Nachdem Apple
vor rund eineinhalb Wochen neue Maßnahmen im Kampf gegen Kinderpornografie angekündigt hat und dafür scharf in die Kritik genommen wurde (iBusiness berichtete
), versucht sich der Konzern zu rechtfertigen, indem er weitere Details zu der Funktion veröffentlicht. Am Kern ändert sich dadurch aber nichts, weshalb inzwischen auch JournalistInnen aus Deutschland die Funktion als eine Gefahr für die Pressefreiheit kritisieren.
Apple konkretisierte in einer Erklärung inzwischen, woher die Bildvorlagen stammen sollen und wann der "Alarm" ausgelöst wird. Demnach werden nur Bilder indiziert, wenn sie von mindestens zwei Kinderschutzorganisationen aus verschiedenen Ländern als kinderpornografisch eingestuft wurden. Damit soll verhindert werden, dass Organisationen Hashwerte anderer Abbildungen (etwa Kennzeichen oppositioneller Organisationen) einschmuggeln, um etwa Regimekritiker zu überwachen. Außerdem gab Apple bekannt, dass zunächst eine Schwelle von 30 Positiv-Funden überschritten werden muss, damit das System Alarm auslöst.
Kritisierte Funktionen unverändert
Nicht verändert wurde dagegen das sonstige Vorgehen: Mit iOS 15 will der Konzern dem Betriebssystem eine Liste mitgeben, in der die Hashwerte bekannter kinderpornografischer Abbildungen gespeichert sind. Dies entspricht in etwa Fingerabrücken der Bilder und ist absichtlich unscharf gehalten, so dass auch verfremdete Dateien erkannt werden.
Noch auf dem iPhone selbst prüft das System alle für den Upload in die iCloud vorgesehen Bilder (die dort verschlüsselt gespeichert sind) und markiert Treffer mit einem Zertifikat, so dass sie von Mitarbeitern geöffnet werden können. Diese sollen anschließend eine manuelle Prüfung vornehmen. Zunächst soll die Funktion nur in den USA freigeschaltet werden und nur Nutzer betreffen, die die iCloud verwenden.
Verbände fürchten um die Pressefreiheit
Inzwischen stimmen nun auch Journalistinnen und Journalisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in die Kritik an dem System ein. Sie sehen einen Verstoß gegen die Pressefreiheit. In einem gemeinsamen Appell fordert die
Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Redakteursausschüsse
aus Deutschland, der ORF-Redakteursrat, die
Schweizer Mediengewerkschaft
SSM sowie der
DJV
und die
Fachgruppe Medien in ver.di
die EU-Kommission und die österreichischen und deutschen Bundesinnenminister sowie die Datenschutzbeauftragten auf, gegen diese Pläne vorzugehen.
Auch wenn es zunächst um die Entdeckung kinderpornografische Bilder gehe, sei es auch ein Hilfsmittel, mit dem ein Unternehmen auf andere Daten von Nutzern auf deren eigenen Geräten zugreifen will. Dies könne in einer späteren Ausbaustufe auch Kontakte und vertrauliche Dokumente betreffen. Dies sei eine Gefahr für den Journalismus und ein eindeutiger Verstoß gegen die europäische Datenschutzgrundverordnung DSGVO, gegen die e-Privacy-Richtlinie und gegen Grundrechte.