Am 5. Juli hat Jeff Bezos
den Chefposten beim Versandhändler Amazon
geräumt, den er vor 27 Jahren in Seattle gegründet hat. Bezos überlässt das Feld seinem Nachfolger Andy Jazzy
, zieht sich in den Verwaltungsrat zurück und plant seine Reise ins All. Mit einem geschätzten Vermögen von 200 Milliarden Euro ein Hobby, das er sich leisten kann.
Höher, schneller, weiter - so lässt sich auch die Geschichte von Amazon gut zusammenfassen. Wie groß die Dominanz der Handelsplattform auch im deutschen Handel ist, zeigen nun 'Zahlen, Daten und Fakten', die das IFH Köln
über Amazon zusammengestellt hat:
Handelsumsatz von Amazon (Retail und Marketplace) wächst 2020 um 11,4 Milliarden Euro
Pandemiebedingt verzeichnet der Onlinehandel weltweit Rekorde - auch in Deutschland. Vor allem Amazon verzeichnet ungeahnte Zuwächse: Während der Onlinehandel in Deutschland 2020 insgesamt um rund 15 Milliarden Euro wachsen konnte - statt wie zuvor um rund 5,6 Milliarden Euro jährlich - entfielen hiervon rund 11,4 Milliarden Euro auf Amazon. Mit eingerechnet sind dabei auch die Marketplace-Umsätze. Das heißt, im Coronajahr 2020 hat der Konzern im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich jeden Tag um 31 Millionen Euro zugelegt. Der Anteil Amazons am deutschen Onlineumsatz lag 2020 damit bei 53 Prozent.
Im Gesamtjahr 2020 hat der Onlinehändler in Deutschland einen Umsatz von 29,565 Milliarden Dollar (umgerechnet rund 24,7 Milliarden Euro) erwirtschaftet - eine Steigerung von rund 33 Prozent gegenüber 2019 (22,232 Milliarden Dollar).
"Dass Amazon in der Krise voll durchstarten konnte, liegt vor allem an dem guten Fundament des Geschäfts, das im Krisenmodus gut skaliert werden konnte. Wenn über Jahre in eine funktionierende Basis investiert wurde, braucht es nur wenige Stellschrauben", beurteilt Amazon-Kennerin Dr. Eva Stüber
den Erfolg des Unternehmens im Coronajahr.
Rekordwachstum für Amazon.
Grafik: IFH Köln
Wer online shoppt, kauft auch bei Amazon
Ein Blick auf die Konsumentenseite zeigt: Wer im Internet einkauft, shoppt auch bei Amazon. Rund 94 Prozent der OnlineshopperInnen in Deutschland sind KundInnen bei Amazon. Rund 70 Prozent des Amazon-Umsatzes wird von Prime-Mitgliedern realisiert. Und: Über ein Drittel von ihnen sind Heavy-Amazon-ShopperInnen und nutzt für mindestens die Hälfte der Einkäufe im Netz das Angebot der Onlineplattform aus Seattle.
Amazon beeinflusst Non-Food-Handel maßgeblich
Doch Amazon prägt nicht nur den Onlinehandel in Deutschland maßgeblich. Bereits jeder zehnte umgesetzte Euro im gesamten Nonfood-Handel wandert in die digitale Ladenkasse Amazons. Weitere 25 Prozent der Nonfood-Umsätze werden über Informationsrecherchen oder Preisvergleiche durch Amazon beeinflusst. Der Detailblick zeigt die Amazon-Durchdringung der einzelnen Branchen: So sind beispielsweise in der Kategorie CE & Elektro weniger als 30 Prozent der Umsätze von Amazon unabhängig. In der Kategorie Wohnen & Einrichten entfallen zwar "nur" sieben Prozent der Umsätze auf Amazon - weitere 28 Prozent werden aber von Amazon beeinflusst.
"Der Amazon-Reifegrad der einzelnen Nonfood-Branchen nimmt weiterhin zu. In fast allen Bereichen hat der Umsatz von Amazon oder der beeinflusste Umsatz ordentlich zugelegt. Für Händler heißt das vor allem, dass sie dringend eine Strategie zum Umgang mit Amazon benötigen", so Hansjürgen Heinick
E-Commerce-Experte des IFH Köln.