Per Mausklick ins Paradies

20.11.1998 - Daß auch kleine Firmen mit Hilfe der Neuen Medien Furore machen können, beweist derzeit ein kleines, feines Geschäft für Brillen und Kontaktlinsen am Hamburger Großneumarkt.

Gabriela Eberle (36) und Günther Harries (40) starteten im November 1997 eine Website mit dem bezeichnenden Namen Paradies Optik. Optikermeister Harries zählt zunächst mal die Fehler des Auftrittes auf: "Wir hätten die Seiten von Anfang an zweisprachig anbieten müssen - und vielleicht weniger Wert auf Schönheit legen sollen." Die Site, von der S&J-Tochter Elephant Seven entwickelt, erfreut sich dennoch großer Beliebtheit. Hunderttausende haben sie inzwischen besucht. 64.000 User haben den Bildschirmschoner heruntergeladen. Der Auftritt wurde primär durch Pressearbeit bekanntgemacht.

Auf die Frage, wie sich ein gerade mal vier Mann starkes Team einen Internet-Auftritt leisten kann, antwortet das Duo pragmatisch: "Schaltet man wöchentlich in allen Hamburger Tageszeitungen eine Anzeige, kostet das ein Vermögen, und man erreicht die Zielgruppe nicht immer." Gleiches gelte für Kino- und Funkspots. Die User der Website nutzen Paradies Optik häufig als Kummerkasten. Da wird schon mal gefragt, ob man auch mit starken Augenbrauen und Knollennase eine Brille tragen könne oder welches Brillenmodell Richard Gere im Film XY trug. Alle Anfragen werden beantwortet. "Das ist eine zusätzliche Arbeit, die viel Zeit erfordert, aber auch viel Spaß macht", sagt Eberle. Jeder Interessent erhält nach der ersten Kontaktaufnahme via Net auch Mailings und die Einladung zum jährlich stattfindenden Event, für das Paradies Optik zuletzt Sponsoren wie Apollinaris und Starck gewinnen konnte.

Rund 500 Kunden haben die Hamburger bislang über die Homepage gewonnen. Anfragen kommen sowohl aus Cincinnati und Japan wie auch aus Österreich und Buchholz. Rund zehn Prozent ihres Umsatzes geben die beiden Optiker für ihre Werbung aus. Gabriela Eberle, früher bei Ruhnke Optik, und Harries, ehemals Geschäftsführer einer Fielmann-Filiale, setzen voll auf Kundenservice. Viele Leute gingen ungern zum Optiker, weil "die Brille immer noch als eine Art Prothese" gesehen werde. Sterile Ladeneinrichtungen und mangelnde Dienstleistungen würden ihr übriges dazutun, die Augenoptik in Deutschland im europäischen Vergleich als unterentwickelt dastehen zu lassen. Um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, ist Paradies Optik denn auch eher wie ein Wohnzimmer eingerichtet; es wird Kaffee kredenzt und nett geplauscht.

Um auf individuelle Wünsche eingehen zu können, baut Paradies Optik Brillen auch selbst - ebenfalls ein Service, über den die Homepage informiert. Im Internet kommt vor allem der Sehtest gut an. "Wir haben gelernt, daß der Dienstleistungsgedanke in der Augenoptik überhaupt noch nicht richtig vorhanden ist", beklagt Gabriela Eberle. "Der Preis für eine Brille ist zum Entscheidungskriterium für den Kunden geworden, weil Service ohnehin nicht erwartet wird." Paradies Optik liefert Brillen bis sechs Dioptrien innerhalb von 24 Stunden, denn, so Harries: "Nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen." Auch mit dem Thema Databasemanagement befassen sich die Optiker: Jeder Kunde wird dezidiert nach seinen Lebensumständen befragt, Wünsche und Vorlieben werden notiert, denn schließlich benötige ein Goldschmied eine andere Brille als ein Fernfahrer, so das eingängige Argument.

Im nächsten Jahr wollen die beiden Optiker Werbebanner auf anderen Homepages plazieren, um ihren Auftritt noch bekannter zu machen.

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