen Marketing Managerinnen ein Fünftel weniger als ihre männlichen Kollegen.
Grafik: Stepstone/HighText Verlag
Lesen Sie neben dem obigen Artikel auch das Interview mit Alexander Ewig von AIDA Cruises sowie weitere Themenschwerpunkte, wie beispielsweise Videomarketing oder Marketinggehälter und Incentive-Marketing hier
als E-Paper, Ausgabe 09/2021.