In der Debatte über soziale Medien dominieren oft negative Aspekte wie Hate Speech oder Desinformation. Von der Grundidee sozialer Medien, nämlich die Verbindungen untereinander und Gemeinschaft zu befördern, scheint nicht viel übrig zu sein. Doch dieser Eindruck täuscht, wie eine Umfrage vom Eco - Verband der Internetwirtschaft
zum Nutzungsverhalten zeigt. Das Meinungsforschungsinstituts Civey befragte dafür Ende November 2.500 Social-Media-Nutzerinnen und Nutzern.
Grafik: Eco-Verband, Civey
Die Hälfte der Deutschen über 14 Jahren (50 Prozent) sind regelmäßig in sozialen Medien aktiv. 38,9 Prozent nutzen soziale Netzwerke, um mit Freunden, Familie und Bekannten in Kontakt zu bleiben und neue Kontakte zu knüpfen. Mehr als jeder Fünfte ist in Social-Media-Gruppen aktiv und sucht über die Plattformen den Austausch mit anderen. Dabei zeigt sich Solidarität auch anhand der Spendenbereitschaft: 38,4 Prozent haben sich bereits an Spendenaktionen über soziale Medien beteiligt.
"Die Pandemie hat eindrucksvoll bewiesen, welche Potenziale Social-Media-Plattformen im Miteinander nach wie vor entfalten können. Ob im Zuge des Angriffskriegs auf die Ukraine, der Hochwasserkatastrophe oder in Zeiten von Social Distancing: Menschen haben sich über soziale Medien und digitale Nachbarschaftsdienste vernetzt, unterstützt und Hilfsangebote koordiniert", betont Oliver Süme
, Eco-Vorstandsvorsitzender. Welche Kraft der Vernetzung soziale Medien dabei entfalten können, zeigten auch soziale Bewegungen wie #FridaysforFuture, #StandwithUkraine oder #IranRevolution.
Wozu Menschen soziale Medien nutzen
Die Befragten nutzen soziale Medien vor allem, um sich zu informieren (43,2 Prozent), zur Unterhaltung (40,8 Prozent) sowie zur Vernetzung und Kontaktpflege (38,9 Prozent). Mehr als jeder fünfte Social-Media-User (22,2 Prozent) ist auf den Social-Media-Plattformen in Gruppen aktiv. Laut dem Eco-Verband tragen soziale Medien damit zum sozialen Miteinander bei und nehmen Einfluss auf die gesellschaftliche Teilhabe. Verlängern sich Online-Kontakte in das reale Leben, können sie positive Gemeinschaftserfahrungen schaffen und das Wir-Gefühl stärken. Etwa wenn in Stadtteil-Gruppen Nachbarschaftshilfen organisiert werden, Werkzeug ausgeliehen oder Fahrgemeinschaften gebildet werden.
Social-Media-Plattformen für gute Zwecke
Grafik: Eco-Verband, Civey
Non-Profit-Organisationen oder Einzelpersonen erreichen über die Plattformen Millionen von Menschen und Unterstützung für ihre Belange. Fast ein Viertel der Deutschen hat bereits einen Social-Media-Beitrag einer gemeinnützigen Organisation oder hilfsbedürftigen Person in seinem Netzwerk geteilt. Jeder vierte Social-Media-User (25 Prozent) hat für einen gemeinnützigen Beitrag bereits eine Reaction, beispielsweise ein Like, vergeben. 17,6 Prozent der Befragten haben einen entsprechenden Beitrag kommentiert. 9,1 Prozent wiederum posten über ihren persönlichen Social-Media-Account eigene Beiträge, die gute Zwecke unterstützen. Hoch ist auch die Spendenbereitschaft: Fast 40 Prozent der Befragten haben sich über soziale Medien bereits an einer Spendenaktion beteiligt. Allein über Facebook und Instagram konnten bis März 2021 weltweit über 5 Milliarden US-Dollar an Spenden generiert werden.
Digitale Medienkompetenz fördern
Bei allen positiven Erfahrungen sei es wichtig, Menschen dazu zu befähigen, Fake-News, Propaganda und Manipulationen im Netz zu erkennen und abzuwehren.
"Dazu braucht es einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz, der auch die Förderung digitaler Medienkompetenz vom Kleinkind bis zum Senior umfasst. Wer Quellen im Netz verlässlich beurteilen kann, ist in der Lage Fake News zu identifizieren und wird vermutlich nicht zu deren Verbreitung beitragen" so Süme. Um illegale Inhalte im Netz einzudämmen, können BürgerInnen Verdachtsfälle bei der Eco-Beschwerdestelle melden. JuristInnen prüfen die Inhalte und leiten ggf. weitergehende Maßnahmen nach dem "Notice-and-Takedown-Prinzip" ein - in Zusammenarbeit mit Internet-Providern und Anbietern sozialer Medien sowie Strafverfolgungsbehörden.
Diese Verantwortung dürfe jedoch nicht allein den Technologiekonzernen auferlegt werden, so Süme.
"Es erfordert fundierte juristische Kenntnisse zu beurteilen, ob eine Äußerung von der im Grundgesetz verankerten Meinungsfreiheit gedeckt ist oder schon in den Bereich der Strafbarkeit bzw. Jugendgefährdung fällt". Die finale juristische Bewertung müsse insbesondere bei komplexen Sachverhalten oder strittigen Rechtsansichten Aufgabe der Gerichte bleiben.