Markt-Kommentar

Kostendruck und Generationswandel: Der Retail-Ausblick für 2024

24.01.2024 - Der Generationenwechsel, inflationsbedingte Konsumflaute und innerbetriebliche Anpassungsschwierigkeiten werden 2024 die Retail-Welt nachhaltig beeinflussen, meint Jess Grisolia, Head of Retail Industry Solutions beim Schweizer Technologieunternehmen Scandit   .

von Dominik Grollmann

Das Jahr 2024 wird neue Herausforderungen für Händler mit sich bringen. Durch die globale makroökonomische Lage und die anhaltende Rezession wandelt sich das Einkaufsverhalten der Verbraucher. Schneller und umfassender denn je müssen sich Retailer deshalb an die neuen Rahmenbedingungen anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und den Faktoren des Wandels gerecht zu werden. Es gibt mehrere Faktoren, die diese Veränderung vorantreiben.

Jess Grisolia, Head of Retail Industry Solutions, Scandit (Bild: Scandit)
Jess Grisolia, Head of Retail Industry Solutions, Scandit

Dazu zählt erstens, dass auf Verbraucherseite gerade ein Generationenwechsel stattfindet, der sich auf das Konsumverhalten im Einzelhandel auswirkt. Millennials und die Generation Z gehören jetzt zu den Spitzenverdienern mit hoher Kaufkraft. Im letzten Jahr sind gerade die Ausgaben der Generation Z deutlich gestiegen. Das ist zum einen auf ihr Verhalten zurückzuführen, Konsumwünsche möglichst sofort zu erfüllen. Zum anderen ist ihr Stundenverdienst im Vorjahresvergleich gestiegen und erhöht so die Kaufkraft.

Ein zweiter Treiber des Wandels ist die inflationsbedingte Verteuerung der Lebenshaltungskosten. Dieser Trend aus 2023 wird sich auch 2024 fortsetzen und Retailern die Vorhersage des Konsumverhaltens erschweren. Dazu kommt ein deutlicher Anstieg von Ladendiebstählen, der zu beträchtlichen Verlusten führt. Einer Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI zufolge summierten sich die Verluste durch Ladendiebstahl 2022 in Deutschland auf 3,7 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anstieg um 15 Prozent im Vorjahresvergleich.

Ein dritter Faktor ist die Umsetzung von Omnichannel-Strategien, die zwar bei Verbrauchern für Begeisterung sorgen, für Retailer jedoch nach wie vor eine Herausforderung sind. Ursächlich für die oft schleppende Umsetzung sind beispielsweise unzureichend integrierte Online- und Filialsysteme, Bestandsabweichungen oder Preisdiskrepanzen. Das erschwert die Schulung von Mitarbeitenden und verstärkt externe Faktoren wie zum Beispiel die anhaltenden Unsicherheiten in der Lieferkette. 2024 müssen sich Retailer deshalb damit auseinandersetzen, wie ihre Omnichannel-Strategie umgesetzt werden muss, um den Umsatz zu erhöhen und ein einheitliches und personalisiertes Einkaufserlebnis zu ermöglichen. Das ist nötig, um den Ansprüchen der Verbraucher von heute gerecht zu werden.

2024 wird auch das Thema Kosteneinsparungen der zentrale Dreh- und Angelpunkt sein. Wer sich strategisch mit der Effizienz seiner operativen Prozesse auseinandersetzt und die Lücken und Potenziale identifiziert, kann seine Kosteneinsparungen an die Kunden weitergeben. Das stärkt die Markentreue.

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