Für den Digital-Report 2020
gaben im November 2019 rund 5.000 deutsche Non-Profit-Organisationen (NPO) Auskunft darüber, welche IT-Investitionen sie planen und in welchen digitalen Zukunftstechnologien sie die größten Potentiale sehen. Die Studie wurde initiiert und herausgegeben von Haus des Stiftens
und gefördert vom Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat. Wissenschaftliche Leitung: Lehrstuhl für Corporate Social Responsibility der Universität Mannheim.
Der Non-Profit-Sektor trägt mit 3,7 Millionen Beschäftigten 4,1 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei - so viel wie die deutsche Autoindustrie. Bei der Digitalisierung hinkt der gemeinnützige Sektor aber noch hinterher, plant aber deutliche Investionen in diesem Bereich. Aktuell betreiben
- 96 Prozent aller NPOs eine eigene Website.
- 85 Prozent nutzen Anti-Viren-Software
- 74 Prozent nutzen Lösungen für die Mitgliederverwaltung
- 65 Prozent setzen webbasierte E-Maildienste ein
- Auch Speziallösungen für die Generierung von Spenden sind im Einsatz, wenn auch deutlich seltener: Tools für Crowdfunding nutzen 14 Prozent, Fundraising-Software nur 11 Prozent der NPOs.
2020 wollen 4 von 10 der befragten Non-Profit-Organisationen (38 Prozent) ihr IT-Budget erhöhen, drei Viertel streben Investitionen in Software-Lösungen an. 11 Prozent davon planen sogar hohe oder sehr hohe Investitionen. 46 Prozent der Organisationen beabsichtigen außerdem, IT-Schulungen zu finanzieren. Ein Drittel der Organisationen wollen in externe Dienstleister und Personal investieren.
Potential von Zukunftstechnologien
Der Non-Profit-Sektor nutzt zunehmend Zukunftstechnologien wie künstliche Intelligenz, Cloud-Computing oder Virtual Reality. Derzeit hat etwa jede dritte (34 Prozent) NPO mindestens eine dieser Technologien im Einsatz. Das größte Potential haben in den Augen der Studienteilnehmer:
- Cloud-Computing (41 Prozent)
- Virtual Reality/Augmented Reality (15 Prozent)
- Künstliche Intelligenz (12 Prozent)
- 3D-Druck und Internet of Things (jeweils 11 Prozent)
- Chatbots (8 Prozent)
- Blockchain (4 Prozent)
Besonders groß ist das Vertrauen in Cloud-Lösungen - 61 Prozent der befragten NPOs nutzen sie. Aktuell setzen 9 von 10 Organisationen Cloud-Lösungen für das Teilen von Dokumenten ein, 59 Prozent für die Datensicherung und 45 Prozent nutzen cloudbasierte E-Mail-Programme. Bis Ende 2021 wollen NPOs massiv in diese Technologie investieren. Entsprechend prognostizieren die befragten NPOs einen deutlichen Rückgang von On-Premise-Lösungen: Aktuell werden sie noch von knapp der Hälfte der Organisationen genutzt. Bis Ende 2021 wird sich der Anteil auf 24 Prozent halbieren.
Das Potential von Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) sowie Künstlicher Intelligenz (KI) wird aktuell noch zurückhaltend eingeschätzt. Vereinzelt sind sie bereits im Einsatz, vor allem bei sogenannten Social Start-ups, da diese einen überdurchschnittlichen digitalen Reifegrad besitzen. Die Initiatoren des Digital-Report 2020 rechnen damit, dass die Nachfrage nach Lösungen rund um VR, AR und KI in den nächsten drei bis fünf Jahren stark zunehmen wird.
Best Practices: So nutzen Social Start-ups die Zukunftstechnologien
Neben klassischen Non-Profits wie Vereinen und Stiftungen gibt es immer mehr Social Start-ups, die wie klassische Start-ups aufgebaut, aber nicht gewinnorientiert sind. Laut dem Report steht bei elf Prozent der Social Start-ups eine digitale Anwendung im Zentrum ihrer Aktivitäten oder bildet sogar den Startpunkt ihrer Gründung.
Ein Beispiel dafür ist
Circular Tree
aus Berlin: Das Social Start-up nutzt die Vorteile der Blockchain-Technologie, um damit Arbeitsbedingungen, Umweltstandards und den CO2-Fußabdruck über die gesamte Wertschöpfungskette eines Produkts nachzuverfolgen und zu verbessern. Künstliche Intelligenz ist die Technologie der Wahl von
Apic.ai
: Das Social Start-up aus Karlsruhe setzt sich für Biodiversität und gegen das Bienen- und Insektensterben ein. Das
Deutsche Rote Kreuz Herford-Stadt e.V.
nutzt im Rahmen des Projekts "Day Care Tech" Virtual-Reality-Technologien, um für Menschen mit Behinderungen Teilhabe und virtuelle Barrierefreiheit zu schaffen.