Künstliche Intelligenz

Zwei Drittel der Freelancer nutzen KI-Tools wie ChatGPT

01.03.2023 - Der KI-Chatbot ChatGPT der von Microsoft und Elon Musk finanzierten Stiftung OpenAI kann seit November 2022 kostenlos von der Öffentlichkeit getestet werden. FreelancerInnen haben von dieser Möglichkeit bereits stark Gebrauch gemacht: Zwei Drittel nutzen beruflich aktiv Tools und Software, die auf Künstlicher Intelligenz beruhen. Um die Zukunft ihrer Jobs sorgen sich dabei die wenigsten.

von Frauke Schobelt

Wie KI-Tools auf dem freien Projektmarkt genutzt werden, hat die Projektplattform Freelancermap   untersucht. Insgesamt 854 FreelancerInnen und 142 Projektanbieter wurden dafür im Januar befragt.

Ergebnisse für den deutschen Markt:

  • Ein Drittel der befragten FreelancerInnen nutzt im beruflichen Kontext gelegentlich KI-Anwendungen, ein weiteres Drittel sogar oft bis sehr oft. Der überwiegende Teil der freiberuflichen NutzerInnen künstlicher Intelligenz macht Gebrauch von ChatGPT. Zum Vergleich: Nur 17 Prozent der befragten Projektanbieter geben an, überhaupt KI-Tools und Software zu verwenden.
  • Den größten Nutzen ziehen FreelancerInnen aus den neuen Möglichkeiten der Informationssuche. Mehr als die Hälfte von ihnen benutzt die KI-Anwendungen zu Recherchezwecken. Die großen Suchmaschinen reagieren auf diese Entwicklung und integrieren auf natürliche Sprache trainierte KI-Modelle wie ChatGPT (Bing) und Bard (Google).
  • Freiberufler nutzen die Potenziale der künstlichen Intelligenz aber auch, um beispielsweise Texte zu erstellen oder Themen brainstormen zu lassen. Auch die Möglichkeiten, Bilder und Videos zu kreieren sowie Code zu entwickeln oder prüfen zu lassen, werden bereits von ihnen ausgelotet.
  • Ein Drittel der befragten Freiberufler sieht im Bereich Entwicklung, Tech und Data die größten Potenziale durch KI, gefolgt vom Marketing- und Kommunikationsbereich. Das liegt nahe, denn künstliche Intelligenz ist einerseits besonders gut darin, Zahlen mit relativer Genauigkeit zu berechnen und anderseits textbasierte Daten gut zu lesen, zu schreiben und zu verstehen.
  • Dass freie ExpertInnen allerdings künftig in gewissen Bereichen von KI-Tools ersetzt würden, davon geht weniger als ein Drittel der Befragten aus.

Größter Gewinn durch mehr Produktivität

FreelancerInnen erwarten durch KI-Fortschritte eine Verbesserung der Effizienz und Automatisierung von Prozessen. Solo-Selbstständige können diese Produktivitätsgewinne meist unmittelbarer in bessere Verdienstmöglichkeiten ummünzen als Angestellte. "Insbesondere wenn Freelancer pro Projekt statt pro Stunde abrechnen, profitieren sie direkt von den Effizienzgewinnen, die die KI-Tools ermöglichen. Wer zu den Ersten gehört, die sich der neuen Technologie öffnen, kann Projekte in spürbar kürzerer Zeit als die Konkurrenz abschließen", sagt Thomas Maas , Geschäftsführer von Freelancermap und Herausgeber der Umfrage.

Voraussetzung dafür ist, dass die NutzerInnen Fragen, sogenannte Prompts, präzise eingeben. Wie ein guter Prompt aus Perspektive eines IT-Freelancers aussieht, erklärt ChatGPT auch gerne selber: "Beschreibe die Vorteile und Herausforderungen des Einsatzes von Cloud-Technologien bei der Entwicklung von Anwendungen und zeige, wie IT-Freelancer diese bewältigen können", antwortet das künstliche neuronale Netz über das Chatfenster.

Fehleranfälligkeit mit Medienkompetenz begegnen

In vielen Beispielen liegt ChatGPT richtig. Die Annahme, dass die Maschine immer Recht hat, ist laut Freelancermap jedoch gefährlich. Wer das Sprachmodell zu einem Gebiet befragt, auf dem er sich nicht auskennt, kann nur schwer beurteilen, wie gut oder schlecht die Antwort ausfällt. Die Fehleranfälligkeit der künstlichen Intelligenz wertet ein Viertel der FreelancerInnen als ihr größter Nachteil. "Das macht eine neue Form der Medienkompetenz nötig", betont Maas.

Fazit: Chancen für Solo-Selbständige überwiegen

Die Zahl der KI-Tools wächst rasant. Bei der Nutzung sind Freiberufler den Projektanbietern voraus. Es entstehen neue Verdienstmöglichkeiten für FreelancerInnen, die einerseits früh Effizienzgewinne nutzen, als Pioniere zur künstlichen Intelligenz beraten und selbst in der Entwicklung tätig werden können. Von ebendieser ersetzt zu werden, fürchten da nur wenige. Auch Projektanbieter glauben das nicht.

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