Digitalisierung

Unterricht: Kinder sollten schon in der Grundschule digital lernen

09.09.2022 - Eine Umfrage zeigt: Rund 46 Prozent der Befragten befürworten Förderung digitaler Kompetenzen bereits ab der Grundschule. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung über digitale Bildung ist in Bayern (25,3 Prozent) und Baden-Württemberg (28 Prozenten) besonders hoch.

von Dominik Grollmann

Das neue Schuljahr hat deutschlandweit begonnen, in Bayern und Baden-Württemberg enden die Sommerferien in dieser Woche. Im Unterricht sind digitale Kompetenzen so gefragt wie nie. Laut einer aktuellen repräsentativen Bevölkerungsumfrage vom Verband der Internetwirtschaft Eco   und dem Markt- und Meinungsforschungsunternehmen Civey   fordern 64,2 Prozent der Befragten, dass Kinder bereits in der Schule lernen, wie sie Mobbing und Hass im Netz begegnen können. Einen sicheren Umgang mit dem Internet und erste Datenschutzkenntnisse halten 58,7 Prozent der Befragten für relevant. Auch der Zusammenhang zwischen den Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit sei ein relevantes Thema, das bereits in der Schule behandelt werden müsse. Rund ein Drittel der Befragten spricht sich dafür aus, dass dieser Zusammenhang vermehrt in den Fokus des Lehrplans gestellt wird.

Einen besonderen Stellenwert schreiben die Befragten dabei dem Schulfach Informatik zu: Über drei Viertel (77,2 Prozent) der Deutschen fordern Informatik als Pflichtfach in Deutschland. Wie Kinder und Jugendliche auf die digitale Welt vorbereitet und in Informatik unterrichtet werden, ist aktuell von Bundesland zu Bundesland sehr verschieden. Bisher wird Informatik nur in Mecklenburg-Vorpommern flächendeckend ab Klasse 5 als Pflichtfach unterrichtet. In Bayern steht es ebenfalls ab der 5. Klasse als Pflichtfach auf dem Lehrplan, allerdings nicht in allen Schulformen durchgehend. In Baden-Württemberg gibt es den "Basiskurs Medienbildung" ab der 5. Klasse, Informatik wird erst in der 7. Klasse zum Pflichtfach.

Einem Großteil der Deutschen ist dies zu spät

Rund 46 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Kinder bereits zwischen dem sechsten und zehnten Lebensjahr an die Nutzung digitaler Geräte und Dienste zum Spielen und Lernen herangeführt werden sollten. Ein Viertel der Befragten (24,6 Prozent) würde Kindern sogar schon zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr digitale Kompetenzen vermitteln.



"Die Digitalisierung wird auch in den kommenden Jahrzehnten unsere Gesellschaft sowie unsere Wirtschaft entscheidend prägen und vor allem verändern. Digitale Kompetenzen führen zu Innovationsstärke und sind daher essenzielle Erfolgsfaktoren sowohl für den beruflichen Erfolg jeder und jedes Einzelnen, als auch für die digitale Souveränität und die Wettbewerbsfähigkeit des Digital- und Wirtschaftsstandorts Deutschland", sagt eco Geschäftsführer Alexander Rabe . Der Zugang zu digitaler Bildung in allen Stufen des Bildungssystems und während aller Phasen des Bildungsweges sei daher eine grundlegende Voraussetzung für eine erfolgreiche Digitalisierung der Gesamtwirtschaft, so Rabe weiter. "Dem bereits jetzt herrschenden Fachkräftemangel, den viele unserer Mitgliedsunternehmen, aber auch Anwenderindustrien im ITK-Bereich beklagen, können wir nur entgegenwirken, indem wir Schülerinnen und Schülern möglichst frühzeitig in altersgerechter Weise für das Thema Digitalisierung begeistern und Grundlagen der Digitalisierung vermitteln."

Digitale Bildung als politische Aufgabe

Insbesondere während der Lockdowns infolge der Covid-19-Pandemie hat sich gezeigt, dass das deutsche Bildungssystem in Sachen Digitalisierung schlecht aufgestellt ist. Das seit der Regierungsbildung im April 2022 von Eco gemeinsam mit Civey erhobene digitalpolitische Meinungsbarometer zeigt, dass das Thema digitale Bildung auch aktuell für viele Deutschen weit oben auf die politische Agenda der Bundesregierung gehört. Aktuell halten rund 27,6 Prozent der Befragten digitale Bildung für eins der drängendsten politischen Themen, mit dem sich die Bundesregierung befassen muss.

Im Süden Deutschlands sind die Werte sehr hoch: In Bayern (25,3 Prozent) und in Baden-Württemberg (28 Prozenten) denkt rund ein Viertel der Befragten, dass die digitale Bildung im Land verbessert werden muss.

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