Wie Marketer Siri, Alexa und Google Home nutzen sollten

24.07.2018 - Siri, Alexa und Google Assistant werden oft in einem Atemzug genannt. Doch die Sprachassistenten unterscheiden sich deutlich - auch in ihrem Einsatz fürs Marketing.

von Christina Rose

Desmond Quincy-Jones, Teamlead Mobile bei der UDG United Digital Group Experte für Mobile Strategy, Mobile Design und Mobile Concepts, erläutert Unterschiede und Einsatzbereiche von Siri, Alexa und Google Assistant. Sein Fokus sind Smartphone-Apps für iOS und Android, mit deren Entwicklung er sich seit 2009 befasst.

Siri ist ein Spracherkennungsprogramm, das als Software auf einem Mobilgerät von Apple wie dem iPhone oder iPad installiert ist und sich auch auf dem Mac nutzen lässt. Es kann Informationen, die sich auf dem Device befinden, gut verarbeiten und Aufgaben erledigen wie Termine anlegen, Musik erkennen und SMS diktieren. Die Gespräche, die manche Nutzer mit Siri führen, haben echten Unterhaltungswert und sind deshalb im Netz weit verbreitet. Natürlich werden auch Basisinformationen wie Wetter bereitgestellt, allerdings sind die Informationen beschränkt.

Google Assistant und Alexa hingegen sind Cloud-Plattformen. Jeder Sprachbefehl wird zunächst als Sounddatei an einen Server gesendet, der sie mittels Deep Learning und Natural Language Processing (NLP) in eine Textdatei umwandelt und weiterverarbeitet. Dabei kommt ein neuronales Netz zum Einsatz, das durch intensives Training immer besser wird und das Gesprochene korrekt erfasst. Damit die Spracherkennung und die Verarbeitung der Informationen gut funktionieren, sind enorm viele Trainingsdaten notwendig. Im Zusammenhang mit dem Einsatz der Künstlichen Intelligenz wird auch ein neuronales Netz genutzt. Aktuelle Daten stehen immer live zur Verfügung.

Und genau das ist ein wesentlicher Unterschied zu Apple, Quincy-Jones: "Apple kann Daten nämlich nur im Rahmen eines Updates aktualisieren, da diese lokal auf dem Gerät gespeichert sind. Liegen keine Infos vor, verweist Siri auf die Websuche und stellt bei manchen Anfragen statt der Antwort nur einen Weblink zur Verfügung. Auch die Decodierung der Sprachnachricht findet größtenteils auf dem Device statt. Dies stört jedoch nicht, weil die Sprachumwandelung gut funktioniert."

Skills und Actions



Der wesentliche Unterschied zwischen den Sprachassistenten sei jedoch nicht, wo die Erkennung der gesprochenen Sprache stattfindet, sondern welche Möglichkeiten sich daraus ergeben und wie sie an Fremdsysteme angebunden sind, erklärt der Experte: "Alexa ist eine Plattform, die mit sogenannten Skills von Drittanbietern erweitert werden kann. Das bedeutet, dass Unternehmen und Entwickler individuelle Programme schreiben und auf diesem Weg eigene Anwendung für Alexa bereitstellen können. Und das tun sie: Heute stehe für Alexa ca. 30.000 Skills zur Verfügung, Tendenz steigend."

Auch Google bietet die Option, mit "Actions" Anwendungen für den eigenen Sprachassistenten zu entwickeln. Bei der Informationsbereitstellung hat der Google Assistant zudem den Vorteil, dass er auf die Websuche und weitere Services des Internetkonzerns zugreifen und sogar selbstständig telefonieren kann.

Das funktioniert sogar so gut, dass der Sprachassistent Termine vereinbaren kann, ohne dass der Telefonpartner erkennt, dass es sich um einen computergenerierten Dialog handelt - Google hat versprochen, das in Zukunft kenntlich zu machen.

Siri war zunächst im Funktionsumfang begrenzt. Erst mit iOS 10 im September 2016 konnten Entwickler ihre Anwendungen um Sprachkommandos erweitern, jedoch mussten dafür eigene Apps erstellt oder die bestehenden überarbeitet werden, die von den Nutzern zudem noch installiert werden mussten.

Warum Marketer Siri trotzdem nicht links liegen lassen und sich auf die Konkurrenten konzentrieren sollten, begründet Quincy-Jones: "Mit dem mobile Betriebssystem iOS 12, das Apple Anfang Juni vorgestellt hat, bringt der Konzern endlich einen neuen Ansatz, um Siri zu verbessern - und dieser klingt so vielversprechend, dass Apple wieder Anschluss an die anderen digitalen Sprachassistenten finden könnte. Mit "Shortcuts" kann der Nutzer nämlich selbst die Funktionalität erweitern. Dafür sind keine Programmierkenntnisse notwendig, denn die Technologie steht auf jedem Apple-Gerät des Anwenders zur Verfügung."

Siri Shortcut ist eine Verknüpfung durch Sprachbefehle und basiert auf der App "Workflow", die Apple im vergangenen Jahr erworben hat. Die Software erkennt, welche Aktionen auf dem Gerät besonders häufig ausgeführt werden und schlägt dem Nutzer vor, dafür einen Sprachbefehl anzulegen. Schreibt er beispielsweise oft eine Nachricht an eine bestimmte Person, erscheint als Vorschlag "Sende SMS an XY"; öffnet der User häufig eine bestimmte Website, kann er auch diese mit einem Sprachbefehl hinterlegen. Zudem gibt es die Möglichkeit, mit der "Shortcut"-App neue Aktionen mit einem Sprachbefehl auszuführen.

Ein Beispiel: Ein definiertes Ereignis, wie die Ankunft an einem bestimmten Standort, löst eine festgelegte Aktion aus (Nachricht an Partner: Bin gleich zuhause), wenn der zuvor festgelegte Befehl "Heimweg" gesprochen wird. Das Ganze erinnert ein wenig an IFTTT, ist allerdings auf iOS viel mächtiger, weil es direkt in das Betriebssystem integriert ist.

Da Siri bisher eher ein Nice-To-Have- als ein Must-Have-Feature war, ist die individuelle Konfiguration durch den Anwender ein gelungener Schachzug von Apple, der den Sprachassistenten für die Nutzer unverzichtbar macht. Denn in Zukunft werden immer mehr Geräte wie Kühlschränke, Autos und andere Produkte einen Sprachassistenten integriert haben und uns mit Informationen versorgen.

Chancen für Marketer



Amazon und Google bieten Marketern jetzt schon Optionen: Bei Alexa können Unternehmen Skills entwickeln, um ihre Produkte und Services zu vertreiben - und auch beim Google Assistant können sie über die Websuche auf ihr Angebot aufmerksam machen. Beide Sprachassistenten zielen darauf ab, Informationen bereitzustellen. Siris Rolle hingegen ist intimer: die einer persönlichen Assistentin, die ihren Nutzer genau kennt und noch vor ihm weiß, was er als Nächstes braucht oder wünscht. "In diesem Kontext mit einem Shortcut auf Siri vertreten zu sein, zahlt positiv auf das Image einer Marke ein, die dann als Vorreiter gilt", schlussfolgert Quincy-Jones.

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