Leistungsschutzrecht

Facebook zahlt in Deutschland ab Mai für Medieninhalte

02.03.2021 - Wie abhängig Verlage von Facebook sind, zeigt der Einbruch der Besucherzahlen auf Nachrichtenseiten nach der Eskalation im Streit um Leistungsschutzrechte in Australien. In Deutschland hat Facebook Verträge mit 30 Medienhäusern und bezahlt ab Mai für Medieninhalte.

von Frauke Schobelt

Das soziale Netzwerk Facebook   wird ab Mai in Deutschland für Nachrichteninhalte zahlen. Das kündigte am Montag Jesper Doub , Director für News Partnerships in Europa, in einer Online-Pressekonferenz   an. Die Nachrichteninhalte von Verlagen und Medienmarken, mit denen der Konzern entsprechende Verträge abschließt, werden künftig in dem eigenen Bereich 'Facebook News' präsentiert. Zum Start sollen 30 deutsche Unternehmen mit mehr als 100 Publikationen dabei sein, meldet DWDL   , darunter der Spiegel   , die Funke Mediengruppe   , Heise Medien   , der Verlag Gruner + Jahr   , die Frankfurter Allgemeine Zeitung   , die Zeit   , die taz   , Handelsblatt Media Group   sowie Regionalverlage und Motorpresse Stuttgart   .

Langfristiges Investment in Medienindustrie

"Wir werden die kommenden drei Jahre weltweit rund eine Milliarde Dollar in die Medienindustrie investieren. Facebook News in Deutschland ist ein Teil davon", wird Jesper Doub vom Spiegel   zitiert. Der heutige Facebook-Manager war zwischen 2015 und 2018 Geschäftsführer von Spiegel Online. Wieviel Facebook den Verlagen für die Medieninhalte zahlt, wurde nicht kommuniziert.

Der Konzern setzt bei Facebook News auf ein langfristig angelegtes Investment. "Wir glauben, dass es mehrere Jahre dauern wird, bis das Produkt richtig gut ist", zitiert Die Zeit   Jesper Doub. Kommen weitere Medienhäuser dazu, soll auch der Topf für die Zahlungen wachsen.

Auf Facebook News sollen die Nutzer Inhalte finden, die bislang noch nicht auf der Plattform zu sehen waren. Diese Inhalte müssen aber laut Doub nicht eigens für Facebook produziert werden. Sie sind auch nicht direkt auf der Plattform verfügbar, sondern Facebook setzt weiterführende Links zu den Angeboten der Verlage. Doub beschreibt Facebook News als Mischung aus kuratierten und personalisierten Nachrichten. Die Nutzer sollen dort die wichtigsten Schlagzeilen und Geschichten des Tages sowie personalisierte Empfehlungen finden, basierend auf Interessen und Nutzerverhalten. Ziel von Facebook News sei es Verlage und Redaktionen dabei zu unterstützen, neue Leser zu gewinnen, ihre Inhalte zu monetarisieren und ihr Geschäftsmodell langfristig und nachhaltig auszubauen.

Laut eigenen Angeben sind derzeit weniger als vier Prozent der Inhalte, die Facebook-Nutzer in ihrem Feed sehen, Posts mit Links zu Nachrichtenartikeln. Dennoch spiele Facebook "zweifellos eine bedeutende Rolle bei der Verbreitung von Journalismus", heißt es in einem anderen Blogbeitrag   .

Spiegel-Geschäftsführer Stefan Ottlitz sagt dazu: "Wir freuen uns, mit Plattformen wie Facebook zusammenzuarbeiten, um neue Wege zu erkunden, wie wir Leser mit Qualitätsjournalismus erreichen können. Wir wollen herausfinden, wie wir neue Kunden für unsere Marken gewinnen können, insbesondere angesichts des Erfolgs unserer Abo-Modelle - aber auch bestehende Abonnenten besser binden, indem wir sie auf neuen Kanälen erreichen."

Eskalation und Nachrichtenbann in Australien

Faceboook News war Ende 2019 in den Vereinigten Staaten gestartet, im Januar 2021 folgte Großbritannien. Auch in Frankreich soll der Service in diesem Jahr anlaufen. In Australien gab es zuletzt unschöne Schlagzeilen, hier musste sich Facebook für seinen Umgang mit Medieninhalten in einem Streit um das Leistungsschutzrecht rechtfertigen. Das australische Parlament hatte am 25. Februar ein neues Mediengesetz verabschiedet, das Internetkonzerne wie Google und Facebook dazu verpflichtet, örtliche Nachrichtenmedien zu bezahlen, wenn sie deren Inhalte und Verlinkungen verbreiten. Der darauffolgende Streit zwischen Facebook und der Regierung eskalierte, zeitweise sperrte die Plattform Nachrichteninhalte komplett für australische Nutzer.

Laut einem Bericht von NiemanLab   führte der Bann dazu, dass die Nutzerzahlen auf australischen Nachrichtenplattformen um 20 Prozent eingebrochen sind. Mittlerweile hat die Regierung in Australien das Gesetzesvorhaben angepasst und Facebook mit mehreren Medienhäusern Verträge abgeschlossen. In Deutschland setzt das soziale Netzwerk von Anfang an auf mehr Kooperation.

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