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Rundruf

Werden wir in fünf bis zehn Jahren von Drohnen beliefert?

Schwirren am Himmel bald Paketdrohnen? (Foto: DPDHL) (Bild: DHL)
Schwirren am Himmel bald Paketdrohnen? (Foto: DPDHL)

14.08.2015 - Seit circa drei Jahren sind sie im Gespräch: Flugroboter als Paketauslieferer. Nun hat Amazon offenbar einen detaillierten Plan in den USA zum Patent angemeldet. Wir haben daher diesmal gefragt: Glauben Sie, dass wir in fünf bis zehn Jahren regelmäßig von Drohnen beliefert werden?

Wolfgang Bscheid, Mediascale, MünchenDa ich mir nicht vorstellen kann, wie die eigentliche Zustellung konkret erfolgen soll, glaube ich nicht daran, dass wir schon bald von Drohnen beliefert werden. Klingelt die Drohne bei mir an der Tür? Oder lässt sie das Paket einfach auf meinen Balkon fallen? Klar wird der Paketversand für den Handel der Zukunft noch mehr an Relevanz gewinnen, denn immer mehr Menschen bestellen online. Dann müsste Amazon ja ganze Geschwader in den Himmel schicken, und der wäre dann schwarz vor lauter Drohnen. Außerdem, wie schützt man diese Fluggeräte vor Vandalismus und Schrotflinten? Mich persönlich erinnert das Ganze an die Idee des CargoLifter, die 2002 begraben wurde.

Göran Göhring, Stagg & Friends, DüsseldorfGanz klar: Ja! Gerade aufgrund der Einführung des Mindestlohns ist es für Betreiber wie Amazon einfach geworden, einen belegbaren Kostenvergleich `Personalkosten versus Inves-titionen in Automatisierung´ zu ermitteln. Dies betrifft auch die Liefer- und Transportlogistik. Eine Drohne bringt Effizienz. Eine Drohne ist kundenorientiert und liefert, wann der Kunde wünscht. Eine Drohne hat keine Arbeitszeitbegrenzung und keinen Schichtbetrieb. Drohnen sind damit nur ein weiteres Beispiel der fortschreitenden Disruption durch Digitalisierung.

Wilfried Beeck, ePages, HamburgDie Technologiesprünge bei kommerziellen Drohnen sind enorm. Die wesentlichen Einsatzbereiche sind aber aktuell noch als Kameradrohnen sowie bei gewerblich genutzten Drohnen in der Landwirtschaft und Objektuntersuchung. Die wirtschaftlich sinnvolle Paketauslieferung beschränkt sich auf sehr spezielle Fälle wie Medikamentenlieferungen. Ich denke, wir werden zunächst eine Ausweitung in diesen Spezialbereichen sehen, bevor es zu einer größeren Akzeptanz von allgemeinen Drohnenlieferungen kommen kann. Ich kann mir derzeit auch noch nicht vorstellen, dass die Behörden den Drohneneinsatz im innerstädtischen Bereich überhaupt genehmigen würden, abgesehen von Notfällen wie medizinische Unfallversorgung.

Dorothe Eickholt, Asendia, TroisdorfIn den kommenden fünf bis zehn Jahren ist der kommerzielle Einsatz von Drohnen durchaus realistisch. Bereits heute ist es möglich, Drohnen etwa für Eiltransporte von Laborsendungen und in Notsituationen einzusetzen, beispielsweise in Gegenden, die nach einem Unwetter von der Außenwelt abgeschnitten sind.

Thomas Jajeh, Twago, BerlinAus technischer Sicht würde ich die Frage mit einem klaren "Ja" beantworten. Ich kann mir auch vorstellen, dass sich Bedenken hinsichtlich des Versicherungsschutzes und der Sicherheit praktisch lösen lassen. Ob die Lieferung durch Drohnen allerdings auf soziale Akzeptanz stößt, lässt sich schwer einschätzen, da Menschen seit jeher Angst vor technischem Fortschritt und Veränderung haben - insbesondere wenn sie sich durch diesen in ihrem privaten Umfeld bedrängt fühlen. Ob da fünf bis zehn Jahre ausreichen, wird sich zeigen.

André Richter, Mindbox, DresdenDrohnen als Paketlieferer sind in zehn Jahren absolut vorstellbar - wenn auch nicht gerade in Deutschland, sondern in Staaten, die stark durch Innovationsgeist und geringe Bevölkerungsdichte geprägt sind wie die skandinavischen Länder. Mir persönlich gefällt die Vorstellung eines fliegenden Drohnenkiosks bei Staus auf Autobahnen übrigens viel besser als die der Paketdrohnen.

Peter Krause, Triplesense Reply, Frankfurt a. M.Ich rechne mit einer starken Nutzung von Drohnen im B-to-B-Bereich - auf großen Werkanlagen, in Lagerhallen, in einem Umfeld also, in dem der Luftraum gut beherrschbar ist. Schon heute gibt es spannende Logistik-Anwendungen: Drohnen transportieren nicht nur Güter, sondern optimieren auch automatisierte Inventurprozesse auf Basis von Echtzeitdaten und selbst lernenden Systemen. Für den B-to-C-Einsatz stellen sich ähnlich große, zum Teil gesellschaftliche Fragen wie bei Self-Driving-Cars: Gibt es bald eine Versicherung gegen abstürzende Drohnen? Wird aus "plane spotting" bald der Volkssport "drone shooting"? Der B-to-B-Einsatz muss das Eis brechen und die öffentliche Meinung gewinnen.

Andreas Lenz, Yeebase Media, HannoverDie Entwicklung hängt vor allem von Rahmenbediungen wie Gesetzen, Versicherungen, Sicherheits- und Haftungsfragen ab. Aktuell könnten Drohnen technisch gesehen bereits Nutzlasten gut zwei Kilogramm transportieren. Nach Angaben von Amazon trifft dies scheinbar auf mehr als 80 Prozent aller Bestellungen zu. Noch bevor uns jedoch Drohnen zu Hause beliefern, werden uns aber vermutlich mittlere und schwere Lieferungen über selbstfahrende Autos erreichen.

Sven Korhummel, Cyperfection, Ludwigshafen am RheinDie unmittelbare Direktzustellung via Drohne: das Eldorado des Online-Versand- und stationären Handels. Allerdings gibt es einige regulatorische und Effizienzaspekte, die das Projekt Drohnen-Lieferung erschweren: Schon alleine die Zulassung für die jeweiligen nationalen Lufträume ist eine Herausforderung - etwa hat Amazon nur eine sehr eingeschränkte Erlaubnis für die USA erhalten. Niedrige Reichweiten- und Nutzlastkapazitäten sowie fehlende Allwettertauglichkeit und hohe Anschaffungs- und Unterhaltskosten der Fluggeräte sind weitere Faktoren, die erst noch gelöst werden müssen. Zudem besteht immer die Gefahr, dass die On-Board-Computer gehackt und die Drohnen so unter die Kontrolle von Kriminellen geraten könnten - vom einfachen Postdelikt bis zum Anschlag ist dann nichts auszuschließen. Daher ist die Drohnen-Lieferung aktuell sicherlich für PR-Zwecke nutzbar. Wir bei Cyperfection glauben aber aus Gründen der Praktikabilität nicht an regelmäßige Belieferung durch Drohnen - zumindest nicht in den nächsten fünf bis zehn Jahren.

Christian Marchsreiter, Smashdocs, MünchenIm Bereich der Paketzustellung wird sich in den nächsten Jahren eine Menge tun. Die E-Commerce-Branche befindet sich weiter in rasantem Wachstum. Auch die Ansprüche der Kunden nehmen zu. Die Zustellung soll schnell und direkt erfolgen, was dazu führen wird, dass die Zustellung per Drohne in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen wird. Wir stehen hier erst ganz am Anfang. Deshalb wird es eine flächendeckende Zustellung in Deutschland wohl eher erst in zehn Jahren geben. Der ländliche Raum wird hier an erster Stelle stehen.

Kevin Schüler, Domainfactory, Ismaning Mag sein, dass Lieferungen per Drohne irgendwann zu unserem Alltag gehören. Ich persönlich rechne jedoch damit, dass sich Social-Shipping-Konzepte, wie etwa PeerShip oder ManyShip sie verfolgen, schneller praktikabel umsetzbar sind. Ein Ansatz, dem ja auch Amazon mit der kürzlich angekündigten Crowdshipping-App nachgeht.

Stefanie Wagner-Fuhs, Namics, Frankfurt am MainBis 2030 bekommt der Ausspruch "Sie haben Post" eine neue Bedeutung. Was einst per Kurier kam, liefert dann eine Flotte von kleinen Drohnen. Kein Wunder: Denn in 15 Jahren hat sich das Einkaufsverhalten völlig verändert. Immer mehr Unternehmen wagen mit einem E-Shop den Sprung von der Offline- in die Online-Welt. Dazu gehören auch mobile Apps mit user-zentriertem Design - in der natürlich auch die Bestell-Funktion "Per Drohne" integriert ist. Voraussetzung bei all dem: Der Datenschutz muss gelockert werden. Komplett individualisierte Services funktionieren nur, wenn das Individuum bekannt ist. Wie nah wir der Zukunft schon sind, zeigte im letzten Jahr die Deutsche Post. Mit einer Botendrohne belieferte sie mehrere Monate lang eine Apotheke auf einer Nordsee-Insel.

Frank Geßner, 4Scotty, BerlinFür die nächsten fünf bis zehn Jahre sehe ich das definitiv nicht! Wir haben in Deutschland ein sehr gut funktionierendes Logistik- und Postsystem. Das ist einer der wichtigsten Erfolgsgründe, warum Deutschland im Versandhandel und E-Commerce so überdurchschnittlich stark ist. In Deutschland würden Drohnen mittelfristig noch zu teurer sein und stellen daher keine Konkurrenz zur Standardzustellung mit DHL, Hermes oder Fedex dar. In Ländern ohne zuverlässige Zustellung von online erworbenen Waren ist der Online-Einkauf dagegen bisher nicht oder kaum möglich. Hier sind Drohnen eine weit preiswertere Alternative als der Aufbau von komplexen Logistikketten und würden gigantische Potentiale und Umsätze im Online-Handel ermöglichen. Große Hoffnung habe ich in punkto Drohnen bei der Belieferung von weit entlegenen Regionen in Entwicklungsländern für Medikamente, Nahrung und allem, was dort dringend von Nöten ist. In Deutschland wird der Einsatz von Drohnen in bestimmten Spezialbereichen weiter stark ansteigen - etwa in der Filmtechnik, im Nachrichtenwesen oder bei der Sicherheitsüberwachung.

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