Covid-Erkenntnis: Video-Meetings schlechter f�r geistige Gesundheit als SMS und Mail

Bild: Midjourney/Sebastian Halm

14.07.2023 - Klassische digitale Kan�le wie SMS oder Mail werden von Kommunizierenden als wesentlich weniger stressig erlebt und sind nachhaltiger f�r die geistige Gesundheit als Video-Schalten.

von Sebastian Halm

W�hrend der COVID-19-bedingten Lockdowns war die pers�nliche Kommunikation von Angesicht zu Angesicht von wesentlich gr��erer Bedeutung f�r die geistige Gesundheit als digitale Kommunikations-Alternativen. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Karl Landsteiner Privatuniversit�t f�r Gesundheitswissenschaften in Krems (KL Krems). Bei den digitalen Alternativen wiederum hatte die Textkommunikation (Mail, SMS, WhatsApp) �berraschenderweise st�rkere positive Wirkung auf das psychische Wohlbefinden als die popul�ren Videokonferenzen. Ver�ffentlicht wurden die Ergebnisse der Studie vor kurzem in Scientific Reports, einem Journal des Nature Portfolios.

W�hrend der COVID-bedingten Lockdowns wurde weltweit zur Aufrechterhaltung sozialer Kontakte aufgerufen ? wobei physische Distanz (social distancing) zu wahren sei. Viele Einzelpersonen, Firmen und Organisationen wie Schulen folgten diesen Aufrufen und intensivierten drastisch in die Nutzung digitaler Kommunikationswege. Inwieweit diese Alternativen jedoch die pers�nliche Kommunikation von Angesicht zu Angesicht ersetzen k�nnen, wenn es um das psychische Wohlbefinden geht, blieb bisher unklar. Nun hat eine international beachtete Studie der KL Krems interessante Daten zur Kl�rung dieser Frage ver�ffentlicht.

Rezept f�r geistige Gesundheit

"Die Ergebnisse unserer umfassenden Studie sind eindeutig?, erl�utert Dr. Willinger, Forscher des Fachbereichs f�r Psychologische Methodenlehre der KL Krems: "Pers�nliche zwischenmenschliche Kontakte waren w�hrend des Lockdowns sehr f�rderlich f�r das geistige Wohlbefinden.? Tats�chlich zeigen die Ergebnisse, dass die geistige Gesundheit ma�geblich vom Ausma� der pers�nlichen Kommunikation in Pr�senz beeinflusst wurde. Dieser Einfluss war so stark, dass die Bedeutung der Face-to-Face-Kommunikation sogar f�r einzelne Tage mit �berdurchschnittlich viel pers�nlichem Kontakt nachgewiesen werden konnte. "Es ging den Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern psychisch einfach an jenen Tagen besser, an denen sie mehr pers�nliche Gespr�che von Angesicht zu Angesicht f�hrten."
Die w�hrend der Pandemie erfolgte Datenerhebung lieferte laufend Informationen �ber die Kontaktaktivit�ten und �ber das psychische Wohlbefinden von �ber 400 Personen aus mehreren L�ndern. Zus�tzlich wurde das Ausma� und die Art weiterer T�tigkeiten (wie Sport) sowie Geschlecht, Alter, Nationalit�t oder Beziehungsstatus erhoben. So kamen an die 10.000 Datens�tze zusammen, die anschlie�end mittels komplexer statistischer Auswertungen analysiert wurden.

In �berraschender Klarheit stellten sich die pers�nlichen zwischenmenschlichen Kontakte als eindeutig wichtigster Faktor f�r das geistige Wohlbefinden dar. Selbst physische Aktivit�ten oder Zeit, die an der frischen Luft verbracht wurde, konnte deren Bedeutung nicht erreichen. Auch bei digitaler Textkommunikation oder Video-Chats waren diese positiven Effekte auf die geistige Gesundheit deutlich geringer ausgepr�gt als bei der pers�nlichen Kommunikation.

SMS und Mail schlagen Video-Konferenzen

Das Forschungsteam erlebte jedoch eine weitere �berraschung, als es die Bedeutung der unterschiedlichen digitalen Kommunikationswege miteinander verglich. Intuitiv hatte man vermutet, dass die mit Mimik, Gestik und Augenkontakten angereicherten Videokonferenzen besser f�r das Gem�t waren als das Tippen auf Tastaturen, um Textbotschaften zu schicken. Doch zeigte sich genau das Gegenteil. Dazu Dr. Willinger: "Mittels eines speziellen statistischen Modells konnten wir zeigen, dass Mails, SMS oder WhatsApp f�r das geistige Wohlbefinden der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer besser waren als Video-Chats und -konferenzen."
Tats�chlich passt dieses unerwartete Ergebnis zu brandaktuellen vergleichbaren Auswertungen und zu Einzelfallberichten. So wird derzeit in der Fachwelt �ber die sogenannte "Zoom Fatigue", also die Ersch�pfung durch Videokonferenzen, diskutiert. Als m�gliche Ursachen vermutet man Anspannung �ber das eigene Aussehen bei der �bertragung, ungew�hnlich lange Augenkontakte, �berdimensionierte Gesichtsbilder dank gro�er Monitore, Kamerapositionen, die einen einsch�chternden Blickwinkel von oben herab schaffen oder kognitive Probleme durch technische Verz�gerungen bei der Ton-Bild-Synchronit�t.

F�r das Team stellt sich zum Ende seiner aktuellen Arbeit die Frage, ob zuk�nftige weiterentwickelte Internettechnologien es schaffen werden, digitale Kommunikation so umzusetzen, dass sie die jetzt best�tigten positiven Wirkungen pers�nlicher Kommunikation in Pr�senz ersetzen k�nnen. Denn, so ihre Studie, bis jetzt unterst�tzt das pers�nliche Miteinander das mentale Wohlbefinden immer noch am meisten.

Bild: Miriam Hennig

Miriam Hennig (REWE Markt GmbH)

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