20.11.1998 - "Die Nachfrager und Anbieter von Werbung im Internet kommen nur schwer zusammen. Beide Seiten akzeptieren das Medium, beide sehen, daß ein großes Potential in dem Medium steckt, aber beide haben Probleme, miteinander zu kommunizieren", sagt Michael Schultheiß, Geschäftsführer von ADTECH in Dreieich.
Schultheiß hat sich gemeinsam mit seinem Partner, Michael Stusch, aufgemacht, der Branche das Kommunikationsproblem in Sachen Internet-Werbung abzunehmen. "Wir sind so etwas wie die Eilpost der Bannerwerbung: Wir sorgen dafür, daß Botschaften bei den verschiedenen Zielgruppen richtig ankommen", erläutert Stusch.
Ihr Geschäft ist das Banner-Serving, also das User-spezifische Versenden von Bannerwerbung im Internet. Im April mit fünf Leuten gestartet, beschäftigt ADTECH heute 30 Mitarbeiter, die sich mit der Einbuchung und Abwicklung von Werbekampagnen im Netz beschäftigen. Kunde ist die InterAd Holding, eines der führenden europäischen Vermarktungsnetzwerke. Seit November kooperiert ADTECH mit den Agenturen BBDO INTERACTIVE in Düsseldorf und PIXELPARK in Berlin. Testkampagnen sollen die Vorteile des neutralen Adservers zeigen. Die Zielgruppe von ADTECH umfaßt Firmen, die Online-Werbung betreiben oder anbieten, also Werbungtreibende und Mediaagenturen sowie Websites und Vermarkter.
Schultheiß und Stusch, beide Internet-Pioniere und u.a. mit Erfahrungen bei 1&1 und McKinsey, wollen sich weder auf dem Feld Vermarktung noch in der Mediaplanung tummeln. Sie wollen Technologie und Know-how bieten, geben aber keine Tips zu Medialeistung, Vertrieb oder Gestaltung ab - schließlich gilt es, potentielle Kunden wie Agenturen nicht zu verärgern.
Bislang habe es im Adserving vor allem Insellösungen gegeben: "Es gibt durchaus bereits Systeme, die mehr oder weniger gut funktionieren. Aber diese Systeme sind in der Regel auf einer der beiden Seiten etabliert, und jedesmal, wenn eine Seite sie einsetzt, hat die andere ein Problem damit. Wir sprechen bei Adservern sehr schnell über ein Machtinstrument, über Marktwissen, Marktvorsprung und letztlich auch über Nutzerdaten. Wir sehen uns als eine Art Trust-Center - die Anbieter und Nachfrager von Internet-Werbung einigen sich, was wie zu passieren hat, und wir sorgen dafür, daß es so und nicht anders passiert. Die Daten, die dabei gewonnen werden - seien es Kampagnen- oder Nutzerdaten -, werden bei uns verwahrt und bleiben Eigentum der jeweiligen Partner", so Schultheiß. Im September startete ADTECH mit dem nach eigenen Angaben größten Adserver-Rechenzentrum mit einer direkten Anbindung an internationale Internet-Backbones und einer Kapazität von über 1,5 Milliarden Bannern pro Monat. Sitz und Mitarbeiter des Rechenzentrums werden nicht bekanntgegeben - erstens könnte dort einer der größten Internet-Knotenpunkte Europas lahmgelegt werden, und zweitens sind qualifizierte Techniker begehrte Objekte der Headhunter.
Derzeit arbeitet ADTECH an der weltweit umfangreichsten Datenbank für Internet-Adressen in Europa. Auf die Frage, wo Stusch und Schultheiß ADTECH in zehn Jahren sehen, sind sich beide einig: "Wir sind für die Zukunft mit erheblich höheren Umsätzen in der Online-Werbung bestens gerüstet." Es handele sich um eine dermaßen schnelllebige Branche, daß valide Prognosen nicht zu treffen seien. Nur eines ist klar: Die Branche entwickelt sich rasant nach vorn.
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