Die Online-Jobplattform Stepstone
hat mit ihrem neuen Lebenskostenrechner
128.000 Jahresgehälter ins Verhältnis zu den Lebenshaltungskosten in 395 Stadt- und Landkreisen in Deutschland gesetzt. Die Beispielrechnung zeigt, dass je nach Wohnort im Extremfall monatlich bis zu 1.600 Euro mehr oder weniger im Portemonnaie übrig bleiben als in anderen. Pauschal geht das Portal dabei davon aus, dass die Mietkosten 40 Prozent, die Lebensmittelkosten 15 Prozent, die Ausgaben für Freizeitaktivitäten 10 Prozent und die Transportkosten fünf Prozent des Nettogehalts betragen.
Auch den Beruf "Marketing Manager" hat das Portal dabei genauer unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse:
- Das jährliche Brutto-Durchschnittsgehalt liegt bei 53.748 Euro.
- Die höchsten durchschnittlichen Bruttogehälter ergeben sich in München (58.000 Euro), Stuttgart (57.600 Euro) und Düsseldorf (56.800 Euro).
- Die niedrigsten durchschnittlichen Bruttogehälter ergeben sich in Leipzig (43.200 Euro), Dresden (44.400 Euro) und Berlin (51.500 Euro).
- Nach dem Abzug aller Lebenshaltungskosten bleibt monatlich vom Nettogehalt in den Ruhrgebietsstädten Duisburg (1.164 Euro), Essen (1.103 Euro) und Dortmund (1.005 Euro) am meisten Geld übrig.
- Deutlich weniger bleibt in München (45 Euro), Frankfurt (130 Euro) und Berlin (316 Euro) nach dem Abzug der Lebenshaltungskosten monatlich zur freien Verfügung.
Im Ruhrgebiet bleibt Marketing Managern mehr im Portemonnaie.
Grafik: Stepstone
Essen liegt bei den Großstädten vorn
Generell lässt es sich laut der Stepstone-Analyse besonders im Ruhrgebiet finanziell gut leben.
"Das gesamte Ruhrgebiet gilt als starke Wirtschaftsregion, in der Big Player wie RWE, Eon, Evonik oder Aldi angesiedelt sind und für ein relativ hohes Gehaltsniveau der Arbeitnehmer sorgen, mit denen die Lebenshaltungskosten gut bestritten werden können", sagt Dr. Tobias Zimmermann
, Arbeitsmarktexperte bei StepStone.
Der große Gewinner in der Gesamtauswertung unter allen deutschen Großstädten ist Essen: Wer hier wohnt und arbeitet, hat am Ende des Monats der Rechnung zufolge am meisten Geld übrig, nämlich mit rund 1.280 Euro etwa 41 Prozent des durchschnittlichen monatlichen Nettogehalts - rund fünfmal mehr als ein Arbeitnehmer in München, der teuersten Großstadt Deutschlands. Grund für die vollen Portemonnaies der Essener sind vor allem die verhältnismäßig günstigen Mieten. Aber auch für Verpflegung geben Essener durchschnittlich ein Viertel weniger aus als Münchener. Wer dagegen im Süden Deutschlands wohnen möchte, zahlt generell einen hohen Preis dafür. Denn auch im Münchener Umland sind die Ausgaben für eine Wohnung verhältnismäßig hoch. Bei der Jobsuche lohnt ein Blick nach Nürnberg: Dort bleibt den Arbeitnehmern rund 470 Euro mehr im Monat übrig als beispielsweise in München.
Trend-Metropolen finanziell unattraktiv
Gehalt und Lebenshaltungskosten stehen auch in Berlin in einem ungünstigen Verhältnis: Arbeitnehmern bleibt in der Hauptstadt im Schnitt monatlich nur 250 Euro ihres Nettoeinkommens übrig.
"Die Mietkosten sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Die Gehaltsentwicklung hat da nicht mitgehalten. Das macht sich jetzt bemerkbar in einer Stadt, in der mehr Agenturen und Start-Ups als große Konzerne angesiedelt sind", sagt Zimmermann. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Hamburg, wo sich Arbeitnehmer neben der kostspieligen Miete auch auf hohe Ausgaben für Freizeitaktivitäten einstellen müssen - diese liegen ein Viertel über dem deutschen Durchschnitt.
Arbeitnehmer in der Finanzhochburg Frankfurt am Main verdienen zwar im Schnitt am meisten (rund 70.970 Euro brutto jährlich). Dafür sind aber auch die Lebenshaltungskosten hoch - insbesondere die Mieten.
"Wer einen neuen Job sucht und dafür einen Umzug in Erwägung zieht, sollte genau hinschauen. Denn ein hohes Gehalt bedeutet nicht automatisch, dass auch die finanziellen Rücklagen im selben Maße steigen. Die Höhe der Lebenshaltungskosten am Wohn- und Arbeitsort spielt eine entscheidende Rolle", sagt Zimmermann. Darauf werden in Zukunft ihm zufolge immer mehr Arbeitnehmer achten - insbesondere diejenigen, die sich in der Vergangenheit teure Mieten geleistet haben, um lange Pendelzeiten zu vermeiden.
"Die Bereitschaft, seinen Lebensmittelpunkt in ländliche Regionen zu verlagern, könnte langfristig zunehmen. Denn gerade ausgelöst durch die Corona-Krise bieten immer mehr Unternehmen die Möglichkeit an, zeitlich und örtlich flexibel zu arbeiten. Das könnte für viele Arbeitnehmer attraktiv sein, denn das gesparte Geld können sie dann in eine größere Wohnung oder Freizeitaktivitäten auf dem Land investieren."
Gesamtgewinner des Rankings ist Holzminden
Der deutschlandweite Sieger ist Holzminden in Niedersachsen: Wer hier wohnt und arbeitet, hat am Ende des Monats im bundesweiten Vergleich am meisten übrig - rund 1.470 Euro.
"In Holzminden ist beispielsweise der börsennotierte Duft- und Aromahersteller Symrise ansässig, der zuletzt kurz vor dem Aufstieg in den DAX stand. Die Bezahlung in der Chemiebranche gilt als attraktiv. Die Lebenshaltungskosten in der Region halten sich jedoch im Rahmen", meint Zimmermann.