Geschlechtergleichgewicht

IT-Branche wirbt um weibliche Verstärkung

19.04.2021 - 61,1 Prozent der Deutschen wünschen sich mehr Frauen in IT-Berufen, 87 Prozent halten Männer wie Frauen gleichermaßen für IT-Berufe geeignet - trotzdem gibt es noch immer ein eklatantes Geschlechterungleichgewicht.

von Dominik Grollmann

Die IT-Branche braucht weibliche Verstärkung. Dieser Ansicht sind über 60 Prozent aller BürgerInnen in Deutschland, so das Ergebnis einer Umfrage, die der eco - Verband der Internetwirtschaft   anlässlich des Girls' Day mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Civey   durchgeführt hat. Dabei sind Frauen und Männer sich weitgehend einig: 62,8 Prozent Frauen, 59,5 Prozent Männer halten es für erstrebenswert, dass mehr Frauen Berufe in der IT- und Digitalbranche ergreifen. Nur etwa jeder zehnte Befragte hält nichts davon, dass Frauen verstärkt IT-Berufe ergreifen. 87 Prozent sind der Meinung, dass Männer wie Frauen gleichermaßen für eine Karriere in Tech geeignet sind. 11,3 Prozent der Männer halten das eigene Geschlecht für geeigneter. Dem stimmen auch 4,7 Prozent der Frauen zu.

"Mädchen und Frauen sind das größte ungenutzte Potenzial der IT- und Digitalwirtschaft", sagt eco-Vorstandsvorsitzender Oliver Süme . Die innovationsstarke und krisenfeste IT-Wirtschaft erlebe schon jetzt einen eklatanten Fachkräftemangel. Ursachen seien auch in der mangelnden digitalen Bildung wie in der fehlenden Berufsfeldvermittlung zu suchen, so Süme weiter.

Lehrer und Eltern prägen nach wie vor stark die Berufswahl junger Mädchen. "Töchter bzw. Schülerinnen sollten ermutigt werden, technische Berufe zu ergreifen und die damit verbunden tollen Chancen zu nutzen", mahnt Lucia Falkenberg , Chief People Officer beim eco-Verband. Gesucht werden nicht nur Fachkräfte in klassischen IT-Feldern wie der Entwicklung oder Programmierung, sondern beispielsweise auch im digitalen Marketing, im Bereich Datenschutz oder im Controlling.

Digitalbranche boomt, doch nur wenige Mädchen und junge Frauen profitieren

Die Nachfrage nach Fachinformatikern ist am Ausbildungsmarkt stetig gestiegen: Selbst in 2020 wurde ein Plus von 8,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnet. Laut Bundesinstitut für Berufsbildung   (BIBB) gehört der Ausbildungsberuf FachinformatikerIn mittlerweile zu den Top-10-Berufen in der Rangliste der Ausbildungsberufe nach Neuabschlüssen.

Während der "Fachinformatiker - Anwendungsentwicklung" bei den Jungen allerdings zu den gefragtesten Ausbildungsberufen zählt, findet bei den Mädchen kein Ausbildungsberuf der IT Eingang in die Top 10. Auch in den MINT-Studiengängen sind Frauen unterrepräsentiert. Im Wintersemester 2019/2020 waren in Deutschland 237.530 Studierende im Fach Informatik eingeschrieben. Nur 21,8 Prozent davon sind weiblich.

Das Fehlen weiblicher Vorbilder attestierten auch die Autoren der vom eco in Kooperation mit dem Institut für Innovation und Technik Berlin   (iit) im Jahr 2020 veröffentlichten Studie "Frauen in der Internetwirtschaft" als zentrales Hemmnis. Deshalb sei es so wichtig, erfolgreiche Frauen der Internetwirtschaft sichtbar zu machen. Mit der im Frühjahr 2019 gegründeten Initiative "LiT - Ladies in Tech" vernetzt der Verband daher Frauen in Tech und verleiht ihnen Sichtbarkeit, um so auch junge weibliche Talente zu inspirieren und zu ermutigen, diese spannende Branche für sich zu entdecken.

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