DSGVO: Jedes zweite Unternehmen sieht Innovationen ausgebremst

Bild: Gerd Altmann / Pixabay

30.09.2020 - Nur 20 Prozent der Unternehmen haben die Datenschutz-Grundverordnung und die dazugeh�rigen Pr�fprozesse vollst�ndig umgesetzt. In der Folge mussten viele Homeoffice-Tools eingeschr�nkt werden.

von Dominik Grollmann

Im Pandemie-Jahr 2020 sehen Firmen in Datenschutzanforderungen ein Hindernis f�r die Aufrechterhaltung ihres Betriebs. So greifen viele Unternehmen aus Datenschutzgr�nden nur eingeschr�nkt oder gar nicht auf digitale Anwendungen zur Zusammenarbeit im Homeoffice zur�ck. Zudem k�mpft die gro�e Mehrheit auch mehr als zwei Jahre nach Geltungsbeginn noch mit der Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Das sind Ergebnisse einer repr�sentativen Befragung unter mehr als 500 Unternehmen in Deutschland, die der Digitalverband Bitkom im Rahmen seiner Privacy Conference vorgestellt hat. Demnach hat nur jedes f�nfte Unternehmen (20 Prozent) die DSGVO vollst�ndig umgesetzt und auch Pr�fprozesse f�r die Weiterentwicklung etabliert. Mehr als ein Drittel (37 Prozent) hat die Regeln gr��tenteils umgesetzt, �hnlich viele (35 Prozent) teilweise. Und sechs Prozent haben gerade erst mit der Umsetzung begonnen. 89 Prozent meinen: Die Datenschutz-Grundverordnung ist praktisch nicht vollst�ndig umsetzbar.

Zusatzaufwand durch die DSGVO steigt weiter an

Die gr��te Herausforderung ist dabei f�r drei Viertel der Unternehmen (74 Prozent) eine anhaltende Rechtsunsicherheit durch die Regeln der DSGVO. Zwei von drei (68 Prozent) beklagen zu viele �nderungen oder Anpassungen bei der Auslegung. Sechs von zehn Unternehmen (59 Prozent) sehen als eines der gr��ten Probleme die fehlenden Umsetzungshilfen durch Aufsichtsbeh�rden, fast die H�lfte (45 Prozent) nennt die uneinheitliche Auslegung der Regeln innerhalb der EU. F�r ein Viertel (26 Prozent) ist fehlendes Fachpersonal eine der h�chsten H�rden. Das wirkt sich f�r die gro�e Mehrheit auch auf die eigenen Ressourcen aus. Mehr als ein Drittel der Unternehmen (36 Prozent) gibt an, dass sie seit Einf�hrung der DS-GVO mehr Aufwand haben und dies k�nftig so bleiben wird. F�r weitere 35 Prozent ist absehbar, dass die jetzt bereits gestiegenen Aufw�nde weiter zunehmen werden.

Innovative Projekte scheitern am Datenschutz

Zudem haben die Datenschutzregeln f�r viele Unternehmen dazu gef�hrt, dass sie technologische Innovationen weniger oder gar nicht vorantreiben konnten. Bei mehr als jedem zweiten Unternehmen (56 Prozent) sind neue, innovative Projekte aufgrund der DS-GVO gescheitert - entweder wegen direkter Vorgaben oder wegen Unklarheiten in der Auslegung der DSGVO. Vier von zehn (41 Prozent) geben an, dass sie deswegen keine Datenpools aufbauen konnten, um etwa Daten mit Gesch�ftspartnern teilen zu k�nnen. Bei drei von zehn (31 Prozent) scheiterte dadurch der Einsatz neuer Technologien wie Big Data oder K�nstliche Intelligenz, ein Viertel (24 Prozent) best�tigt dies f�r die Digitalisierung von Gesch�ftsprozessen. Jedes f�nfte betroffene Unternehmen (20 Prozent) verzichtete DSGVO-bedingt auf den Einsatz neuer Datenanalysen. Nahezu alle Unternehmen (92 Prozent) fordern Nachbesserungen bei der DSGVO. So sollten laut den Befragten etwa die Informationspflichten praxisn�her gestaltet sein (91 Prozent), die Regeln verst�ndlicher gemacht werden (85 Prozent) und die Beratung und Hilfe von den Datenschutzaufsichtsbeh�rden bei der Umsetzung verbessert werden (83 Prozent). Nur 3 Prozent meinen, dass die DS-GVO weiter versch�rft werden sollte.

Mit Blick auf den eigenen Betrieb sieht die Mehrheit der Befragten die DSGVO kritisch. Sieben von zehn (71 Prozent) sagen, dass sie ihre Gesch�ftsprozesse komplizierter macht. Und f�r 12 Prozent stellt die DSGVO sogar eine Gefahr f�r das eigene Gesch�ft dar. Nur f�r jedes f�nfte Unternehmen (20 Prozent) bringt sie hingegen Vorteile. Befragt nach ihrer allgemeinen Sicht auf die DSGVO gibt es auch positive Stimmen. So sind sieben von zehn Unternehmen (69 Prozent) �berzeugt, dass die DSGVO weltweit Ma�st�be f�r den Umgang mit Personendaten setzt. Zwei Drittel (66 Prozent) glauben, die DSGVO werde zu einheitlicheren Wettbewerbsbedingungen in der EU f�hren und sechs von zehn Unternehmen (62 Prozent) meinen, die DS-GVO sei insgesamt ein Wettbewerbsvorteil f�r europ�ische Unternehmen.

Datenschutzanforderungen als zus�tzliche Belastung in der Krise

W�hrend der Pandemie hadern viele Unternehmen au�erdem damit, ihren Betrieb datenschutzkonform aufrechtzuhalten. Viele Hilfsmittel, die etwa das Arbeiten aus dem Homeoffice erleichtern, wurden aus Datenschutzgr�nden nur eingeschr�nkt oder gar nicht genutzt. Fast jedes vierte Unternehmen (23 Prozent) verzichtete aus Datenschutzgr�nden auf Kollaborationstools. Weitere 17 Prozent haben diese Anwendungen nur eingeschr�nkt genutzt. Cloud-Dienste wie Online-Speicher haben ein Viertel (26 Prozent) nicht vollumf�nglich genutzt, zwei Prozent verzichteten deswegen komplett darauf. Bei jedem zehnten Unternehmen (zehn Prozent) wurde der Einsatz von Videotelefonie eingeschr�nkt, drei Prozent konnten geeignete Videokonferenzsysteme aufgrund von Datenschutzvorgaben nicht verwenden. Und vier Prozent geben an, den Gebrauch von Messenger-Diensten im Unternehmen begrenzen zu m�ssen, um datenschutzkonform zu sein.

Homeoffice-Leitlinien: ja, eigene Tracing-Apps: nein

F�r die Arbeit aus dem Homeoffice haben gut vier von zehn Unternehmen (42 Prozent) Leitlinien erstellt, davon 20 Prozent schon vor dem Ausbruch der Pandemie. Weitere 37 Prozent planen oder diskutieren solche Leitlinien, f�r sechs Prozent ist dies kein Thema. Und 13 Prozent geben an, dass ihr Unternehmen grunds�tzlich kein Homeoffice erlaubt. Unternehmenseigene Kontaktverfolgungs-Apps bei Covid19-Infektionen sind bei keinem der Befragten im Einsatz. Jedes f�nfte Unternehmen ab 500 Mitarbeitern (22 Prozent) plant oder diskutiert aber eine eigene Tracing-App unabh�ngig von der offiziellen Corona-Warn-App der Bundesregierung. Insgesamt sind fast zwei Drittel (62 Prozent) der Meinung, dass mehr M�glichkeiten zur Datennutzung bei der Pandemiebek�mpfung helfen w�rden. Dabei sagt jedes zehnte Unternehmen (10 Prozent), dass sie einige Corona-Ma�nahmen aufgrund von Datenschutzbestimmungen nicht durchf�hren konnten. Vier von zehn der Befragten (40 Prozent) geben zudem an, dass es Deutschland mit dem Datenschutz �bertreibt.

Bild: Christian Bennefeld

Christian Bennefeld
(Initiative datenschutz-zwecklos.de)

Klarheit in der KI-Kakophonie: Orientierung f�r die Zukunft

In seiner Key Note gibt Christian einen �berblick �ber den aktuellen Stand der KI-Entwicklung und bietet Orientierung in der Kakophonie aus Algorithmen und Innovationen. Wo stehen wir heute tats�chlich? Was k�nnen wir in der Zukunft erwarten?
Christian ordnet die zentralen Entwicklungen ein und zeigt, welche Trends 2025 wichtig werden. Sind es autonome Agenten, Open-source Modelle oder General Purpose AI-Systeme, die bald unsere Arbeit bestimmen? Was passiert mit der KI-Regulierung und dem Datenschutz? Und worauf m�ssen wir achten, um auch zuk�nftig auf der Gewinnerseite zu stehen?

Der kurzweilige Vortrag gibt �berraschende Antworten und l�dt zum Nachdenken wie Mitdiskutieren ein.

Vortrag im Rahmen der Zukunftskonferenz 25. Trends in ECommerce, Marketing und digitalem Business am 03.12.24, 09:30 Uhr