Unternehmen nutzen KI zur Prozessoptimierung, Innovation wird vernachlässigt

15.05.2019 - Immer mehr Unternehmen setzen in ihren Fachbereichen und IT-Abteilungen KI-Lösungen zur Optimierung und Automatisierung von Prozessen ein. Zwar bleibt KI für die breite Masse nach wie vor ein junges Thema, aber das Wissen über das Potenzial und die Grenzen ist deutlich gewachsen.

von Christina Rose

Künstliche Intelligenz hat in den vergangenen 12 Monaten weiter Fuß gefasst in Unternehmen und Organisationen in Deutschland. Das ist ein deutlicher Beleg über den Nutzen der Technologie. Die drei am häufigsten genannten KI-Businessziele bzw. Use Cases sind die Automatisierung von IT-Prozessen (34 Prozent), die Automatisierung von Sales- und Marketingprozessen (31 Prozent) sowie die Optimierung des Personaleinsatzes (30 Prozent). Diese und weitere Uses Cases basieren immer auf einer umfassenden automatisierten Datenanalyse und einer Entscheidungsunterstützung.

88 Prozent der befragten Unternehmen planen ein KI-Projekt

Künstliche Intelligenz verfolgt das Ziel der "Nachbildung" menschlicher Intelligenz durch den Einsatz von Informationstechnologie. Um Einblicke in die Umsetzungspläne, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren in puncto künstliche Intelligenz zu erhalten, hat IDC   im April 2019 in Deutschland IT- und Fachentscheider aus 305 Organisationen mit mehr als 100 Mitarbeitern befragt. Für die Studie wurden ausschließlich Unternehmen berücksichtigt, die künstliche Intelligenz evaluieren, pilotieren oder einsetzen.

"Unternehmen in Deutschland werden in Sachen KI mittelfristig zu ihren europäischen Peers aufschließen", sagt Matthias Zacher , Manager Research und Consulting bei IDC und Projektleiter der Studie. "Unsere Prognosen zeigen, dass KI-Software bis 2022 hierzulande jährlich durchschnittlich um 57 Prozent wächst und damit deutlich über dem westeuropäischen Wachstum von 49 Prozent liegt."

41 Prozent der befragten Unternehmen haben bis dato KI-Projekte umgesetzt - 2018 waren dies lediglich 27 Prozent. 88 Prozent der Befragten planen, in den nächsten 12 Monaten ein neues KI-Projekt zu starten - hier sieht IDC ganz deutlich die Ambitionen deutscher Firmen belegt. Unternehmen, die einmal mit KI begonnen haben, entscheiden sich für weitere Projekte.

IT und Fachbereiche treiben KI gemeinsam voran

Künstliche Intelligenz wird in der Öffentlichkeit stark aus einer Technologieperspektive diskutiert. Für Unternehmen und Organisationen steht allerdings ganz klar der Businessnutzen im Vordergrund. Anhand der Studienergebnisse lässt sich jedoch eine interessante Akzentverschiebung feststellen. Während im vergangenen Jahr die Fachabteilungen bei der Planung von KI federführend waren, haben nun die IT-Abteilungen gemeinsam mit den Fachabteilungen diese Rolle übernommen. KI-Projekte sind nach IDC Beobachtungen am erfolgreichsten, wenn Fachabteilungen und IT von Anfang an an einem Strang ziehen - das haben die Unternehmen offenbar verstanden und umgesetzt. Ebenfalls ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung: 32 Prozent der Unternehmen verfügen bereits über Innovationscenter bzw. Labs für die Evaluierung und Entwicklung geeigneter Lösungen.

Breitgefächerte Nutzung von Anwendungsszenarien und Lösungen

Künstliche Intelligenz basiert auf einer Vielzahl unterschiedlicher Anwendungsszenarien. Am häufigsten nutzen die befragten Organisationen Texterkennung (57 Prozent), Spracherkennung (47 Prozent), Bilderkennung/Bild-Klassifikation (43 Prozent), überwachtes Lernen (42 Prozent) sowie Extraktion von Wissen (41 Prozent).

Lösungen und Services für künstliche Intelligenz entwickeln sich rasant weiter. Heute ist eine Vielzahl an KI-Plattformen, Services und Anbietern am Markt verfügbar, cloudbasierte KI-Services sind für 60 Prozent der befragten IT-Entscheider dabei die bevorzugte Bereitstellungsform. Die Unternehmen nutzen sowohl KI-Services und KI-Lösungen Dritter, entwickeln aber zugleich eigene Algorithmen. In diesem Zusammenhang ist für 42 Prozent der IT-Entscheider Open Source eine Option zur Entwicklung eigener KI-Services.

Das große Interesse an künstlicher Intelligenz ist branchenübergreifend. Allerdings sind KI- Lösungen noch nicht in allen Industriezweigen gleichermaßen im Einsatz. Vorreiterbranchen der Umsetzung von KI-Projekten sind Versorger, Telekommunikationsunternehmen sowie die Financial Services Branche. Die Schlusslichter sind die öffentliche Verwaltung und Dienstleistungsunternehmen.

Wenig überraschend: Die meisten Unternehmen nutzen das Potenzial von KI noch nicht umfassend. Einerseits betonen 60 Prozent, dass eine digitale Transformation ohne künstliche Intelligenz nicht erfolgreich sein wird, andererseits nennen lediglich 30 Prozent Innovation als eines der drei wichtigsten Business-Ziele. Künstliche Intelligenz wird also offenbar vorrangig zur Prozessoptimierung eingesetzt. Hier sieht IDC vor allem die Anbieter in der Pflicht, die Chancen und Möglichkeiten besser zu kommunizieren.

Fehlende Fachkräfte bremsen KI-Aktivitäten in vielen Unternehmen aus. 38 Prozent der Firmen gaben den Mangel an Experten als die größte Hürde für die Umsetzung von Projekten an. Sie können ihren Bedarf an KI-Spezialisten weiterhin nicht ausreichend decken. IDC geht davon aus, dass sich die Situation kurzfristig auch nicht entspannen wird, faktisch hat sich seit der letzten Bestandsaufnahme nicht viel getan.

Sowohl in IT-Abteilungen als auch Fachabteilungen bestehen nach wie vor Vorbehalte gegenüber KI. Insbesondere das Argument der "Unreife" hat zwar in einer generalistischen Diskussion seine Berechtigung, lässt sich aber aus Sicht von IDC in der Evaluierung von Business Cases und Projekten recht schnell widerlegen. Denn schließlich geht es dort um reale Businessanforderungen und existierende Lösungsszenarien.

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    Kevin Filz
    (Foundever)

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