02.04.2014 - Geht es beim klassischen E-Commerce um Produkte, Sortimente und Preise, so spielen beim Social-Shopping der Mensch als Käufer sowie der Austausch mit anderen eine entscheidende Rolle. Dem US-Trend folgend erkennen auch immer mehr deutsche Plattformen die Relevanz des Themas.
"Social Shopping bedeutet, die sozialen Shopping-Technologien zu nutzen, um Usern zu helfen, ,intelligent` einzukaufen und deren Kauferlebnis zu bereichern", sagt Dr. Paul Marsden, Digitalstratege bei der Syzygy Group. Was im Bereich Social Shopping funktioniert und was nicht, untersuchte man bei Syzygy innerhalb einer drei Jahre dauernden Studie. Zu den Social-Shopping-Technologien zählt er Ratings und Erfahrungsberichte sowie so genannte Social Recommender Software, (etwa bei Amazon: "Leute die dieses Produkt gekauft haben, kauften auch ..."), Gruppenkäufe wie bei Groupon und Instore- sowie Online-eingebundene Social-Media-Features. [f1][b]Trends setzen und inspirieren[/b]Um Social-Shopping auch hierzulande in den Fokus der User zu rücken, launchte Ebay jüngst "Ebay-Kollektionen". Aus den angebotenen Artikeln des Online-Marktplatzes sollen Nutzer eine eigene Kollektion, ähnlich einer Foto-Collage bei Pinterest, zusammenstellen können und diese unter anderem über soziale Netzwerke teilen. Auf der amerikanischen Plattform gibt es die Kollektionen bereits seit Oktober 2013. Mit Erfolg: Ebay zufolge wurde hier erst kürzlich die Marke von einer Million erstellter Kollektionen erreicht.
"Echtes Social Shopping bedeutet für uns, dass ein Artikel mehr wird als ein gesichtsloses Massenprodukt. Der Käufer verbindet es mit Personen, Erlebnissen und Meinungen", sagt Martin Huber, Mitgründer und Marketingverantwortlicher bei Kleiderkreisel. Beim Online-Flohmarkt, der 2009 als deutsches Pendant zu einer litauischen Plattform startete, präsentieren die User (mittlerweile rund 1,6 Millionen) ihre Sachen selbst, tauschen sich in Foren über Themen wie Mode, Kultur und Styling aus. "Wir entwickeln Änderungen des Portals von und mit der Community, ohne starre Regeln und Verbote", so Huber. [f2][b]Facebook-Like-Buttons reichen nicht[/b]Vor Kurzem startete man neue Social-Funktionen. Push-Mitteilungen auf dem Smartphone sollen User zum Beispiel darüber informieren, ob eines ihrer Lieblingsteile reduziert worden ist. Zudem können sich User die Kleiderkreisel-Startoberfläche künftig nach ihren persönlichen Vorgaben, (beispielsweise das Anzeigen einer bestimmten Kleidergröße) anpassen. "Es ist sehr wichtig, seine Zielgruppe zu kennen, ihre Sprache zu sprechen, die passenden Marketingkanäle zu wählen und Themen aus der Community authentisch zu präsentieren." Viele Unternehmen seien, Huber zufolge, offenbar noch der Ansicht, dass es reiche, möglichst viele Facebook-Like-Buttons auf der Website zu integrieren. "Social Shopping soll sich nicht auf externe Social-Media-Kanäle fokussieren, sondern mit der eigenen Unternehmensstrategie und den eigenen Produkten beginnen", so Huber. "Unsere Mission ist es, eine alternative Konsumform in Deutschland zu etablieren und Secondhand zur ersten Wahl zu machen."
[b]Social-Shopping im Stationärhandel[/b]Auch Dr. Paul Marsden ist der Meinung, dass sich User nicht in sozialen Netzwerken tummeln, um zu shoppen, und hält Versuche, Social Media in ein Einkaufserlebnis zu wandeln, für wenig nützlich. Social-Media-Elemente beim Online-Einkauf anzubieten, die das Shopping-Erlebnis bereichern könnten, sei hingegen durchaus sinnvoll. Als größten Trend sieht Marsden die Bereitstellung von Social-Shopping-Funktionen in stationären Läden, die gewöhnlich über das Smartphone genutzt werden könnten. Dazu gehörten schon jetzt, in ausgewählten Läden wie etwa den Apple-Stores, das Scannen von Produkten und anschließend auf dem Smartphone erscheinende Käuferbewertungen zum Produkt. "Inspiriert bin ich auch von Social Shopping Sites aus China, die nach dem Prinzip des ,Team Buying` laufen", so Marsden. Diese Seiten erlaubten es, dass sich mehrere Shopper zusammentun, um dem Händler als Gruppe Preisvorschläge zu machen und dann von einem Preisnachlass zu profitieren. "Ich kann mir vorstellen, dass dieses Modell auch bald in Deutschland von großen Discount-Händlern angenommen wird", so Marsden. (jh)
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