Verbraucher sp�ren, ob IT-Abteilungen diskriminierend organisiert sind

Bild: FULVIO_TOGNON/Pixabay

28.07.2021 - IT-Abteilungen sind nicht divers und nicht inklusiv - ein echtes Problem, denn Verbraucher tendieren dazu, die Diskriminierung im Backend bei der Interaktion mit den IT-Produkten einer Firma zu ersp�ren, wie eine Studie zeigt.

von Sebastian Halm

90 Prozent der globalen Unternehmen haben Schwierigkeiten, Diversit�t und Inklusion innerhalb ihrer Technologie- bzw. IT-Teams zu verwirklichen, so die Studie 'The key to designing inclusive tech: Creating diverse and inclusive tech teams' des Capgemini Research Institute . Dass die Unternehmensspitze einen Mangel an Inklusion erkennt, ist ein Schl�sselfaktor, um diverse Zielgruppen zu erreichen. Unternehmen, die auf Diversit�t und Inklusivit�t in ihren Tech-Teams achten, werden von Innovations-, Umsatz- und Markenwertchancen profitieren, zeigt die Studie.

"Der Wandel muss von den F�hrungskr�ften der Technologie-Teams ausgehen: Sie sind gefordert, die Kluft zwischen ihrer Wahrnehmung und der ihrer Mitarbeiterinnen und Team-Mitglieder aus ethnischen Minderheiten zu �berwinden. Dass F�hrungskr�fte sich dazu auch mit unbequemen Wahrheiten auseinandersetzen, ist eine Grundvoraussetzung zur Entwicklung inklusiver Technologie", sagt Christina Schehl , Leiterin der Strategie-, Design- und Innovationseinheit frog von Capgemini Invent in Deutschland.

Diversit�t und Inklusivit�t im Technologiebereich sind unzureichend

Im Laufe der Pandemie gerieten die Unternehmen unter gro�en Druck, Tech-Talente, die ihren Anforderungen entsprechen, aus einem immer kleiner werdenden Kandidatenkreis zu rekrutieren. Dabei hat ihre Aufmerksamkeit f�r gute Diversit�ts- und Inklusionspraktiken nachgelassen. So ist eine Kluft entstanden zwischen der Wahrnehmung der F�hrungskr�fte, die ihre IT- und Tech-Teams als von Inklusivit�t gepr�gt sehen, und der Realit�t, wie Mitarbeiterinnen und Teammitglieder aus ethnischen Minderheiten sie erleben.

Gem�� der Studie sind 85 Prozent der F�hrungskr�fte der Auffassung, dass ihre Unternehmen allen Mitarbeitenden faire Chancen zur Karriereentwicklung und Bef�rderung bieten - aber nur 19 Prozent der Frauen und Besch�ftigten aus ethnischen Minderheiten stimmen dem zu. Diese Diskrepanz tr�gt zu einem fortw�hrenden Defizit bei der Gleichstellung und Inklusion (Diversity Equity and Inclusion, DE&I) in allen Branchen bei, die Technologien f�r Endanwender bereitstellen. Die F�hrungskr�fte glauben, dass Fortschritte gemacht werden, die Tech-Angestellten an der Basis aber sehen die Realit�t weiterhin kritisch. Die Kluft in der Wahrnehmung ist gro�: 75 Prozent der F�hrungskr�fte glauben, dass Frauen und Team-Mitglieder aus ethnischen Minderheiten in ihren Unternehmen ein Gef�hl der Zugeh�rigkeit erleben, aber nur 24 Prozent dieser Mitarbeitenden in Tech-Positionen best�tigen dies.

53 Prozent der Frauen und Personen aus ethnischen Minderheiten f�hlen sich wohl dabei, pers�nliche Erfahrungen mit Gleichrangigen und anderen Mitarbeitenden zu teilen, wohingegen nur 9 Prozent von ihnen dasselbe Ma� an Vertrauen gegen�ber ihren F�hrungskr�ften haben. Nur 16 Prozent der Frauen und Angestellten aus ethnischen Minderheiten sehen sich in Tech-Teams ausreichend repr�sentiert. Dar�ber hinaus ist in IT- bzw. Tech-Teams nur jede f�nfte Person weiblich und jede sechste entstammt einer ethnischen Minderheit. Wenn es um Karrierechancen geht, zeigt sich f�r beide Gruppen eine Schieflage. Schwarze[1] Team-Mitglieder im Tech-Bereich etwa denken mit gro�er Mehrheit nicht, dass sie gleichwertige Aufstiegsm�glichkeit erhalten - nur 22 Prozent von ihnen halten dies f�r gegeben.

Bei Organisationen mit einer fortgeschritten inklusiven Kultur ist die Diskrepanz in der Einsch�tzung der Inklusionsprozesse und -ma�nahmen zwischen F�hrungskr�ften auf der einen Seite und Frauen sowie Mitarbeitenden aus ethnischen Minderheiten in Tech-Funktionen auf der anderen Seite kleiner. Dies trifft auch hinsichtlich der Frage zu, ob Frauen und Mitarbeitende aus ethnischen Minderheiten den gleichen Zugang zu Personalressourcen, Mitarbeitergruppen und der HR-Abteilung haben wie andere Besch�ftigte mit nicht-diversem Hintergrund.

Konsumenten bemerken technologiebasierte Diskriminierung

Diskriminierende Technologien begegnen Konsumenten aufgrund unzureichender Umsetzung von Diversit�t und Inklusivit�t in den Tech-Teams globaler Unternehmen. Im Bereich der Finanzdienstleistung beispielsweise glauben durchschnittlich 50 Prozent der Angeh�rigen ethnischer Minderheiten, dass ihnen online ein niedrigerer Kredit bei bestimmten Bankprodukten angeboten wurde - gegen�ber nur 28 Prozent bei Personen ohne einen solchen Hintergrund. Im Bereich der Gesundheitsversorgung glauben 43 Prozent der Frauen und der Personen aus ethnischen Minorit�tsgruppen, dass sie auf medizinische Versorgungsangebote in erstklassigen Einrichtungen oder solche, die �ber sehr spezialisierte Leistungen verf�gen, nicht aufmerksam gemacht wurden.

Infolgedessen sorgen Konsumenten sich �ber diskriminierende Technologien. Sie achten zunehmend darauf, wie ihre Daten verwendet werden und wie sich dies negativ auf sie auswirken k�nnte. So geben beispielsweise zwei Drittel (66 Prozent) der Verbraucher aus ethnischen Minorit�ten an, dar�ber beunruhigt zu sein, dass ihre pers�nlichen Daten verwendet werden k�nnten, um ihre beruflichen Chancen zu beeintr�chtigen.

Die Studienautoren heben hervor, dass Organisationen mit diversen und inklusiven Tech-Teams mit viermal h�herer Wahrscheinlichkeit inklusive Produkte hervorbringen. Unternehmen m�ssen daher eine effektive Inklusionsstrategie entwickeln, die �ber Aufkl�rung und Sensibilisierung auf den h�chsten F�hrungsebenen hinausgeht, so die Studie. Sie sind gefordert, verschiedene Prozesse, Leitlinien und Wertesysteme zu F�rderung von Inklusion einzusetzen. Dazu geh�ren Richtlinien zu Diversit�t und gegen Bel�stigung sowie ein klarer Inklusionsauftrag f�r Technologie-Teams. F�hrungskr�fte m�ssen in diesem Bereich sicherstellen, dass Frauen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus ethnischen Minderheiten Chancengleichheit bei Karriereentwicklung, Aufstieg und Einfluss auf die Produktentwicklung erhalten. Zugleich m�ssen sie die technischen und datenbezogenen Grundlagen zur Messung, �berwachung und Verbesserung der Inklusionsergebnisse schaffen. Fairness gilt es auch bei der �berpr�fung und Korrektur von algorithmischen Verzerrungen in KI-Systemen zu gew�hrleisten. Und schlie�lich sollten Unternehmen unterschiedliche Nutzer in den Mittelpunkt ihrer Prozesse f�r Design, Entwicklung und Einf�hrung von Produkten stellen.

Wie man einer K�nstlichen Intelligenz den Rassismus austreibt, hat iBusiness in der Analyse Sexistische Bots, rassistische KI untersucht.

Bild: Michael Poganiatz

Joachim Graf (ibusiness.de)

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