Das Modell "Direct-to-Consumer" (D2C) prägt und verändert den globalen Handel. Die Vorteile für D2C-Marken und Händler: Durch den Verzicht auf Zwischenhändler sind sie unabhängiger, dadurch sehr viel flexibler und durch den direkten und digitalen Austausch sehr nah dran an ihren KundInnen. Durch diese Nähe haben sich etliche D2C-Marken zu sogenannten Community Brands entwickelt. Die Marken stehen dabei mit ihren Fangemeinschaften in engem Austausch. Auch die Produktentwicklung und -palette machen diese Brands radikal vom Feedback der KundInnen abhängig. Wie erfolgreich Community Brand mit dieser Strategie sein können, zeigt das Startup Snocks
. Das 2016 gegründete D2C-Unternehmen bietet Socken und Unterwäsche für Männer und Frauen und fuhr mit diesen Nischenprodukten - und einem tiefen Verständnis für Algorithmen und datengetriebenen Verkauf - 2021 einen Rekordumsatz von 32 Millionen Euro ein. 2022 sollen es laut einem aktuellen Gründerporträt in der "Faz"
sogar schon 55 Millionen Euro sein.
Erfolgreiche Nische in der Sneaker-Szene mit großer Fanbase
Cousins und Snocks-Gründer: Felix Bauer (r.) und Johannes Kliesch.
Bild: Snocks
Zu Beginn war den beiden Gründern Felix Bauer und Johannes Kliesch - sie sind Cousins - noch gar nicht klar, wohin die Reise eigentlich gehen sollte. Fest stand nur, dass sie Produkte über Fulfillment by Amazon (FBA) verkaufen wollten, wofür sie sogar ihre Banker-Karriere aufgaben. Nur durch Zufall kamen sie darauf, Socken zu verkaufen. Anfangs hatte Snocks lediglich Sneaker-Socken im Sortiment, doch mittlerweile erstreckt sich die Bandbreite von verschiedenen Socken-Modellen bis hin zu Unterwäsche und Basic-Kleidung für Männer und Frauen. Bauer und Kliesch ist es gelungen mit ihrer "Why Not"-Mentalität, Socken zu einem Lifestyle-Produkt und Snocks mittlerweile zu einem echten Schwergewicht in der Sneaker-Szene mit sehr großer Fanbase zu machen. Hinter ihrem Erfolg steckt vor allem eins: Ein starker Community-Gedanke.
60 Prozent Umsatz über eigenen Shop
Mit dieser starken Community im Rücken hat Snocks schnell den Entschluss gefasst, Produkte über Amazon hinaus zu vertreiben. Dafür braucht es jedoch eigene Vertriebskanäle, wofür Unternehmen auf Shopsysteme setzen. Snocks arbeitet seit Januar 2019 mit Shopify zusammen und hat damit den Einstieg in den D2C-ECommerce-Markt realisieren können. Die Plattform habe laut der Tech-M&A-Beratung und -Investmentbank GP Bullhound zur
"Demokratisierung des Handels" beigetragen, denn sie ermögliche es auch kleinen Händlern, die professionellen Tools zu nutzen, mit denen die Großen arbeiten. Für Snocks zumindest läuft es sehr gut: Inzwischen machen Verkäufe über den eigenen Shopify-Shop 60 Prozent des Umsatzes aus - deutlich vor den Verkäufen via Amazon.
"Für uns ist Shopify so etwas wie das iPhone unter den Handys - Es funktioniert einfach, ist leicht zu bedienen, extrem stabil und wir erhalten immer sehr guten Support von Shopify. Genau das war uns bei der Auswahl des Shopsystems wichtig, da wir uns auch weiterhin um unsere Community und unsere Produkte und nicht hauptsächlich um einen aufwändigen Webshop kümmern wollen", erklärt Felix Bauer.
Menschen hinter dem Produkt in den Fokus rücken
Für Roman Zenner, Senior Technical Partner Advocate EMEA bei Shopify, ist Snocks
"das Paradebeispiel einer Community Brand, denn die Kunden sind nicht einfach nur Kunden, sondern Fans. Entscheidend ist dabei, dass sowohl über verschiedene Kanäle als auch durch Aktionen im realen Leben eine enge Bindung zu den Fans aufgebaut wird, wodurch diese zu loyalen Unterstützern werden." Doch wie kam Snocks zu dieser loyalen Fanbase? Das junge Unternehmen stand von Beginn an in Konkurrenz zu großen Brands wie Puma, Adidas oder Nike, weshalb für die Gründer schnell feststand: Es braucht Wege, um die Brand cooler, sympathischer und spannender zu gestalten. Über die Produkte allein war das nicht möglich, dafür sind Socken und Co. zu uninteressant. Daher rückten schnell die Menschen hinter dem Produkt in den Fokus und dabei besonders die Gründungsgeschichte von Felix Bauer und Johannes Kliesch.
Nach dem Motto "Menschen wollen von Menschen kaufen" stellt Snocks darüber hinaus die eigenen MitarbeiterInnen ins Rampenlicht. Jeder Kunde und jede Kundin erfährt beispielsweise, welcher Mitarbeitende die Bestellung bearbeitet und verpackt hat. Auch der Kundenservice läuft auf einer sehr persönlichen Ebene ab, was auch daran liegt, dass einer der von Snocks verwendeten Kanäle WhatsApp ist. Zu den von Snocks regelmäßig bespielten Kanälen gehört auch TikTok, wo die Brand mittlerweile über 120.000 FollowerInnen hat. Snocks setzt dabei auf Content, der zu einem Austausch mit der Marke animieren soll und den Community-Gedanken hervorhebt.
Live-Events nutzen
Der Zusammenhalt und kommunikative Austausch mit den KundInnen ist entscheidend für die Lebendigkeit einer Community Brand. Daher richtet auch Snocks Live-Events für seine Community aus. Bei regelmäßigen Partys für KundInnen sind auch die Gründer Felix Bauer und Johannes Kliesch vor Ort und kochen z. B. für die Gäste. Zum anderen hat Snocks mit einem eigenen Café in Mannheim einen Treffpunkt für die Community geschaffen, der auch noch zu 100 Prozent auf die Gründungsgeschichte einzahlt. Schließlich wurde Snocks zu Beginn aus diversen Cafés betrieben.
Ronan Zenner
Bild: Shopify
Für Roman Zenner ist Snocks damit ein Trendsetter: "Unternehmen wie Snocks haben das Prinzip Community Brand bereits verinnerlicht und befinden sich damit am Puls der Zeit. Denn der Schritt von D2C zu C2C ist hier nicht mehr weit. Unter Connect-to-Consumer verstehen wir das nächste große Zukunftskonzept des Handels, in dessen Mittelpunkt nicht mehr die Transaktion an sich, sondern die Verbindung zwischen Unternehmen und Kunden liegt. Unternehmen schaffen dabei an jedem beliebigen Kontaktpunkt einzigartige Erlebnisse für die Kunden und bewegen diese damit zum Wiederkommen. Snocks hat bei dieser Entwicklung definitiv bereits die Nase vorn."