Conrad Electronic: Erfolg mit E-Commerce

20.11.1998 - 1997 investierte der oberpfälzische Versender Conrad Electronic eine halbe Million Mark in die Entwicklung eines virtuellen Einkaufsshops. Das erfolgreiche E-Commerce-Konzept des mittelständischen Unternehmens wird nun kontinuierlich ausgebaut - der Dialog mit den Kunden intensiviert.

Bereits 300 Kunden bestellen heute täglich bei Conrad Electronic online, egal ob Glühbirne, Videogerät oder PC. Monatlich klicken inzwischen vier Millionen Interessierte die Internet-Seiten von Conrad an. Damit bewegt sich der Elektronikversender in Sphären, die mit der Web-Nachfrage von ProSieben oder Focus vergleichbar ist. Besonders beliebt bei www.conrad.de ist das neue Online-Magazin Starkstrom.de mit aktuellen Nachrichten über den Elektronikmarkt.

Die Hirschauer Firma rechnet bereits für 1999 mit einem return on investment. Stefan Grellert, Leiter der für die Einführung der E-Commerce-Lösung gegründeten Full-Profit-Firma Comedia, ist überzeugt, daß die bereits vorhandenen Versandhandelsstrukturen mit den entsprechenden Logistikkapazitäten die besten Voraussetzungen für einen Erfolg im Internet bieten.

Grellert ärgert sich über Internet-Auftritte, die Kunden zuviel versprechen. Vielen Firmen sei nicht klar, daß es mit kreativen Web-Seiten nicht getan sei, sondern das Vertriebssystem und die Lagerkapazitäten ebenfalls stimmen müßten.

Das Vertrauen des Kunden durch ehrlichen Dialog aufzubauen hält Grellert für einen wesentlichen Erfolgsfaktor. Grundvoraussetzung sei, daß der Kunde im Vorfeld sein Einverständnis zur Identifizierung seiner Daten gibt. "Unsere Kunden danken uns den aufrichtigen Umgang mit Adressen", so Grellert.

Bei einer Online-Befragung gaben 10.000 User an, daß sie bei einem Internet-Zugang über Conrad Electronic sofort einsteigen würden. In Zusammenarbeit mit VIAG operiert Conrad Electronic deshalb nun seit Mitte Oktober auch als Provider auf dem Markt. Der Kunde zahlt keine Grundgebühr und bekommt eine Stunde gratis im Monat. "Genügend Zeit für Bestellungen", rechnet Grellert.

Das erklärte Unternehmensziel von Europas größter Handelsfirma für Elektronik lautet: "Im Jahr 2000X soll jeder Kunde von Conrad nur noch online bestellen." Absolute Zukunftsvision: eine eigens für den Stammkunden entwickelte Homepage mit redaktionellen Inhalten, die auf die Konsumbedürfnisse des Kunden zugeschnitten sind.

Bis es soweit ist, gliedert der Elektronikhändler vorerst seinen Megastore mit 30.000 Artikeln in mehrere kleine Einkaufsshops, um schnelleres Blättern zu ermöglichen. Die ersten Erfahrungen mit dem virtuellen Einkaufscenter zeigen, daß die Probleme noch in der Langsamkeit des neuen Mediums liegen. Sich einen schnellen Überblick über die Warengruppen zu verschaffen, funktioniere mit dem 1.200 Seiten starken Hauptkatalog immer noch effizienter, resümmiert Stefan Grellert.

Für stärker nachgefragte Warengruppen wird rasch ein spezieller Service angeboten. Beispiel: digitale Kameras. Diese neue Produktgruppe wird besonders gern von Internet-Kunden nachgefragt. Bei Conrad Electronic kann man nun auch Bilder online entwickeln lassen. Monatlich wird ein Wettbewerb für die besten Fotos ausgeschrieben.

Künftig werden je nach Bestellverhalten der Kunden, Call Center und individualisierte Mailings ausgebaut. Für die Neugestaltung und ständige Überarbeitung des Internet-Auftritts wurde die Berliner Multimedia-Agentur Pixelpark beauftragt. Die Größe des Personals war für den Zuschlag entscheidend. Wenn schnell ein neuer Internet-Shop entwickelt werden soll, muß die Agentur auch schnell reagieren können. Denn, so Grellert: "Die Schnellen werden die Langsamen fressen."

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