"Verschwörer" Achim Held und Martin Knabenreich mit Gedenkstein.
Bild: Bielefeld Marketing GmbH
Das verantwortliche Bielefeld Marketing
feiert den großen Werbeerfolg seiner Stadtmarketing-Aktion. Schon das Medienecho mit Berichten von "New York Times", "BBC" und "The Guardian" übertraf alle Erwartungen der Verantwortlichen, ebenso die Resonanz in den sozialen Netzwerken
. Wie die Kampagne in Deutschland ankam, zeigen nun deutschlandweite Markforschungsdaten, die das Bielefelder Institut Kantar
erhoben hat. Das Institut führte in den vergangenen Wochen zwei repräsentative Telefon-Befragungen von jeweils rund 1.000 Bundesbürgern ab 14 Jahren durch. Diese Auswahl steht für eine Grundgesamtheit von 70,6 Millionen Deutschen.
3200 Medienberichte alleine in Deutschland
Die Kampagne: Am 21. August hatte die Stadt Bielefeld ein Preisgeld von einer Million Euro ausgelobt für den Beweis, dass Bielefeld gar nicht existiert. Hintergrund ist eine Satire über die angebliche Nicht-Existenz der Stadt, die seit 25 Jahren im Netz kursiert. Am 17. September präsentierten die Bielefelder das Ergebnis:
Ein Beweis
gelang erwartungsgemäß keinem Einsender. Dafür hatte es die ungewöhnliche Aktion einmal um die Welt geschafft mit Medienberichten in ganz Europa, USA, Kanada, Indien, Japan und Australien. Allein im deutschsprachigen Raum verzeichnete Bielefeld Marketing rund 3.200 Medienberichte zur #Bielefeldmillion. Auf Twitter belegte das Thema zeitweise Platz 1 im Deutschland-Trend.
43 Prozent der von Kantar Befragten haben demnach von der
#Bielefeldmillion-Kampagne
gehört, was 30,4 Millionen Deutschen entspricht. Kantar fragte die Menschen auch, wie sie die selbstironische Kampagne bewerten: Insgesamt 44 Prozent der "Kampagnen-Kenner" gefiel die #Bielefeldmillion sehr gut (17 Prozent) oder eher gut (27 Prozent). 28 Prozent fanden sie weder gut noch schlecht. 23 Prozent stehen der Kampagne ablehnend gegenüber und bewerten sie eher schlecht (12 Prozent) oder sehr schlecht (11 Prozent).
Jüngere Zielgruppe erreicht
Dabei gibt es regionale Unterschiede: In den "alten" Bundesländern gefällt 47 Prozent der #Bielefeldmillion-Kenner die Aktion (sehr/eher gut), in den "neuen" Bundesländern trifft dies auf 30 Prozent zu. Primäre Zielgruppe waren jüngere Personen und dieser Ansatz scheint funktioniert zu haben. Bei den 14- bis 29-jährigen Kampagnenkennern mögen 61 Prozent die Kampagne (sehr/eher gut), bei den 30- bis 39-Jährigen sind es 53 Prozent. Am kritischsten sind Befragte ab 60 Jahren: Hier verteilen 35 Prozent die beiden Top-Werte.
"Wir wollten ein für unsere Stadt lange eher schwieriges Thema mit Humor auf den Kopf stellen und damit positive Aufmerksamkeit für Bielefeld generieren. Die Kampagne hat eine Wirkung erzielt, die niemand vorhersehen konnte. Wir sind sehr glücklich, dass unser Mut, neue Wege zu gehen, so belohnt wurde", sagt Martin Knabenreich
, Geschäftsführer von Bielefeld Marketing. Hartmut Scheffler
, Geschäftsführer bei Kantar, sagt:
"Die #Bielefeldmillion ist ein wunderbares Beispiel, wie man mit einer ungewöhnlichen Idee, einer guten Marketingumsetzung und viel Augenzwinkern erfolgreiches Stadtmarketing betreiben kann."
Schluss mit "Bielefeld gibt es doch gar nicht"-Sprüchen ist damit aber wohl nicht:
"Wir hatten uns nicht vorgenommen, dass niemals wieder jemand über die Verschwörung spricht. Das wäre angesichts der Historie eines 25 Jahre alten Phänomens total unrealistisch", sagt Knabenreich. Nach wie vor treibe dieses Thema viele Bielefelder Bürger um.
Das sagen die Zahlen von Kantar: Der allgemeine Bekanntheitsgrad der "Bielefeld-Verschwörung" hat sich in den vergangenen Wochen erhöht. Unmittelbar nach Einsendeschluss der Beweisversuche kannten 44 Prozent der Befragten die Verschwörungstheorie, 17 Prozentpunkte mehr als vor der Marketingkampagne zur #Bielefeldmillion. 58 Prozent der "Verschwörungs-Kenner" sagen, sie würden Bielefelder ohnehin nicht auf das Thema ansprechen. 15 Prozent wollen sich das Thema gegenüber Bielefeldern künftig verkneifen, weil die #Bielefeldmillion "ein guter Schlusspunkt" für die Verschwörung sei. 24 Prozent sehen dagegen keinen Grund, das Thema künftig auszusparen. Vier Prozent war die ganze Sache egal.
Gedenkstein zum Ende der Verschwörung
An "Das Ende der Bielefeld-Verschwörung" erinnert im Altstädter Kirchpark
nun ein Gedenkstein
. Der 600 Kilogramm schwere Findling steht in der Nähe des Leineweber-Denkmals, einem Wahrzeichen der Stadt, und ist jetzt Teil der offiziellen Stadtführungen.