06.11.2024 - Es gibt viele Arten, erfolgreich Geld zu verbrennen. Mit schlechten Daten geht es am schnellsten. Das demonstriert der Immobilienmakler Von Poll Immobilien auf beispielhafte Art.
von Joachim Graf
Wer einen hochwertigen Service per Dialogmarketing bewerben will, der benötigt dreierlei. Er benötigt (erstens) ein spannendes Angebot, (zweitens) eine attraktive Darstellung desselben und (drittens) eine Zielgruppe, die sich für das Angebot interessiert.
Absender Von Poll Immobilien GmbH
gehört nach eigener Aussage zu den größten Immobilienmaklern in Europa. Man vermittle "hochwertige Immobilien in bevorzugten Wohnlagen" und hält mich für Zielgruppe. Unter uns Normalverdienern: Das ist sehr komisch.
Der erste Eindruck: Eine auf den Billigumschlag gedruckte Briefmarke und ein ins edle Papier gedruckter Gutschein zeigen: Da will jemand mit wenig Geld auf exklusiv und hochwertig machen.
Hauptargumentation: Unsere Firma ist toll. Wir finden Deine Immobilie toll - auch wenn wir sie nicht kennen. Ruf! Mich! An!
Die Gestaltung: Ein Gutschein zum Heraustrennen, der keiner ist. Ein QR-Code, der auf eine Immobilienbewertungsseite führt, von der es dutzende im Internet gibt. Ein großflächiges Foto aus einer Bilddatenbank ohne Begründung und Emotionalisierung. Vielleicht hätte dieses Mailing jemand texten und gestalten sollen, der sich mit so etwas auskennt - eine Dialogmarketingagentur beispielsweise?
Die Personalisierung: Adresse und Anrede sind (in anderer Schrift) eingedruckt, damit hat es sich schon mit der Personalisierung. Die Adressen stammen dem DSGVO-Hinweis zufolge von der Deutschen Post Direkt GmbH - die sollten die Adressselektion eigentlich besser können. Denn am selben Tag lag nicht nur der Brief an mich, sondern auch eine identische Version an meinen Sohn im Briefkasten - und der wohnt schon einen geraumen Satz Jahre nicht mehr bei uns. Adressbereinigung, anyone?
Ebenfalls weiss ich nicht, wie der Immobilienberaterkonzern auf die Idee kommt, ich besäße eine Immobilie in München. Auch mein Sohn ist gänzlich immobilienfrei.
Offenbar sind die Adressen mit dem Schrotgewehr des Geotargeting ausgewählt - und ich als zielgruppenfreier Mieter bin eben der pekuniäre Dialogmarketing-Kollateralschaden. Ob in einem hochpreisigen Immobilienmarkt wie München ein hochauflagiges, aber halbbillig aussehendes Mailing funktioniert?
Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, etwas mehr Geld in Datenqualität und -anreicherung zu investieren, als in einen großen Dialogpost-Verteiler. Ein besser gestaltetes und besser getextetes Mailing (Nutzwertargumentation!) hätte auch nicht geschadet. Und Geld ausgeben sollte man auch bei SEA und SEO: Bei der Google-Suche nach "Immobilienbewertung München" findet sich keine Suchwortanzeige von Von Poll Immobilien - und auf den ersten fünf Suchergebnisseiten der größten Immobilienmakler Europas ist auch keine Spur zu finden.
So hat das Mailing bei mir funktioniert: Irgendwo habe ich in einem alten Monopoly-Spiel noch ein rotes Plastikhäuschen. Vielleicht will ja Volker Stich (als Geschäftsstelleninhaber und Handelsvertreter) das Hotel auf der Schlossallee kaufen?
home.von-poll.com/de-de/immobilienberater-muenchen?gsnr=036-24-01-1
In unserer Rubrik "Dialog des Monats" stellen Marketingexperten jeden Monat eine Dialogmaßnahme vor, die ihnen aufgefallen ist. Die Rezension in diesem Monat stammt von Joachim Graf, der leider doch kein Immobilienmogul ist, sondern nur Herausgeber.
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