Data Analytics

Mehr Datendemokratie wagen

08.11.2023 - "Information at your fingertips" lautet eines der zentralen Versprechen des Internet. Doch tatsächlich hapert es oft schon im eigenen Unternehmen am Informationsfluss. Die entscheidenden Mitarbeiter haben einfach keinen Zugang zu den Daten.

von Dominik Grollmann

Einer Capgemini-Studie zufolge gehen 58 Prozent der befragten Unternehmen trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage von steigenden IT-Investitionen in diesem Jahr aus. Dabei wird sicherlich auch der aktuelle Hype um KI eine große Rolle spielen.

Viele Unternehmen übersehen aber, dass sie schon heute über sehr viele Daten verfügen. Oft geht es weniger um das Erheben der Daten - der Schlüssel zum Unternehmenserfolg liegt viel mehr in einem effizienten und ethischen Datennutzung damit. Beispielsweise hat eine Studie von Alteryx   unter 2.800 Führungskräften kürzlich die undurchsichtige Praxis deutscher Unternehmen im Umgang mit Daten beleuchtet.

Die wichtigsten Ergebnisse:

  • 64 Prozent der deutschen Unternehmen verweigern Mitarbeitenden den Zugang zu entscheidungsrelevanten Daten.
  • 41 Prozent sind der Meinung, dass Daten ausschließlich für spezialisierte Datenmanager:innen zugänglich sein sollten.
  • Hierarchische Strukturen dominieren bei 41 Prozent der Befragten operative Entscheidungen, wodurch Entscheidungsprozesse verlangsamt und ineffizient werden.

ONEtoONE sprach mit Peter Fuhrmann , Regional Vice President bei Alteryx, darüber, wie ein richtiger Umgang mit Daten aussieht.

Warum sollten Informationen aus Daten extrahiert werden?

Peter Fuhrmann: Angesichts der aktuellen Herausforderungen in der Geschäftswelt sind Führungskräfte immer häufiger dazu verpflichtet, schnellstmöglich die richtigen Unternehmensentscheidungen zu treffen. Sich alleine auf die eigene Intuition zu verlassen ist dafür nicht mehr ausreichend ? gerade auch dann nicht mehr, wenn man ständig mit externem Geschäftsdruck zu kämpfen hat. In Zeiten der Unsicherheit haben genau die ManagerInnen die Nase vorn, die sich bei ihren Entscheidungen auf die Analyse von Daten verlassen.

Wie wichtig Daten für die Entscheidungsfindung sind, zeigt eine von Alteryx kürzlich in Auftrag gegebene Studie: 52 Prozent der deutschen Unternehmen sind der Meinung, dass mehr verfügbare Daten die Entscheidungsfindung vereinfachen würden, weitere 44 Prozent finden, dass dadurch schnellere Entscheidungen möglichen wären. Zum Vergleich: Aktuell brauchen 68 Prozent der Unternehmen bis zu vier Tage, um einfache, routinemäßige operative Entscheidungen zu treffen ? und nur 20 Prozent schaffen dies in weniger als einem Tag.

Prognosen zufolge wird die Nutzung von Daten bis 2025 auf 180 Zettabyte ansteigen. Unternehmen müssen daher in der Lage sein, diese Daten schnell zu extrahieren und zu nutzen, um daraus einen Mehrwert zu schöpfen und gleichzeitig den Umgang mit Unsicherheiten zu vereinfachen. Diese Datenrevolution unterstreicht das wachsende Bewusstsein dafür, wie Daten in Verbindung mit Technologie und digitaler Kompetenz eine bessere Entscheidungsfindung unterstützen und Ergebnisse liefern können ? und zwar genau dann, wenn sie am dringendsten benötigt werden.

Warum und an welchen Stellen blockieren Unternehmen ihren Mitarbeitenden den Zugang zu Daten?

Fuhrmann: Unternehmen profitieren heute von einem beispiellosem Potenzial für die Analyse von Daten. Gleichzeitig bleibt der Zugriff auf Daten vielen jedoch nach wie vor verwehrt. Dieser Umstand findet seinen Ursprung insbesondere in den individuellen Datenkulturen innerhalb der Organisationen sowie in der verbreiteten Praxis des sogenannten Data Gatekeeping.

Laut unserer Umfrage finden 41 Prozent der Befragten, dass Daten nur für Mitarbeitende, die auf Datenmanagement spezialisiert sind, zugänglich sein sollten. Für knapp ein Viertel (24 Prozent) der Unternehmen gehören Daten sogar ausschließlich in die Hände der Führungsebene. Dieses Gatekeeping fängt beim generellen Datenzugriff der Mitarbeitenden an und zieht sich über deren Befähigung im Umgang mit Daten bis hin zum eingeschränkten Zugriff auf Analysetools.

Daten gelten heute weithin als Mittel zur schnelleren und besser fundierten Entscheidungsfindung. Der offene Zugang zu Daten ist daher von entscheidender Bedeutung, um sie unternehmensweit als Weichensteller nutzen zu können. Denn unabhängig von der Menge an Daten, die zur Verfügung stehen ? Daten sind wertlos, wenn nicht die richtigen Personen in der Lage sind, auf sie zuzugreifen und sie effektiv zu nutzen. Und das sind diejenigen, die der Problemstellung am nächsten stehen. Genau deshalb sollten Manager:innen sich von siloartigem Denken verabschieden und ihre Aufmerksamkeit auf Zugänglichkeit und Demokratisierung richten, damit sie die Fähigkeit datengesteuerte Entscheidungen zu treffen auf allen Ebenen fördern.

Wie schafft man Transparenz und gleichzeitig Sicherheit?

Fuhrmann: Unternehmen versuchen Daten zu schützen, indem sie sie überwachen und in Silos isolieren. Dadurch behindern sie ihre Fähigkeit, Daten in verwertbare Informationen umzuwandeln und fundierte Geschäftsentscheidungen zu treffen. Um dies zu vermeiden, müssen Führungskräfte eine enge Zusammenarbeit zwischen Datenmanager:innen und GeschäftsmanagerInnen fördern.

Mithilfe klarer Richtlinien und Sicherheitsverfahren kann die Nutzung der Daten auf sichere und transparente Weise erfolgen. Diese lassen sich unter dem Begriff Data Governance zusammenfassen. Durch die Verknüpfung von Governance-Aspekten und Geschäftsaktivitäten können mehr Menschen Daten nutzen und von ihnen profitieren. Dazu ist es wichtig zu verstehen, wer Zugang zu welchen Daten benötigt. Sobald die richtigen Personen identifiziert sind und ihnen der entsprechende Zugang gewährt wurde, müssen sie so gut wie möglich befähigt werden, damit sie Daten in verwertbare Informationen umwandeln und fundierte Entscheidungen für ihren Geschäftsbereich treffen können.

Wie sieht ein sinnvolles Datennutzungskonzept aus?

Fuhrmann: Der erste Schritt zur effektiven Nutzung von Daten für die Entscheidungsfindung erfordert, dass Unternehmen ihre Daten demokratisieren und sie ihren Mitarbeitenden zugänglich machen. Data Governance spielt darin eine zentrale Rolle. Je mehr Nutzer:innen im Unternehmen auf Daten zugreifen und diese nutzen, desto wichtiger wird dabei Data Governance. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Data Governance und Self-Service-Zugriff auf Analysen ermöglicht es Teams, Datenanalysen und Datenzugriff zu skalieren, ohne die Kontrolle zu verlieren. Denn das Letzte, was ein Unternehmen will, ist das Risiko einer Datensicherheitsverletzung, die die IT-Abteilung dazu veranlasst, Daten in Silos zu belassen, wo sie weniger anfällig für Missbrauch sind.

Einige Data Analytics-Plattformen bieten umfassende Data-Governance-Tools und -Funktionen für effizientes Datenmanagement, eine bessere Datensicherheit und höhere Compliance. Unternehmen sind dadurch in der Lage analytische Workflow-Prozesse, Modelle und Daten über ein zentrales Tool gemeinsam zu nutzen und zu verwalten. Zugriffsmanagement-Tools stellen beispielsweise sicher, dass Nutzer:innen nur auf die Daten zugreifen können, für die sie berechtigt sind. In der Regel haben die AdministratorInnen hier die Möglichkeit, alle Datenverbindungen und Zugriffsberechtigungen zu verwalten und dementsprechend, wenn nötig, schnell Zugriff zu gewähren oder auch wieder zu verweigern.

All das ist ein Wandlungsprozess, bei dem oftmals einige der kulturellen Normen zur Kontrolle der Daten aufgebrochen werden müssen. An dessen Stelle rückt ein dynamisches Governance-Modell, das eine Balance findet zwischen dem, was leichter zugänglich gemacht werden kann, und dem, was wirklich kontrolliert werden muss.


Peter Fuhrmann ist Regional Vice President für Central Europe beim Data-Analytics-Anbieter Alteryx  

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