Pünktlich zum internationalen Frauentag beeilen sich die PR-Abteilungen der Unternehmen, sich als besonders frauenfreundlich darzustellen. Unsere Auswertung von über 14.000 Pressemitteilungen, die die Redaktionen des HighText-Verlags im Jahr 2022 bisher erreicht haben, zeigt allerdings: Das ist ein kommunikatives Strohfeuer. Genauer: Ein kommunikatives Kurzglimmen. Ein Ultrakurzglimmen, wenn man genauer hinschaut:
14.181 Betreffzeilen von Pressemitteilungen haben wir ausgewertet, die uns vom 1. Januar bis zum 7. März 2022 auf den Redaktions-EMailaccounts von ONEtoONE, iBusiness und Versandhausberater erreicht haben. Dabei haben wir nach Begriffen gesucht, die daraus schliessen lassen, dass es sich um ein spezielles Frauenthema handelt, das kommuniziert werden sollte. Also "Frau", "Women", "Female", "weiblich" oder ähnliches, wobei wir Nicht-weibliche Begrifflichkeiten ("Fraunhofer Institut") ausgefiltert haben.
Ergebnis: Lediglich 101 Pressemitteilungen, die unsere Redaktionen erreichten, beschäftigten sich mit weiblichen Themen - ein Anteil von 0,7 Prozent. Die knappe Hälfte davon - ein stolzes drittel Prozent - wurde in der Woche vor dem internationalen Frauentag verschickt, beziehungsweise drehte sich ordinär um den Frauentag am 8. März. Immerhin: Das entspricht in etwa der Zahl von Pressemitteilungen, die uns 2022 mit dem EMail-Betreff "Valentinstag" erreicht haben (und dreimal so viele wie die, die sich mit dem Thema Diversität auseinandersetzen).
Zum Vergleich: Wenn man knapp 800.000 Pressemitteilungen auf dem Portal der DPA-Tochter
Presseportal
nach Frauen-Stichworten auswertet, findet man in 5,3 Prozent des Volltextes aller Beiträge passende Wörter - von Mode-PR bis Frauenzeitungen. Die Männer können hier immerhin explizit auf einen Wert von 6,9 Prozent.
Vermutlich sind bei den (überwiegend weiblichen) MitarbeiterInnen in PR-Agenturen und den (überwiegend männlichen) Auftraggebern in der Industrie die Frauen immer irgendwie mitgemeint.