Der durchschnittliche Zahlungsverzug der Unternehmen erreichte mit 35,5 Tagen im Dezember einen neuen Höchstwert im Jahr 2020. Dies zeigen Daten des Informationsdienstleisters Crifbürgel
, der für die Analyse das Zahlungsverhalten von circa 450.000 Unternehmen analysiert hat.
Zahlungsverzug nimmt 2020 deutlich zu
Zwar ist der Anteil der Firmen, die ihre Rechnungen verspätet oder nicht zahlen, von 13,1 Prozent im Januar 2020 auf 10,5 Prozent im Dezember 2020 gesunken. Auf der anderen Seite werden aber überfällige Rechnungen in Deutschland derzeit mit einem Verzug von durchschnittlich 35,5 Tagen bezahlt. Im Januar 2020 lag der durchschnittliche Zahlungsverzug noch bei 26,4 Tagen.
"Unternehmen, denen es wirtschaftlich noch gut geht, haben eine hohe Zahlungswilligkeit und wollen unter keinen Umständen in Verzug geraten. Rund 10 Prozent der Unternehmen haben so starke finanzielle Probleme, dass die Zahlungsfähigkeit eingeschränkt ist. Wenn diese Unternehmen ihre Rechnungen bezahlen, dann nur mit einem deutlichen Zahlungsverzug", sagt Crifbürgel-Geschäftsführer Dr. Frank Schlein
.
Berliner Unternehmen haben mehr mit der pünktlichen Zahlung zu kämpfen.
Grafik: Crifbürgel
So begleichen derzeit 10 von 100 B2B-Kunden nicht oder nur mit einer massiven Verspätung die Rechnungen. Dieser Zahlungsverzug gehe oft zu Lasten der mittelständischen und kleingewerblichen Betriebe, denn Liquiditätsmangel gilt als eine der häufigsten Insolvenzursachen. Zudem verursache eine durch den Auftraggeber nicht oder zu spät gezahlte Rechnung höheren Verwaltungsaufwand und zusätzliche Kosten.
"Im schlimmsten Fall entwickelt sich ein Teufelskreis, da Unternehmen durch verspätet gezahlte Rechnungen länger als geplant auf eigene Investments verzichten müssen oder Bestellungen nicht bedienen können. Kleine Unternehmen können bei zögerlichem Zahlungsverhalten ihrer Kunden dadurch selbst in die wirtschaftliche Schieflage geraten", warnt Crifbürgel.
Unternehmen in Berlin mit dem stärksten Zahlungsverzug
Beim durchschnittlichen Zahlungsverzug der Firmen zeigen sich deutliche regionale Unterschiede. Am stärksten überziehen Unternehmen in Berlin die Zahlungsziele - im Schnitt um 68,4 Tage. Auch in Brandenburg (durchschnittliche Verspätung 56,8 Tage) und in Rheinland-Pfalz (48,7 Tage) zahlen Unternehmen die Rechnungen mit einem starken Verzug. Am besten stellt sich die Situation in Thüringen dar. Unternehmen im Freistaat zahlen im Durchschnitt mit 19,6 Tagen Verspätung.
In Berlin ist auch die Quote der Nicht- und Spätzahler unter den Unternehmen mit 26,1 Prozent am höchsten. Auch in Hamburg ist die Quote mit 17,1 Prozent höher als der Bundesdurchschnitt (10,5 Prozent). Am besten ist die Zahlungsmoral derzeit in Thüringen - hier zahlen nur 6,5 Prozent der Unternehmen die Rechnungen nicht oder verspätet.
Kulturbranche besonders betroffen
In der vom Corona-Lockdown durchgängig betroffenen Kultur-, Unterhaltungs- und Freizeitbranche belegen die Daten derzeit die schlechteste Zahlungsmoral. Rechnungen von Unternehmen in dieser Branche werden derzeit mit einer Verspätung von 77,6 Tagen Verspätung bezahlt (Januar 2020: 32,8 Tage). Zudem stieg hier der Anteil der Unternehmen, die nicht oder nur zu spät zahlen, von 11,5 Prozent im Januar auf 17,2 Prozent im Dezember. Aber auch die Zahlungsmoral im Gastgewerbe ist stark eingebrochen. Wurden im Januar Rechnungen im Durchschnitt mit 33,5 Tagen Verspätung bezahlt, sind es aktuell bereits 59,4 Tage. Besser sieht es beim verarbeitenden Gewerbe aus. Während Rechnungen im Januar mit 17,3 Tagen Verspätung gezahlt wurden, sind es aktuell 22,9 Tage.