MSBK,TEAM: "Wir werden Meilensteine setzen...&quot

20.10.1998 - Zum 1. Januar 1998 wurde die Fusion der BBDO-Tochter TEAM Direct mit M-S-B+K offiziell bekanntgegeben.

Christian Meyer und Dr. Dieter Zorn sind gemeinsam mit Michael Warsönke, Jens Konerding und Gudrun Blum Gesellschafter und Geschäftsführer der MSBK, TEAM. Die fünf halten zusammen 52,5 Prozent an der Agentur, der Rest liegt bei BBDO in Düsseldorf.

Sowohl TEAM Direct als auch M-S-B+K waren renommierte Hamburger Agenturen. Schnell wurde in der Branche kolportiert, daß ein solcher Merger nicht werde gutgehen können. Rund 10 Monate später ziehen Ex-Team-Chef Dr. Dieter Zorn und das "M" aus M-S-B+K, Christian Meyer, erstmals Bilanz.

Dr. Dieter Zorn: Um es gleich vorwegzunehmen: Herr Meyer und ich verstehen uns ausgezeichnet. Herr Meyer hat mir heute morgen sogar schon Brownies gebacken.

Christian Meyer: Wir beide müssen ja mit aktiven Handlungen beweisen, daß wir uns mögen. Das glaubt ja keiner ...

Zorn: Herr Meyer ist lammfromm!

Meyer: Vielleicht liegt es an den Betablockern - ich muß da mal die Marke wechseln.

OtO: Wie ist denn der Stand der Dinge bei MSBK,TEAM?

Meyer: Geplant war eigentlich, daß wir dieses Jahr nutzen, um alle Dinge grundsätzlich zu regeln - das haben wir schon zum 30.6. geschafft. Wir werden unsere Position quantitativ und qualitativ weiter ausbauen. Wir werden Meilensteine setzen und schon auf der DIMA zeigen, was im Dialogmarketing state of the art ist.

Zorn: Wir haben übrigens beim Merger keinen Kunden verloren.

OtO: Und Mitarbeiter?

Meyer: Wir hatten natürlich zwei unterschiedlich gewachsene Personalstrukturen, und da hat es Mitarbeiter gegeben, die durch die zielstrebige Verunsicherung der Headhunter gegangen sind.

OtO: Wie viele sind es denn inzwischen?

Meyer: 138 Mitarbeiter. Ich hatte erst ein Problem mit der Größe, damit, daß ich plötzlich nicht mehr alle Mitarbeiter kannte.

Zorn: Das ging mir ganz genau so. Man denkt erst: Oh, Gott, jetzt wird der Laden unführbar. Wir sind aber schnell darüber hinweggekommen, weil die Jungs und Mädels von M-S-B+K laufend Frühstücke veranstalten, was es bei uns früher nicht gab. Und so haben sich zwei Kulturen vermischt, und das Beste von beiden Kulturen ist übriggeblieben - und zwar ohne Streß.

OtO: Haben Sie aufgrund der Größe neue Hierarchien etabliert?

Meyer: Wir haben zum 1. Juli ein Unitsystem eingeführt mit vier Units, die dreißig bis vierzig Mitarbeiter umfassen. Das hat der Agentur einen ganz starken Schub gegeben. Die Units werden 99 in eigenständige Einheiten umgewandelt.

OtO: In selbständige GmbHs?

Meyer: Ja, denn man kann ja nicht Leute zu Unternehmern erziehen und als Sklaven halten. Das paßt nicht zusammen. Zorn: Man kann Agenturen, die größer als 50 Leute sind, wohl gar nicht mehr anders führen. Sonst hat man automatisch das Problem, daß sich die guten Leute abspalten.

OtO: Also delegieren Sie jetzt Verantwortung?

Meyer: Ja, ganz konsequent. Jetzt müssen wir als oberste Total Quality Manager darüber wachen, daß auch die Qualität noch stimmt.

OtO: Mit dem Tagesgeschäft sind Sie nicht mehr befaßt? Meyer: Klar, wir sind doch hier die Intern Chiefs, die Presidents, die Wellcome Uncle!

Zorn: Aus dem Tagesgeschäft kann man sich gar nicht zurückziehen. Wer das täte, würde seine Funktion in einer Agentur total verkennen.

OtO: Wie sieht die Positionierung von MSBK,TEAM aus?

Meyer: Für uns standen erst einmal unsere Kunden im Vordergrund. Aber wir kommen jetzt dazu, daß wir uns fragen: Wie halten wir unsere Top-Position, wie bauen wir sie weiter aus, durch was bauen wir sie aus? Ich denke, wir haben da sehr interessante Felder gefunden, die wir schnell und professionell besetzen können. Ich nenne da mal ein Beispiel: Die Versender, die ja als Erfinder der Direktwerbung gesehen werden, wissen immer noch nicht, warum Kunden im November weiße Socken kaufen, und schicken 27 Spezialkataloge und zwei Hauptkataloge. Der Kunde kauft trotzdem jedesmal weiße Socken. Genau an dieser Frage arbeiten wir: die entscheidungsrelevanten Dinge eines Kunden zu wissen und dann den Bedürfnissen zuvorzukommen. Wir werden viel Geld investieren, um da mit Forschung und validen Daten heranzugehen.

OtO: Kommen wir zu ihrem Network BBDO: Reden die Düsseldorfer Ihnen ins Geschäft?

Zorn: Nein. Ich glaube, daß die Kollegen von Ex-M-S-B+K festgestellt haben, daß ein Network wie BBDO anders tickt als eine unabhängige Einzelagentur. Da gibt es natürlich vieles zu reporten, aber manches hilft auch. So ist insbesondere das BBDO-Controlling ein perfektes System, das jede Zahl innerhalb kürzester Zeit auf den Tisch liefert. Kleine Agenturen müssen sich das mühsam aufbauen. Außerdem ist BBDO ein sehr freiheitlich geführtes Network.

Meyer: Deswegen sind wir überhaupt zu BBDO gegangen. BBDO läßt uns unternehmerische Freiheit. Das ist der entscheidende Vorteil dieses Networks.

OtO: Das Fazit lautet: Sie beide bereuen den Merger nicht?

Zorn: Aber nein. Ich bereue nichts!

Meyer: Ich würde sagen, die Freude hält an, oder besser: Sie steigert sich noch.

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