Über die Zusammenlegung des Unternehmensbereichs Post und Paket hatte ONEtoONE vorab berichtet
. Mit Wirkung zum 1. Mai 2018 wurde die Vertriebsverantwortung für die Bereiche Post und DHL Paket Deutschland in einem eigenen Geschäftsbereich gebündelt, die bisherige Trennung der Produkt- und Marketingverantwortlichkeit aufgehoben. Die Gesamtverantwortung für alle Produktfelder im Geschäftsbereich hat Ole Nordhoff, CMO Post & Paket. Ziel ist die Zuordnung nach "funktionaler Verantwortlichkeit, statt nach der bisherigen produktorientierten Strukturierung".
Einem internen Papier zufolge, das ONEtoONE exklusiv vorliegt, folgt nun der nächste Schritt. Mit Wirkung zum 1. November 2020 werden auch die Aufgaben des Geschäftskundenvertriebs Post und DHL Paket zusammengeschlossen. Alle Vertriebskanäle der Kunden sollen damit künftig aus einer Hand betreut werden. Die Umstrukturierungen betreffen auch den Bereich Dialogmarketing und die verbliebenen Direktmarketingcenter.
Die Organisation des Geschäftsbereichs Vertrieb Post & Paket ist dem internen Papier zufolge unterteilt in einen Bereich Key Account Management (KAM & Sales Support P&P) und den Mobilen Vertrieb vor Ort (SME P&P). Executive Vice President (EVP) Oliver Schliebs, bisher zuständig für den Geschäftskundenvertrieb Post, ist künftig als EVP Vertrieb verantwortlich für den Vertrieb KAM Post & Paket. Christian Schawel, bisher EVP DHL Sales Parcel, wird künftig als EVP Vertrieb den Bereich SME Post & Paket leiten.
Zum Senior Management Team, das die zukünftige Ausrichtung des Vertriebs verantwortet, gehört außerdem Andrea Christ, weiterhin verantwortlich für den Geschäftsbereich Vertriebsmanagement. Auch sie berichtet direkt an Nordhoff.
Dialogmarketing wird im Vertrieb neu strukturiert
Auf Anfrage bestätigt der Konzern, dass der Geschäftskundenvertrieb für Post- und Paketprodukte
"strukturell verändert" wird, mit dem Ziel, den Kunden
"einen noch besseren Service bieten zu können". Bisher seien Geschäftskunden zu den Post- und Paketprodukten aus verschiedenen Vertriebseinheiten heraus betreut worden.
"Da jedoch in den letzten Jahren immer mehr Geschäftskunden sowohl Post- als auch Paketprodukte nutzen, organisieren wir uns um, damit wir alle Kunden aus einer Hand betreuen können", heißt es in dem Statement.
"So bekommen unsere Geschäftskunden z.B. einen eindeutigen Ansprechpartner für Dialogmarketingprodukte, kleinformatigen Warenversand im Postnetz und für unsere Paketprodukte."
Innerhalb der Organisationseinheit KAM gibt es künftig eine Abteilung Dialogmarketing im Bereich E-Commerce. Zudem gibt es eine Abteilung für Einkauf Aktuell und eine Abteilung Vermarktung Dialogpost. Auch in der Organisationseinheit Mobiler Vertrieb wird im Organigramm eine Abteilung Dialogmarketing aufgeführt.
Dazu erklärt die Deutsche Post:
"Die Dialogmarketingprodukte werden gemäß des ganzheitlichen Betreuungskonzepts demnächst von allen Außendienstmitarbeitern vertrieben. Zusätzlich werden unsere Vertriebsmitarbeiter wie auch heute schon durch Produktspezialisten (z.B. im Bereich der Verknüpfung von Online- und Offline-Targeting) unterstützt. Die Tätigkeiten der Direktmarketingcenter werden zukünftig aus den regionalen Vertriebsniederlassungen und dem Bereich Telesales in einem virtuellen Verbund übernommen. Auch hier erfolgt eine persönliche, ganzheitliche Kundenbetreuung über alle Produktsegmente." Post-Kunden, die an Dialogmarketingprodukten interessiert sind und noch keinen festen Ansprechpartner haben, können sich telefonisch über die Eingangstelefonnummer 0201/4371000 melden.
Generell erfolge die Umorganisation im Vertrieb ohne betriebsbedingte Kündigungen und sei mit dem Sozialpartner abgestimmt, so der Konzern. Zu weiteren Details interner Strukturen wolle man sich nicht äußern.
Einem Insider zufolge gibt es im Vertriebsbereich noch viele Beamte, für etliche könnte es Vorruhestandsregelungen geben. Auch im Marketing sollen Stellen wegfallen. Dem Vernehmen nach sollte die Umsetzung der neuen Vertriebsstruktur schon im Frühling 2020 erfolgen, wegen der Coronakrise verschob sich dies jedoch in den Herbst.
Neues Postgesetz wegen Corona verschoben
Die weitreichenden Neustrukturierungen dienen unter anderem der Sanierung der angeschlagenen Briefsparte. Die Nachfrage nach Briefleistungen nimmt immer weiter ab, gerade bei vollbezahlten Briefen. Telekommunikationsunternehmen, Stromversorger, Banken oder Versicherungen verschicken deutlich weniger Rechnungen, Kontoauszüge oder Vertragsübersichten per Brief. Dadurch gestaltet sich für die Deutsche Post die Auslastung vom Briefnetz und somit auch die Kostenstruktur schwierig. Die Post reagiert darauf und denkt über verschiedene Szenarien nach. So würde das Unternehmen gerne auf den Montag als Zustelltag verzichten und die Zahl der Briefkästen weiter reduzieren. Diese Kostenreduzierungen gestalten sich durch gesetzliche Regelungen bisher jedoch kompliziert. Die Post muss daher in anderen Bereichen Kosten reduzieren und Synergien nutzen.
Aktuell wird an der Novellierung des Postgesetzes und der damit verbundenen Post-Universaldienstverordnung gearbeitet, in der unter anderem die Zustelltage geregelt sind. Die Novelle sollte ursprünglich im Herbst 2020 vorgelegt werden, wegen der Corona-Pandemie hatte das Bundeswirtschaftsministerium jedoch die Verschiebung auf einen
"späteren Zeitpunkt" entschieden.
Wie die
'Wirtschaftswoche'
berichtet, will das Bundeswirtschaftsministerium offenbar die Regeln für die Genehmigung des Briefportos auf den Prüfstand stellen. Durch die Digitalisierung und sinkende Briefmengen
"ergeben sich neue Anforderungen an die gesetzlichen Vorgaben für die Genehmigung von Briefentgelten", schreibt Staatssekretär Ulrich Nußbaum als Antwort auf eine kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion. Bisher muss die Deutsche Post ihre Pläne zu Portoerhöhungen von der Bundesnetzagentur genehmigen lassen.
Die Porto-Entgelte werden von der Bundesnetzagentur für einen Zeitraum von drei Jahren festgelegt. Doch dies geschah nicht immer korrekt: Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig
urteilte im Mai
, die 2016 von der Bundesnetzagentur genehmigte Portoerhöhung von 62 auf 70 Cent sei rechtswidrig gewesen. 2019 wurde das Porto auf 80 Cent erhöht, auch dies könnte dem Urteil zufolge rechtswidrig sein. Die Bundesnetzagentur
überprüft dies aktuell
.
Das Bundeswirtschaftsministerium prüft dem Bericht der 'Wirtschaftswoche' zufolge eine Lockerung des Genehmigungsverfahrens, mit weniger Macht für die Bundesnetzagentur. Bei einer sogenannten Ex-Post-Regulierung dürfte die Post das Porto nach bestimmten Regeln eigenmächtig erhöhen, die Bundesnetzagentur könnte nur noch in Missbrauchsfällen tätig werden.