Adressmanagement

Was Sie noch nicht über Adressen wussten

Die Abbey Road in London. (Bild: Pixabay/Rudy und Peter Skitterians)
Die Abbey Road in London.

20.08.2019 - Sigrid Sieber von DataM-Services   hat Wissenswertes und Kurioses über die Historie der Adressen zusammengetragen und gibt einen Ausblick auf die Zukunft.

von Frauke Schobelt

Adressen begegnen uns wortwörtlich auf Schritt und Tritt. Wir alle haben sie, manche von uns auch mehr als eine. Im Laufe unseres Lebens wechseln wir außerdem im Schnitt 4,5-mal unser Zuhause und damit unsere Adresse. Höchste Zeit also, sich einmal genauer mit ihr auseinander zu setzen. Hier kommen einige Dinge, die Sie vielleicht noch nicht über Adressen wussten.

Gotische Hausnummern in der Fuggerei

Adressen, wie wir sie kennen, also mit Straßennamen und Hausnummer gibt es noch gar nicht so lang. Straßennamen finden sich zwar schon sehr früh - berühmte Fernstraßen wie die römische Via Appia aus vorchristlicher Zeit sind dafür Beispiel, aber einzelne Gebäude wurden dabei nicht erfasst. Dieses Problem wurde erst wesentlich später angegangen. Davon zeugen zum Beispiel die ältesten heute noch gültigen Adressen der Welt aus der Augsburger Fuggerei. 1519 wurden hier die ersten Häuser von eins bis 52 durchnummeriert und bis heute hat diese Nummerierung bestand. Noch immer sind sogar einige der gotischen Hausnummern erhalten.

1750 war das Jahr des großen Durchbruchs für die Adresse, denn in diesem Jahr erhielten in Madrid erstmals sämtliche Häuser einer Stadt eine eigene Nummer. In Köln entstand 1794 bei einer solchen Nummerierung die berühmte Hausnummer "4711" - das Haus mit dieser Nummer war die Geburtsstätte des berühmten Kölnisch Wassers. Die Durchnummerierung sämtlicher Häuser erwies sich in wachsenden Städten im Laufe der Zeit allerdings als ineffizient, sodass sich das heutige Prinzip "Straße - Hausnummer" beinahe überall durchsetzte.

Quadrate und der längste Straßenname in Deutschland

In einigen Orten und Städten finden sich heute noch abweichende Muster der Adressbildung. In der "Quadratestadt" Mannheim zum Beispiel haben die meisten Straßen keinen Namen. Die Adressen werden hier nach dem entsprechenden Quadrat mit zugehöriger Hausnummer vergeben.

Es gibt aber auch Straßennamen, die den Absender eines Briefes vor Probleme stellen können. So beim längsten deutschen Straßennamen, der Bischöflich-Geistlicher-Rat-Josef-Zinnbauer-Straße in Dingolfing.

Andere Straßennamen sind dafür echte Dauerbrenner. Hauptstraßen gab es im Jahr 2001 in Deutschland 7630, womit das der häufigste Straßenname ist. Dahinter folgen Dorfstraße (6988), Bahnhofstraße (4979), Kirchstraße (2893), Schillerstraße (2248), Goethestraße (2172), Friedhofstraße (1624) und Beethovenstraße (1264).

Unaussprechliche Ortsnamen

Auch bei Ortsnamen kann es kompliziert werden. In Deutschland hat hier der Ortsteil Schmedeswurtherwesterdeich (26 Buchstaben) die Nase bei den längsten Namen vorn. Das ist aber nichts gegen den offiziellen Namen der Stadt Bangkok, Krung Thep Mahanakhon Amon Rattanakosin Mahinthara Ayuthaya Mahadilok Phop Noppharat Ratchathani Burirom Udomratchaniwet Mahasathan Amon Piman Awatan Sathit Sakkathattiya Witsanukam Prasit der aus 168 Zeichen und 21 Wörtern besteht. Die längste Ortsbezeichnung aus nur einem Wort trägt der neuseeländische Hügel: Taumatawhakatangihangakoauauotamateaturipukakapikimaungahoronukupokaiwhenuakitanatahu mit 83 Zeichen. Die Nummer eins in Europa ist die walisische Ortschaft Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch mit 58 Zeichen, die konsequenterweise Städtepartnerschaften mit dem niederländischen Dorf Ee und dem französischen Dorf Y einging.

Berühmte Straßen und Adressen

Während sich obige größtenteils unaussprechliche Buchstaben-Aneinanderreihungen wohl kaum jemand merken wird, gibt es natürlich Adressen und Straßen, die jeder kennt. Dazu gehört sicher die Avenue des Champs-Élysées auf der jedes Jahr die Tour de France ihr Finale bestreitet und der Joe Dassin 1969 ein musikalisches Denkmal setzte. Auch der New Yorker Times Square mit seinen überwältigenden Leuchtreklamen gehört in diese Kategorie und natürlich die Abbey Road im Londoner Stadtteil St. John's Wood mit dem wohl berühmtesten Zebrastreifen der Welt. In London gibt es auch eine Straße, die nur für sehr wenige Menschen zu erreichen ist, aber wer auf der Suche nach einem passenden Zauberstab ist, muss natürlich bei Olivander in der Winkelgasse vorbeischauen.

Ebenfalls in der britischen Hauptstadt gibt es eine der bekanntesten Adressen der Welt. In 10 Downing Street residieren bereits seit 1735 sporadisch und seit 1902 ständig die Premierminister des Vereinigten Königreichs. Nicht ganz so bekannt scheint auf den ersten Blick die 66 Perry Street. Doch Fans der Serie "Sex & the City" wissen es direkt, auf der Treppe vor diesem Haus hat Carrie Bradshaw viele Stunden über die Möglichkeit und Unmöglichkeit der Liebe in der Großstadt sinniert, was sie zu einem der beliebtesten Fotomotive New Yorks gemacht hat.

Was die Zukunft bringt: Neue Adresssysteme

Auch wenn wir in Mitteleuropa zumeist gut mit unserem Adresssystem zurechtkommen, gibt es doch Ansätze, neue und genauere Verfahren zu etablieren. Ein interessanter Ansatz ist der von what3words   , bei dem die gesamte Weltkarte in drei Mal drei Meter große Raster eingeteilt wird, denen eine Kombination aus drei Wörtern zugeteilt werden. Setzt sich das System durch, wird man zum Beispiel einen Brief an den Bundespräsidenten an "klappt.dachse.stellen" senden.

So alt und bewegt die Geschichte der Adresse auch ist, ihre Bedeutung für die Marketingbranche ist bis heute ungebrochen. So bleibt laut Zahlen des Deutschen Dialogmarketing Verbandes     (DDV) im Dialogmarketing die Postsendung bis heute die beliebteste Form der Ansprache. Aber auch für viele neue Formen des Marketings spielt sie eine wichtige Rolle. Beispiele dafür sind das GEO-Targeting anhand von IP-Adressen. Aber auch für Vorselektionen relevanter Zielgruppen wird heute auf Adressen, vor allem auf Postleitzahlen zurückgegriffen. Für das Marketing hat die Adresse also längst nicht ausgedient.

Über die Autorin: Sigrid Sieber ist Geschäftsführerin von DataM-Services, Anbieter für plattformübergreifendes Adressdatenmanagement, Direktmarketing, Leadgenerierung und Vertriebsconsulting.

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