BVDW

"Wir stehen im Digitalisierungs-Markt vor großen Veränderungen"

30.11.2021 - Sven Bornemann leitet interimistisch die Geschäfte des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW). Mit ONEtoONE sprach er über künftige Aufgaben und Pläne.

von Christina Rose

Herr Bornemann, herzlichen Glückwunsch zum neuen Amt!
Danke. Das ist eine temporäre Rolle, die ich damit besetze. Ich bin beim Verband schon seit 20 Jahren Mitglied und freue mich sehr, dass mich das neue Präsidium gefragt hat, ob ich diese Aufgabe übernehmen möchte. Ich habe mit dem bisherigen Geschäftsführer Marco Junk, der Ende Oktober ausgeschieden ist, noch eine Übergabe gemacht, so dass ich möglichst schnell in die Themen einsteigen kann.

Was sind denn die Themen?
Unser Augenmerk liegt auf den regulatorischen und technischen Veränderungen, die im Markt stattfinden. Daneben werfen Themen wie Digitalisierung und New Work viele grundsätzliche Fragen auf, die sich Unternehmen stellen. Das sind viele prozeduale Fragen, bei denen man als Verband helfen kann - angefangen bei: Was passiert an der Gesetzesfront? Welche technischen Dinge finden da statt? Hier versuchen wir einen Überblick zu geben. Deswegen gibt es von den verschiedenen Gremien Leitfäden. Hier kann man sicher auch immer noch mehr und Besseres machen.

Wir sehen auch, dass es bei den Mitgliedern zunehmend Fragen zu solchen Themen gibt. Wir überlegen hier auch, neue Services zur Verfügung zu stellen. Dazu stehen wir im Austausch mit den Mitgliedern um herauszufinden, was hier sinnvoll ist. Es geht darum, mehr Informationen, schneller und besser handhabbar zur Verfügung zu stellen.

Ihre Aufgabe ist außerdem, den "Auftritt des BVDW zu modernisieren". Sollte ein Digitalverband nicht per se für Modernität stehen? Was haben Sie hier vor?
Das war er schon immer und wird er auch immer sein. Am Ende müssen wir uns mit den Themen immer weiter entwickeln. Das neue Präsidium bringt da viele neue Ideen mit, was auch auf den Verband abfärben wird. Der Verband wird von dieser neuen Zusammensetzung sehr profitieren. Da ich nicht das Präsidium bin, kann ich Ihnen aber keine Details verraten.

Welche Themen wollen Sie künftig stärker besetzen?
Wir wollen den ganzen Themenbereich der Digitalen Transformation stärker besetzen, sowohl in der Wirtschaft, als auch in der Lebenswelt der NutzerInnen. Das betrifft verschiedenste Branchen: Verwaltung, Gesundheit, Versicherungswirtschaft, Handel etc. Und natürlich auch das Dauerbrennerthema Datenschutz und Privatsphäre, das uns schon seit einigen Jahren beschäftigt und das es auch in Zukunft tun wird. Außerdem wollen wir uns stärker mit Künstlicher Intelligenz auseinander setzen sowie mit dem Thema New Work. Wir haben den Gremienbereich "Arbeitswelt der Zukunft", wo nicht nur, aber verstärkt durch Corona da eine ganze Menge passiert.

Ein Thema, das uns über die letzten Jahre schon begleitet hat, aber immer dringender wird, ist Nachwuchsförderung: Wie qualifiziert man Menschen für diese ganzen Themen? Wir brauchen Menschen, die sich mit diesen Themen in Unternehmen auseinander setzen und Konzepte entwickeln können. Und schließlich das Thema Diversity: Wie erhöhen wir den Frauenanteil in den Unternehmensführungen? Auch hier kann die digitale Wirtschaft noch Boden gut machen.

Welche Themen werden darüber hinaus die digitale Wirtschaft vorantreiben?
Das werden über die genannten Kernthemen Details sein, wie im Marketingumfeld die regulatorischen und technischen Themen: Cookies, Datenschutz und Privatsphäre. Das sind Dauerbrennerthemen, die uns noch in den kommenden Jahren beschäftigen werden und die nicht so schnell gelöst werden können, auch wenn das notwendig und wünschenswert wäre.

Ein weiteres Thema sind Datenstrategien in Unternehmen, das sich daran anschließt: Wie wird mit Daten in Branchen außerhalb des Marketings umgegangen? Hier ist auch die Frage, wie sich Geschäftsmodelle verändern und wie sich Unternehmen auf neue Wettbewerber einstellen - Stichwort: GAFA, die auch in angrenzende Bereiche vordringen und dann plötzlich zu Mobilitäts- und Kommunikationsanbietern werden. Das sind große Herausforderungen im digitalen Markt und ein Riesenthema, zu dem auch noch eine Menge Aufklärung notwendig ist und wo wir als Verband eine gute Rolle spielen können.

Mit der neuen Ampelkoalition soll auch endlich mehr Bewegung in die Digitalpolitik kommen. Was sind hier Ihre Erwartungen?
Wir haben im Frühjahr ein 10-Punkte-Programm formuliert   und schauen uns gerade den Koalitionsvertrag an, inwiefern unsere Forderungen darin enthalten sind. Auf den ersten Blick sieht es ganz gut aus. Der Vertrag greift zahlreiche positive Weichenstellungen für die Digitalisierung auf und setzt diese gemeinsam mit dem Klimaschutz an vorderste Stelle der Vorhaben für die nächste Legislaturperiode. Aber die Analyse läuft noch. Was wir aber sehen: Es gibt zum Thema Digitalisierung auf politischer Ebene inzwischen einen intensiveren Austausch mit der Wirtschaft, bei dem wir als Verband auch stärker einbezogen sind. Das ist gut, und wir wollen das weiter befördern und unseren Teil beitragen.

Sven Bornemann ist seit über 20 Jahren im digitalen Markt aktiv. Nach dem Studium der Wirtschaftsinformatik und Beratungstätigkeiten bei der Bertelsmann SE   widmete er sich als Geschäftsführer dem Aufbau und der Leitung mehrerer Digitalagenturen und IT- und Vermarktungsunternehmen, u.a. bei der Werbeholding WPP   und Axel Springer SE   . Nach einer geschäftsführenden Tätigkeit bei der Arbeitsgemeinschaft Online Forschung (AGOF)   baute er die European netID Foundation   als CEO auf. Er ist Partner der Anxo Management Consulting GmbH   .

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Diskussion:
Thorsten Ruhle

Von: Thorsten Ruhle, UrbanDivision, 30.11.2021

Zu: "Wir stehen im Digitalisierungs-Markt vor großen Veränderungen"

"Digitale Transformation"....puh...ein Buzzword sondergleichen...doch kaum Jemand vermag es mit sinnstiftenden Maßnahmen zu füllen....

Vorträge zum Thema:

  • Bild: Miriam Hennig
    Miriam Hennig
    (REWE Markt GmbH)

    THE GAME IS ON - Warum wir stärker aus der Zielgruppe heraus kommunizieren müssen

    Durch unser Mediennutzungsverhalten ist in den letzten Jahren aus einer Frontalbeschallung ein Dialog entstanden. Dadurch ist es umso wichtiger, dass Marken mit ihren Zielgruppen auf Augenhöhe sprechen und stärker aus ihren Bedürfnissen heraus kommunizieren. Das gilt insbesondere im Kontext der Arbeitgeberkommunikation, denn durch den Fachkräftemangel hat sich auch hier das "Machtgefüge" von Arbeitnehmer und -geber deutlich verändert. Wie das konkret aussehen kann und was das mit GAME zu tun hat, darüber möchte ich sprechen.

    Vortrag im Rahmen der DMEXCO Digital DialogStage 2023 am 20.09.23, 13:00 Uhr

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