Sechs von zehn Unternehmen treiben Digitalisierungsprojekte mit den größten Quick-Win-Aussichten sowie die Automatisierung von Prozessen voran. Das sind die Ergebnisse der Studie 'Potenzialanalyse Operative Effizienz' von Sopra Steria
und dem F.A.Z.-Institut
. 323 Entscheider sowie Führungskräfte und Spezialisten aus verschiedenen Branchen wurden befragt.
Die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit durch mehr Effizienz ist ein Dauerthema für Unternehmen - durch die weltweite Corona-Pandemie verstärkt sich der Druck. Die ökonomischen Auswirkungen sind enorm. Effizienzgewinne in Form von Einsparungen und Optimierungen entlang der Wertschöpfungskette werden in dieser Situation für viele Unternehmen noch wichtiger, um die Auswirkungen der Krise zu meistern.
Schon vor der weltweiten Pandemie mit ihren drastischen Folgen hatte sich die Konjunktur deutlich abgekühlt. Akute Handelskonflikte sowie politische Krisenherde haben Aktienmärkte in Unruhe gebracht und Absatzchancen geschmälert. Die zu Jahresbeginn von Instituten und der Bundesregierung gestellte Prognose zur Wiederbelebung der Konjunktur wurde revidiert. Dafür sorgen neben den aktuellen Entwicklungen die deutlich gestiegenen Arbeitskosten im abgelaufenen Jahr.
In Zeiten von Corona fahren Entscheider zwar zunächst überwiegend auf Sicht. Frühzeitige Investitionen dürften jedoch bei der Bewältigung der Lage helfen und die operative Effizienz perspektivisch noch wichtiger werden.
Effizienzprogramme: Unternehmen fahren mehrgleisig
Für 41 Prozent der Unternehmen war bereits vor den Auswirkungen der Corona-Pandemie eine höhere Umsatzrendite im eigenen Unternehmen ein Ziel mit hoher Priorität, so die Studie. Das Personal soll beispielsweise weniger Arbeitszeit mit nicht wertschöpfenden Aufgaben verbringen. 22 Prozent der Unternehmen wollen die sogenannte Accountability steigern. Jeder zweite befragte Entscheider erwartet einen Automatisierungsboom, auch weil das Potenzial neuer Technologien derzeit nicht ausgeschöpft wird. Sechs von zehn Unternehmen treiben Digitalisierungsprojekte mit den größten Quick-Win-Aussichten sowie die Automatisierung von Prozessen voran.
71 Prozent der Unternehmen wollen in diesem Zuge ineffiziente Abläufe durch neue ablösen. Jedes zweite geht hierzu methodisch auf Spurensuche, um Effizienzbremser zu beseitigen.
Digitalisierung und Prozessverbesserungen sind allerdings nur zwei in einer ganzen Reihe von Maßnahmen: Mehr als jedes zweite Unternehmen stellt die Produkt- und Leistungspalette auf den Prüfstand. Ziele sind eine Vereinheitlichung und ein verstärkt modularer Aufbau. Spartensilos sollen aufgebrochen werden. Outsourcing verliert für bestimmte Aufgaben etwas an Bedeutung. Nearshore- und Offshore-Dienstleister bleiben aber wichtig, wenn sich Alternativen wie Robotic Process Automation (RPA) nicht eignen, beispielsweise beim Auslagern komplexer Prozesse und ganzer Geschäftsbereiche, die nicht Kerngeschäft sind.
"Faktor Mensch" ist entscheidend
Abseits der klassischen Rationalisierungsprogramme und losgelöst von Corona investieren vor allem verarbeitende Industrie sowie öffentliche Verwaltung und Energieversorger bewusst auch in die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Rund jeder dritte Entscheider möchte im normalen Unternehmensalltag den Krankenstand senken. Dieser hatte 2018 mit durchschnittlich 18,5 Fehltagen pro Arbeitnehmer einen neuen Höchststand erreicht, ergab der Gesundheitsreport der Betriebskrankenkassen im Dezember. Um Fehltage zu reduzieren, investieren branchenübergreifend 38 Prozent der Unternehmen und Verwaltungen in das betriebliche Gesundheitsmanagement, bei Behörden und Versorgern sind es 58 Prozent. Dazu gehören beispielsweise Angebote zur Prävention typischer Erkrankungen, aber auch die Entwicklung professioneller Abläufe im Falle von Krisen.
Für zwei von drei Entscheidern ist zudem Wertschätzung ein zentraler Hebel, damit das eigene Unternehmen insgesamt effizienter arbeitet. 40 Prozent wollen die Mitarbeiterzufriedenheit steigern. Sie bauen beispielsweise Hierarchien ab, Teams sollen eigenverantwortlicher und damit schneller handeln können. Zudem sollen Abteilungsgrenzen überwunden werden. Nur 17 Prozent der befragten Entscheider sehen derzeit, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Automatisierung als Entlastung von Routinearbeit wahrnehmen statt als Jobkiller, so die Studie.